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Tagreinigung: Vorteile für alle

Am Reinigungstag referierte Frau Dr. Karin Sardadvar zum Thema Tagreinigung – mit Erfahrungen aus Österreich, Norwegen und Deutschland. Grundlagen des Vortrags bildeten ihre eigene Forschung in Österreich und Norwegen sowie der Austausch mit Projekten aus Deutschland.

Der Hintergrund: Weltweit haben Reinigungskräfte häufig atypische Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitszeiten. Vor allem in Europa sind Nachtarbeit, Tagesrandzeiten und geteilte Dienste verbreitet, also sehr früh in der Früh oder am späten Nachmittag und am Abend. Also auseinandergerissen Arbeitszeiten mit 2 Schichten an einem Tag. Vor allem in der Unterhaltsreinigung bzw. Büroreinigung gibt es in Europa diese fragmentierten atypischen Arbeitszeiten, Verbunden ist das mit dieser entstandenen Gewohnheit und Anforderung, dass Reinigungsarbeit „unsichtbar“ erfolgen soll. Daraus ergeben sich auch diese fragmentierten Arbeitszeiten.

Zumal mit Blick auf die Beschäftigten haben diese geteilten Dienste und atypischen Arbeitszeiten, wie wir wissen, viele negative Folgen:

  • Mehrfache Arbeitswege
  • Einschränkungen des Soziallebens
  • Einschränkungen des Familienlebens
  • Probleme mit Betreuungspflichten
  • Einschränkungen von Schlaf und Erholung 
  • Unfreiwillige Teilzeit – niedrige Einkommen und Pensionen
  • Sicherheitsrisiken in Verbindung mit geteilten Diensten
  • Geringe Sichtbarkeit – niedrige Anerkennung

Die Vorteile

Tagreinigung hat potentiell Vorteile für alle Beteiligten, nicht nur, aber wenn es gut eingeführt wird und einige Probleme umschifft, gibt es Vorteile für alle beteiligten Gruppen, sprich: für das Reinigungs- oder FM-Unternehmen, für das Kunden-Unternehmen und für die Beschäftigten. Vorteile für Kunden-Unternehmen zum beispielsweise: Man kann kann mit der Reinigungskraft schneller kommunizieren, wenn man zum Beispiel etwas ausgeschüttet hat, auch weniger Energieverbrauch kann ein Vorteil sein.

Für Reinigungsunternehmen besteht die Hoffnung, dass das ein Weg sein kann, den Personalmangel zu lindern, dafür gibt es auch sehr viele Anzeichen. Ein anderer Vorteil ist, dass neue Leistungsangebote untertags möglich sind.

Und für Beschäftigte würden einige Schwierigkeiten entfallen wie geteilte Dienste, die mehrfachen Arbeitswege oder die Probleme mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie.

Für Beschäftigte würden einige Schwierigkeiten entfallen wie geteilte Dienste mit den mehrfachen Arbeitswegen und Problemen mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. 

Potenziale und Definition 

KollegInnen von der Organisation „ArbeitGestalten“ aus Deutschland, die auch soweit Jahren untersuchen, wie man Tagreinigung durchführen kann, vor allem in Schulen in Berlin, haben auch in Zusammenarbeit mit Branchenfachleuten versucht, eine Definition von Tagreinigung zu erstellen. Eine Definition, die auch gleich beinhaltet, was es dafür für Voraussetzungen bräuchte. 

  1. Tägliche Arbeitszeit im Zeitfenster von 07:30 Uhr bis 16:00 Uhr, mindestens 60 Prozent der täglichen Arbeitszeit während des Objektbetriebs (definierte Ausnahmen sind möglich). 
  2. Anforderungen an Beschäftigte: Fähigkeit zur Kund*innenkommunikation, Kenntnisse der deutschen Sprache und Befähigung zur eigenverantwortlichen Entscheidung über Arbeitsabläufe. 
  3. Anforderungen an Unternehmen: a)Schulung der Beschäftigten (Objektleitungen, Vorarbeiter*innen und vor allem Reinigungskräfte) zu Kund*innenkommunikation, eigenständigem Handeln und zu deutscher Sprache; b) Schaffung von vollzeitnahen oder Vollzeitstellen; c) Etablierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements (mindestens die gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung). 
  4. Anforderungen an Kund*innenunternehmen/Nutzer*innen und beauftragende Institutionen: Einbeziehung aller Beteiligten in die Einführung der Tagreinigung.

Der Übergang zu Tagreinigung in Norwegen

In Norwegen ist über mehrere Jahrzehnte gelungen, sehr weitreichend zur Tagreinigung überzugehen. Und die Forschungen vor Ort haben gezeigt, wie das gelungen ist.

Zum einen im Rahmen von allgemeinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen wie Veränderungen der Bedeutung von Frauenerwerbstätigkeit sowie eine traditionell niedrige Arbeitslosigkeit in Norwegen.

