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Reinigungsroboter nehmen Fahrt auf

Inwieweit hat die Automatisierung auch in der Reinigung im Gesundheitswesen Einzug gehalten? Ein Rundruf in der Branche.

Mag. Gunther Weber, Geschäftsführer von Janus Healthcare:

Gunther-Weber„Dussmann bzw. Janus hat bereits früh begonnen, digitale Tools in vielen Dien­­­st­leistungen ein­zusetzen – in der Reinigung, im Sicherheitsdienst und in der Verpflegung. Die Automatisierung bzw. Digitalisierung hält selbstverständlich auch in der Reinigung im Gesundheitswesen Einzug. Speziell im Bereich der Leistungsdokumentation und der Abrechnung erfolgter Leistungen hat sich dadurch in den letzten Jahren vieles verändert:

Schnittstellen zu Kunden wurden vereinheitlicht und die Verarbeitung der enormen Datenmengen teilweise EDV-unterstützt automatisiert. Durchgeführte Reinigungen werden mittels spezieller Programme erfasst und gegenüber den Kunden dokumentiert. Die Qualitätskontrollen und das zugehörige Qualitätsmanagement wurden durch erfolgte Digitalisierungsmaßnahmen aufgewertet und verbessert.

Das Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen erfolgt über das elektronische Qualitätsüberprüfungssystem „e-QSS“. Dabei wird die Checkliste auf einem Personal Digital Assistant (PDA) installiert, mit dem die Kontrollen elektronisch direkt vor Ort erfasst werden können. Die Software erstellt innerhalb kurzer Zeit online eine Protokollliste, die jederzeit online abrufbar ist. Die erreichte Qualität wird in Prozenten angegeben und dieses Ergebnis wird zusätzlich graphisch aufbereitet. Die elektronische Qualitätsüberprüfung bringt mehrere Vorteile mit sich: Langwieriges Auswerten gehört der Vergangenheit an und die Ergebnisse können kontinuierlich dokumentiert und besser miteinander verglichen werden. Da sich Qualitätsänderungen nun eindeutig messen und ablesen lassen, entsteht zudem für die Mitarbeiter eine höhere Motivation, bei der nächsten Kontrolle ein noch besseres Ergebnis erzielen zu wollen. Im Pflegebereich erhalten wir für das Qualitätsmanagement Zugang zu den von den Kunden verwendeten Systemen zur Leistungsdokumentation wie beispielsweise Vivendi.

Wo wirtschaftlich sinnvoll, setzen wir auch Reinigungsroboter in der Bodenreinigung ein. Im Gesundheitswesen sind wir in diversen Gesprächen und erwarten uns heuer noch Weiterentwicklungen.“


Neues Berufsfeld entstanden

Thomas Meindorfer, Leiters Technik MARKAS:

Thomas-Meindorfer-Markas„Digitalisierung und Robotics sind aus unserer Branche nicht mehr wegzudenken. Während wir schon seit vielen Jahren administrative Prozesse digital abwickeln, hat der Bereich Robotics in den beiden letzten Jahren so richtig an Fahrt aufgenommen. Vor allem aufgrund des immer größer werdenden Personalmangels schreitet die Entwicklung autonomer Reinigungsmethoden rasch voran. Die Einsatzmöglichkeiten (teil-)autonomer Reinigungsmaschinen werden immer praxisorientierter und realitätsnaher, weshalb auch wir uns bei Markas intensiv in unserer Innovationsabteilung mit dieser Entwicklung auseinandersetzen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Einsatz dieser neuen Geräte und Maschinen Einfluss auf weitere Prozesse hat: Reinigungszeiten – vor allem für die automatisierte Bodenreinigung – werden sich ändern, die digitale Unterstützung für die Objektmanager*innen ist immer mehr im Vormarsch, sowohl Raumbücher als auch Leistungsverzeichnisse werden in einfacher und übersichtlicher Form digital verfügbar und die Automatisierung von Desinfektionsmaßnahmen wird ebenfalls schon intensiv getestet. Die große Herausforderung in diesem Kontext stellt das Zusammenspiel zwischen diesen neuen Technologien und den Reinigungskräften dar. Aus diesem Kontext heraus ist sogar ein neues Berufsfeld entstanden: Eigene Spezialisten kümmern sich als Experten vor Ort um die Geräte und managen und servicieren diese. 

Zusätzlich wird spannend, wie der Einsatz von Robotics – vor allem in der öffentlichen Vergabe – geregelt werden kann und wie hier auch ein ÖNORM-konformer Kalkulationsansatz für autonome Reinigungsgeräte gefunden wird, der sowohl Auftraggeber als auf Dienstleister Rechtssicherheit gibt.“


Vollkommen autarke Maschinen nicht am Markt verfügbar

Martin Hölscher, DGKP/HFK/Desinfektor, Prokurist med-serv:

Martin-Hoelscher„Als Gesamtdienstleiter im Gesundheitswesen sind wir stets an Innovationen interessiert, die einerseits die herausfordernde Arbeit unserer Mit­ar­bei­ter:innen erleichtern, das Reinigungsergebnis optimieren und natürlich auch der Wirt­schaftlichkeit gerecht werden.

