KFZ_Reparatur

Schadensmanagement in der Praxis

Schäden am Fahrzeug sind immer unerfreulich, in der Fuhrparkflotte sind sie auch ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Schadensfälle richtig erkennen und beurteilen sowie Ansprüche sichern, ist ein zwischenzeitlich aufwändiges, aber optimierbares Procedere geworden.

Text Erika Hofbauer

Versicherungsprodukte werden schon einmal rasch verkauft – aber was genau braucht man wirklich? Gerade bei der Versicherung von Fuhrpark-Fahrzeugen ist eine Optimierungsstrategie angebracht.„Die

Henning Heise, Fleetconsulting
Henning Heise, Fleetconsulting

Haftpflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben“, erläutert Fuhrpark-Berater Henning Heise Standardregeln: „Hier empfehlen wir eine möglichst hohe Deckung, da das Prämienplus gegenüber der Standdeckung sehr gering ist, die höhere Deckungssumme das Unternehmen aber besser absichert.“ Bei Kollisionen mit einem Firmenwagen (vor allem größeren, bekannteren Firmen) neigen die Unfallbeteiligten schnell zu hohen Forderungen, weiß Heise, nach dem Motto: „Die können sich das locker leisten“. Insassen- und Rechtschutz kosten auch nicht sehr viel, sichern das Unternehmen aber wieder gut ab. Hier gilt es aber zu klären, ob diese Bereiche nicht bereits durch andere Versicherungspakete abgedeckt sind, rät der Fuhrpark-Experte zu mehr Überblick. Ratsam ist für ihn auch eine Versicherung für Dinge des persönlichen Bedarfs bzw. Dinge im Innenraum des Fahrzeugs: „Mitarbeiter haben meist mehrere Gegenstände im Auto, die wertvoll sind. Besonders gefährdet sind hier Fahrzeuge, die auch gebrandet sind, da oft vermutet wird, dass dann teure Muster oder Werkszeuge im Wagen sind.“ Einige Firmen sind daher vom Branding bzw. Wunschkennzeichen abgegangen (z.B. Sony), da es hier verstärkt Einbrüche gab, berichtet Heise weiter. Versicherungen haben diese komplexe Zielgruppe bereits seit geraumer im Fokus, wie beispielsweise die Wiener Städtische. „Im Firmenkundenbereich steigt das „one-stop-shopping“-Interesse“, erzählt Vorstandsdirektorin Doris Wendler.

Doris-Wendler
Doris Wendler, Wiener Städtische

„Der Kundenbedarf wird systematisch analysiert und das Angebot punktgenau zugeschnitten. Der Kunde profitiert hier doppelt: Einerseits kann er sich darauf verlassen, dass der Versicherungsschutz seinen Bedarf bestmöglich abdeckt, und andererseits, dass er tatsächlich nur für das bezahlt, was er auch benötigt.“ Bereits mit dem Fahrzeugkauf im Autohaus wird oft eine maßgeschneiderte Versicherungslösung nachgefragt, weiß Wendler.

Professionelles Schadenmanagement

René Dietzel, Innovation Group
René Dietzel, Innovation Group

René Dietzel, Key Account Manager der Innovation Group, einem Stuttgarter Schadensabwickler, weiß aufgrund Tausender bearbeiteter Versicherungsschäden im Fuhrpark-Bereich, was Kunden im Versicherungsbereich praxistauglich brauchen: „Neben der Kfz Haftpflichtversicherung, hat auch eine Voll- bzw. Teilkaskoversicherung ihre Vorteile: Man kann die Fuhrpark-Kosten planen und Risiko reduzieren.“ Bei selbstverursachten Schäden kann für große Fuhrparks, also jene über 500 Fahrzeuge, eine Prüfung lohnenswert sein, ob man in die Eigentragung wechselt, analysiert Dietzel. Ein professionelles Schadenmanagement hilft, eine fundierte Grundlage für Reparaturen zu schaffen und die Kosten im Blick zu behalten, bewirbt Dietzel seine Leistungen als Schadensabwickler.