Zum anderen über branchenspezifische Initiativen in Norwegen. So haben die dortigen Wirtschaftskammern mit der Wissenschaft sehr stark zusammengearbeitet, vor allem zum Thema Hygiene. Es ist zu einer Professionalisierung der Branche gekommen, die auch zu diesen Arbeitszeiten beigetragen hat. Und ganz wichtig war eine spezielle Form der sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit. Es gab eine starke Kooperation der Sozialpartner, unter Einbeziehung der KundInnen, und das erscheint uns einer der wesentlichen Punkte aus diesen Erfahrungen in Norwegen zu sein. Man hat außerdem in der sozialpartnerschaftlichen Arbeit die Sichtbarkeit der Reinigung als einen Teil der Arbeitsbedingungen festgehalten. Es wurde zum Kriterium gemacht.

Und bei „Sichtbarkeit“ ist man ganz schnell beim Thema Arbeitszeiten. Man hat in Norwegen dann die Arbeitszeiten, die von beiden sozialpartnerschaftlichen Seiten angestrebt sind, man in Norwegen dann explizit im Kollektivvertrag angeführt. Und – der öffentliche Sektor hat in Norwegen eine gewisse Vorbild- bzw. Pionierrolle eingenommen, die sich auch auf den privatwirtschaftlichen Bereich entsprechend ausgewirkt hat. 

Auch in Norwegen gibt es geteilte Dienste und Nachtdienste, aber es ist doch eine großflächige, langfristige Kulturveränderung erfolgt. 

Umsetzung: Erfahrungen aus Norwegen, Deutschland und Österreich 

Ein wichtiger Bereich für die Umsetzung von Tagreinigung ist der Bereich Kommunikation mit allen betroffenen bzw. einbezogenen Gruppen, wie vor allem Projekte in Deutschland in Schulen gezeigt haben. Weil man gesehen hat, wenn die Kunden nicht darauf vorbereitet werden, kann das auf dem Rücken der Reinigungskräfte so enden, dass diese dann in diesem täglichen Aufeinandertreffen schlecht behandelt werden. Das heißt, es ist unumgänglich, KundInnen darauf vorzubereiten, was da kommt, und die GebäudenutzerInnen und auch andere Beteiligte (in Schulen z.B. auch die Eltern) über die neue Organisation der Reinigung zu informieren. Dazu haben sich auch kleine Tools als hilfreich erwiesen, zum Beispiel Reinigungspläne für alle sichtbar aufzuhängen. Oder ein Reinigungsbuch verwenden, in dem eingetragen wird, was bereits gereinigt wurde und was ggf., weil der Raum besetzt war, morgen gemacht wird.

Vorbereitung der Gebäudenutzer (Beispiel Unternehmen) 

  • Gebäudenutzer einbeziehen, deren Zweifel und Sorgen ansprechen. Es gibt ja die „große Sorge“ ob der „Störungen im Büro“, wo aber – was Kunden oft nicht wissen – nicht 20 Minuten gereinigt wird, sondern nur wenige Minuten. Das sind Dinge, die man im Gespräch auch klären kann.  
  • Für Klarheit bezüglich des Vertrags sorgen, so dass jeder weiß, was in der Reinigung inbegriffen ist und was nicht.  
  • Organisatorische Veränderungen ankündigen, beispielsweise wenn sich das Recycling-System ändert, weil man auf Tagreinigung umsteigt. 
  • Im besten Fall wäre es schön, wenn die Reinigungskräfte im Kundenunternehmen als neue KollegInnen eingeführt würden

Befunde zur Umsetzung von Tagreinigung 

Wichtig ist auch das Thema Equipment und Technologien. Unter anderem das alte leidige Thema „Staubsauger“, die zu laut seien. Es gibt aber

  • geräuscharme Staubsauger 
  • versperrbare Reinigungswägen
  • Technologien, die die Zimmernutzung registrieren 
  • Gutscheinsysteme, um Zimmer später zu reinigen, wenn sie gerade verwendet werden.

Also Dinge, die sich auch schon bewährt haben.

Arbeitsabläufe und Kompetenzen

Thema Arbeitsabläufe und Kompetenzen, bei denen manches genutzt werden kann, manches muss aufgebaut werden: So ist schon viel Wissen der Reinigungskräfte vorhanden, wann welche Räume benutzt werden. Reinigungskräfte benötigen auch ausreichend Zeit, um qualitätsvoll reinigen zu können. Das heißt, hier kann es bei den Kompetenzen auch notwendig sein, in Kommunikation und Eigenständigkeit zu investieren.


Herausforderungen bei der Umsetzung von Tagreinigung

  • Manche Reinigungskräfte möchten keinen Kundenkontakt oder trauen ihn sich nicht zu 
  • Reinigungskräfte werden mitunter von KundInnen schlecht behandelt 
  • Fallstudie Österreich: Tagreinigung wurde eingeführt, aber es wurde immer noch erwartet, dass die ReinigerInnen unsichtbar bleiben – hoher Stress bis 8 Uhr 
  • Sprachkenntnisse – Problem und Lösung gleichzeitig: 
  • Learning on the job
  • Beispiel Norwegen: Zweierteams

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