Automatisierung in der Reinigung von Gesundheitseinrichtungen setzt ein nahtloses Ineinandergreifen von Prozessen zwischen Kund:innen, Lieferant:innen, Anwendungstechniker:innen und uns als Med-Serv voraus. Die Evaluierung der örtlichen Gegebenheiten, die Abstimmung mit den Vorgaben bezüglich Hygiene, Risiko- bzw. Qualitätsmanagement und die Kosten-/Nutzenrechnung steht am Anfang eines möglichen Einsatzes.

Um das Risiko für Kund:innen (Pa­tient­:innen, Klient:innen) und Mit­ar­bei­ter:innen selbst zu verhindern oder möglichst zu vermeiden, sind die Anforderungen an diese Geräte/Maschinen sehr hoch. Auch wenn es überwiegend Vorteile beim Einsatz automatisierter Verfahren gegeben sind, bleibt häufig eine gewisse Unsicherheit bei unseren Mitarbeiter:innen bestehen, dass gewisse Aufgaben nun „von Maschinen“ übernommen werden sollen und der eigene Arbeitsplatz gefährdet ist.

Diese Sorgen versuchen wir in Schulungen auszuräumen und zu entkräften – insbesondere sind vollkommen autarke Maschinen/Geräte nicht am Markt verfügbar. 

Noch kann kein Roboter auf einen Liftknopf drücken und selbstständig an eine neue Reinigungsstätte fahren. Aufrüsten/Befüllen, Reinigung & Desinfektion der Maschinen/Geräte, Wartungs- und Servicemaßnahmen, Überprüfungen / Steuerung sind nur einige Punkte, die (vorerst) weiterhin von Menschen durchgeführt werden müssen.

Unserer Reinigungskräfte und Servicedienstpersonal in den Gesundheitseinrichtungen stehen sehr eng in persönlichem Kontakt zu medizinischem Personal und Patient:innen/Klient:innen – diese Beziehungen dienen dem Wohlbefinden und im Idealfall rascheren Genesung, der Aufrechterhaltung der Sauberkeit & Hygiene (z.B. Vermeidung von nosokomialen Infektionen), sowie der Identifikation unserer Mitarbeiter:innen mit unseren Auftraggeber:innen.

Die Aufgaben im Bereich der „Reinigung im Gesundheitswesen“ verändern sich langsam und stetig. Als Dienstleister in diesem Segment steht für uns jedoch immer der Faktor Mensch im Vordergrund.“


Entlastung der menschlichen Arbeitskraft

KR Viktor Wagner, Geschäftsführer REIWAG:

Wagner_Viktor„Sofort nach Einsetzen der Pandemie haben wir einen Roboter mit UV-Strahlen in der Krankenhausreinigung eingesetzt.

Die technologisch weiterentwickelte UV-Desinfektion mittels autonom fahrenden Roboter ermöglicht es in wenigen Minuten, bei Bedarf den Reinheitsgrad eines OP-Raumes zu gewährleisten. Ist dies nicht erforderlich, wird entsprechend dem Kundenwunsch die jeweilige Intensität sowie Verweildauer des Roboters individuell angepasst. Wird ein Raum desinfiziert, muss dieser frei von Personen sein und kann nach Abschluss der Dienstleistung direkt wieder ohne Bedenken genutzt werden. Die effiziente Wirksamkeit wurde im Zuge eines externen und unabhängigen Gutachtens in Zusammenarbeit mit der Wiener Privatklinik erfolgreich nachgewiesen. 

Über den Einsatz unserer „Franziska“, des Reinigungsroboters von LionsBot aus Singapur, in Spitälern wurde in vielen Medien berichtet. Wir sind überzeugt, dass Roboter in der Reinigungsindustrie die menschliche Arbeitskraft immer mehr entlasten wird.“


Robotik, die moderne Assistenz der Reinigungskraft

Ursula Simacek, CEO und Miteigentümerin der SIMACEK Gruppe:

„Die Erbringung von Reinigungsleistungen im Gesund­heits­wesen heißt gerade für uns als Dienst­leister im Wesentlichen:

  • Sicherstellung der Zufriedenheit der Auf­trag­geber:in, aber vor allem auch der Nutzer (Patient:innen, Be­sucher­:innen, Mitarbeiter:innen)
  • Konsequente Einhaltung aller Hygienestandards und Sicherheits­vor­schriften
  • Monitoring unserer Leistung 
  • Bereitstellung von qualifiziertem Personal 
  • Berücksichtigung der Nachhaltigkeitskritierien sowohl auf unserer Seite als auch auf Seiten des/r Auftraggeber:in
  • Kostenoptimierung gerade aufseiten des/r Auftraggeber:in

