So unterschiedlich die örtlichen und räumlichen Gegebenheiten sind, so unterschiedlich sind auch die dabei zum Einsatz kommenden Systeme.
Tauben nisten vorzugsweise an windgeschützten Orten wie Dachböden, Fenstersimsen, Gebäudeauskragungen oder Balkonen. Und da, wo eine Taube nistet, können sich neben dem Nachwuchs auch gefährliche Begleiter wie Zecken, Milben, Motten oder Parasiten einnisten. Taubenkot vermittelt nicht nur ein ungepflegtes Erscheinungsbild, sondern kann auch erhebliche materielle Schäden an Gebäuden und Fassaden verursachen. Die im Taubenkot enthaltene Harnsäure und Ammoniak ist ätzend und beschädigt selbst robuste Materialien wie Beton nachhaltig. Die effektivste und oft einzige Möglichkeit, um eine solche Situation zu bewältigen, sind Vergrämungsmaßnahmen, zum Beispiel Vernetzungen, welche Tauben davon abhalten, sich in geschlossenen Innenhöfen von Wohnhäusern niederzulassen. Diese Netze müssen von Fachleuten angebracht und regelmäßig gewartet werden.
Was gilt es zu beachten bei einer solchen Vernetzung? Ist das bei jedem Innenhof möglich? Nedim Mehmedovic, Teamleitung Taubenabwehr bei Attensam: „Grundsätzlich sind Vernetzungen größenmäßig nicht limitiert, Einschränkungen können aus baulichen Gegebenheiten resultieren. Die Netze sollten aus ästhetischen Gründen möglichst auf einer Ebene sein, unterschiedliche Höhen und Dachkanten können dabei herausfordernd sein. Eine Wartung ist im Normalfall nicht regelmäßig, sondern anlassbezogen notwendig – zum Beispiel wenn größere Gegenstände auf das Netz fallen.“
Die Maschenweite des Netzes ist so ausgelegt, dass die Vögel „ausgesperrt“ werden, sich aber nicht im Netz verfangen können. Bei einer fachgerechten Ausführung und Auswahl des richtigen Netzes kann es so montiert werden, dass es das Fassadenbild nicht stört.
Eine andere Möglichkeit, um diese Vögel abzuwehren, sind die bekannten Taubenspikes – auf Kunststoffleisten geklebte Metallspitzen –, die das Landen und Nisten der Tauben verhindern. Die gleiche Funktion wie Spikes haben „Spiralen“ und – optisch eine schöne und dezente Lösung – auch Spanndrahtsysteme „Diese werden vor allem dort angebracht, wo sich jemand an den Spitzen der Spikes verletzen könnte, beispielsweise an Fensterbrettern oder Geländern“, erklärt Mehmedovic.
Akustische Signale sind ebenfalls dazu geeignet, Tauben zu vertreiben. „Diese sind jedoch zwiespältig zu sehen“, so Mehmedovic, „denn sie werden auch von anderen Tieren, zum Beispiel Katzen wahrgenommen.“ Außerdem könne bei Stadttauben hier ein Gewöhnungseffekt einsetzen. Deshalb würden sie selten zum Einsatz kommen – meistens, wenn keine andere Lösung umsetzbar sei, wie bei Tiefgaragenzufahrten.
So unterschiedlich die örtlichen und räumlichen Gegebenheiten sind, so unterschiedlich sind auch die dabei zum Einsatz kommenden Systeme zur Taubenabwehr. „Ausgangspunkt ist daher eine fundierte objektbezogene Planung der Taubenabwehr“, betont man bei Rentokil. „Dabei berücksichtigen unsere Taubenabwehr-Experten bei einer Vor-Ort-Besichtigung alle entscheidungsrelevanten Faktoren wie zum Beispiel die individuelle Gebäudecharakteristik, Fassadenbeschaffenheit des Objekts und etwaige denkmalpflegerische Aspekte.“
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Auswahl geeigneter Systeme zur Taubenabwehr ist die Kenntnis über konditionierte Lebens- und Verhaltensgewohnheiten der Tiere. So unterscheidet Rentokil im Rahmen der Projektierung zwischen Brut- und Schlafplätzen, Anflug- und Tagesruheplätzen sowie dem jeweiligen Besiedlungsdruck der Tauben.
„Eine effektive Taubenabwehr sollte übrigens auch zu den festen Bestandteilen der Gebäudeplanung gehören“, weist man bei Anticimex darauf hin, dass dadurch Schwachstellen und schwierig umzusetzende Taubenabwehrmaßnahmen bereits im Vorfeld vorgebeugt und so unnötige Kosten vermieden werden können. „Für Bauträger ist es nämlich ärgerlich, wenn die vom Architekten konzipierten und erst kürzlich vollendeten Wohn- oder Bürogebäude bereits kurze Zeit später von Tauben besiedelt werden.“
Markus Karner, Branch & Sales Manager bei Anticimex, seit 12 Jahren für die Taubenabwehr in ganz Österreich verantwortlich:
Vernetzungen: Was sind da die besonderen Herausforderungen, was besonders zu beachten?
Besonders zu beachten sind die Ausführung des Rahmens und die individuelle Anpassung an das Gebäude damit auch ein 100% Schutz gewährleistet werden kann. Es gibt auch verschiedene Netze von transparent bis schwarz und verschiedene Maschenweiten ob es sich nun um Tauben oder Spatzen handelt. Auch Uv Schutz und din b1 flammhemmende Faktoren spielen je nach Gegebenheit einen Faktor. Auch, dass im Netz Wartungsöffnungen für Lichter und Brandmelder berücksichtigt werden. Optisch sollte das Netz auch mit der Architektur mitverlaufen.
Wie effektiv sind akustische Abwehrsignale?
Dies ist ein sehr heikles Thema, da akustische sowie visuelle Maßnahmen NUR präventiv nützlich sind. Wenn Tauben das Areal befliegen und sich ansiedeln wollen oder Futterplätze suchen, werden Sie durch die Signale abgeschirmt. Wenn jedoch bereits ein bestehendes Problem vor Ort herrscht und Tauben bereits sich angesiedelt haben oder Futterplätze kennen, werden Sie die akustischen und optischen Signale ignorieren und sich mit der Zeit daran gewöhnen. Daher die Schwierigkeit, dass solche Systeme nicht greifen wenn bereits ein Problem vor ist, jedoch niemand in Abwehranlagen investieren will solange es noch keines gibt.