Manfred Tutschek, ISS Austria  Holding GmbH
Manfred Tutschek, ISS Austria
Holding GmbH

Auch Manfred Tutschek, Senior Specialist Fleet bei der ISS Austria Holding GmbH, kennt die Feinheiten der Kfz-Versicherungsdeckung: „Die Haftpflicht ist für den Betrieb auf öffentlicher Straße obligatorisch. Sie deckt die Schäden, die bei anderen verursacht werden. Oft ist es erstaunlich, was man alles mit einem Kfz beschädigen kann, sodass nicht nur Schäden an anderen Fahrzeugen gedeckt sind.“ Eine Teil- oder Vollkasko deckt die eigenverursachten Schäden am eigenen Auto und ermöglicht ein sorgenfreies Leben, so Tutschek: „Die Fahrer haben oft keine Vorstellung, welche Kosten eine Karosseriereparatur selbst schon bei Kleinigkeiten verursacht. Da dies in weiterer Folge auch hohe Prämien bedeuteten kann, haben vor allem Großflotten keine Kasko abgeschlossen.“ Auch Tutschek empfiehlt, Rechtschutz, Insassenunfall und persönlichen Bedarf in der Kasko zu haben: „Sie sind im Einzelfall sehr hilfreich, sie werden aber nicht oft gebraucht. Dadurch haben diese Versicherungsarten oft keinen Platz im Fuhrparkbudget.“ Autoinhaltsversicherungen, die den Wert von gestohlenen Gegenständen wie Werkzeug aus einem Technikerfahrzeug, decken, sieht der Flottenspezialist differenziert: „Die Prämie dafür ist gerne deutlich höher als die Summe der entstandenen Schäden. Ein Garagenplatz oder zumindest ein Zusatzschloss sollte angedacht werden, wenn regelmäßig in das gleiche Fahrzeug eingebrochen wird.“
Ansprüche erkennen
Der Tipp klingt einfach: „Fuhrparkbetreiber sollten vor Unterzeichnung des Versicherungsvertrages die im Vertrag angeführten Punkte genau hinterfragen. Das Angebot muss immer individuell auf die Bedürfnisse abgestimmt werden“, erzählt Wiener Städtische-Vorstandsdirektorin Wendler vom üblichen Procedere: „Wir führen gemeinsam mit dem Kunden eine Fuhrparkanalyse durch, sodass aufgrund der dokumentierten Schadenserfahrung Optimierungsmaßnahmen – beispielsweise eine Schulung einzelner Fahrer, die Entschärfung bestimmter Risikosituationen – zur Reduktion des Schadensaufwandes und damit der Prämie für unseren Kunden erzielt werden können.“ Dass einige Schadensereignisse ziemlich kompliziert werden können, weiß auch ISS-Flottenexperte Tutschek: „Einer meiner Lieblingssätze ist nach wie vor: „Unser Auto ist auf ein Haus gefallen…“. Wenn im Unternehmen das Know-how und die Routine für die Abwicklung von Schäden sowie technisches Fachwissen für Karosseriereparaturen nicht entsprechend vorhanden ist, empfiehlt es sich, Hilfe von außen zu holen, ist Tutschek überzeugt.
Auch Innovation Group-Experte Dietzel setzt auf Struktur und Erfahrung: „Zunächst geht es um die Feststellung, selbstverschuldeter oder fremdverschuldeter Schaden. Eine lückenlose Dokumentation mit Lichtbildern, Aussagen, Zeugen, Gutachten ist ebenfalls empfehlenswert.“ Für die Durchsetzung von Ansprüchen Dritten gegenüber – also bei fremdverschuldeten Schäden – ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, weiß Dietzel: „Die Rechtslage ist für Geschädigte nicht immer leicht einzuschätzen. Daher können mit fremder Hilfe – z.B. einem Schadenmanager – Ansprüche besser vollumfänglich und schneller durchgesetzt werden.“

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