SimacekIn allen diesen Punkten kann die Digitalisierung und auch die Robotik unterstützen. Wir sehen uns aktuell mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Hier kann Robotik als unterstützende Maßnahme Hilfestellung leisten, Personal zu entlasten. Die Robotik dient als moderne Assistenz der Reinigungskraft und nimmt oftmals belastende Routinetätigkeiten ab, wo dies möglich ist. Der Einsatz der automatisierten Reinigung kann auf großen Flächen erfolgen, bspw. auf Gängen oder in Foyers. Der wesentliche Punkt dabei ist aber: Die Reinigungskraft kann sich stärker den neuralgischen Punkten wie Patientenzimmer oder Ambulanzen widmen. Damit erreichen wir eine Steigerung der Effizienz, eine Steigerung der Qualität in der manuellen Reinigung und nicht zuletzt auch eine Entlastung unserer Reinigungskräfte. Das steigert im weitesten Sinne auch die Attraktivität des Reinigungsjobs zumindest in Teilen. Wichtig bleibt dennoch, auf die tatsächlichen Bedarfe des Objekts einzugehen. In Zusammenarbeit mit Kund:innen und auch unseren Reinigungskräften testen wir laufend die neuesten Innovationen leiten davon mögliche Einsatzbereiche, Effizienzsteigerungen und Qualitätssteigerungen ab. Robotik Lösungen sind gekommen, um zu bleiben. Wir verfolgen gespannt die Weiterentwicklung.“ 


Erhöhte Präzision und Konsistenz bei der Reinigung

Michael Freitag, Geschäftsführer Sodexo Service Solutions Austria und CEO Healthcare & Seniors Sodexo Deutschland und Österreich:

Michael-Freitag„Vorweg: Eine bessere Zukunft hängt von den Entscheidungen ab, die wir heute treffen. Und von den Maßnahmen, die wir ergreifen. Sodexo ist laufend bemüht, innovative Lösungen zu finden, um den Alltag unserer Kund:innen und End­kon­su­ment­:innen zu verbessern und unseren Mit­ar­bei­ter:­innen den Rücken zu stärken.

Reinigung im Gesundheitsbereich muss ausnahmslos auf hohem Niveau erfolgen, um den Schutz der Patient:innen und Mitarbeitenden zu gewährleisten. Sodexo nutzt hier Roboter als Partner in der Reinigung, wir sprechen hier deshalb von „Cobotic“. In sensibleren Bereichen setzen wir im Rahmen der Grund- und Schlussdesinfektion UV-C Roboter ein, die UV-Licht von hoher Intensität in kurzer Zeit aussenden. UV-Licht ist unter anderem in der Lage rund 99,9 % der in Aerosolen vorhandenen Coronaviren abzutöten. Die Reinigung und Desinfektion spielen eine zentrale Rolle bei der Reduzierung von im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Die rechtzeitige und angemessene Entfernung von Krankheitserregern aus der Umgebung führt zu messbaren klinischen Vorteilen für Patient:innen. Hinsichtlich Desinfektionsmittel müssen die Toxizität und ihre Rolle bei der Ausbreitung von Kreuzresistenzen berücksichtigt werden. UV-Licht statt herkömmlicher Desinfektionsmittel zu nutzen, spart außerdem Ressourcen, da hier kein Wasser und Reinigungsmittel verbraucht wird.

Die „Cobotic“ unterstützt auch unsere Mitarbeiter:innen dabei, sich bei ihrer Arbeit auf kritische Bereiche fokussieren zu können. Indem beispielsweise die Reinigung und Desinfektion des Bodens mithilfe von Bodenreinigungs-Robotern automatisiert werden, können sich Reinigungskräfte auf Tätigkeiten in Patient:innennähe konzentrieren. Darüber hinaus ermöglichen die Roboter, dass automatisch in einer konsistenten Regelmäßigkeit gereinigt wird. Durch die erhöhte Präzision und Konsistenz bei der Reinigung wird die Qualität und Produktivität gesteigert. Einer dieser Roboter ist für Sodexo bereits an einem Standort in Feldkirch im Einsatz, Modelle an weiteren Standorten sollen folgen. 

In Toiletten-Räumen können smarte Abfalleimer dazu verhelfen, Plastik zu sparen und darüber hinaus die Hygiene zu erhöhen. Diese Abfalleimer komprimieren automatisch die Papierhandtücher, wenn sie voll sind und schaffen so Platz für mehr Abfall und reduzieren gleichzeitig den Zeitaufwand unserer Mitarbeiter:innen.

Wenn wir von smarten Systemen sprechen, setzen wir auch auf sensorbasierte Technologien, die neben der Messung von Besucherströmen auch eine Echtzeit-Lokalisierung von medizinischen Geräten und Personen ermöglichen. Diese Systeme sind auch als Real-Time Location Systems, sprich „GPS für Innenräume“ bekannt. Im Verbund mit weiteren Monitoringsystemen wie der Bewertung des Hygienestatus durch biochemische Oberflächentestung entsteht ein modulares System, das sich effizient in das bestehende Hygieneregime von Krankenhäusern integrieren lässt.

Unser „Vital Spaces“-Ansatz ermöglicht unseren Kund:innen, Mensch, Immobilie und Umgebung ganzheitlich zu betrachten, so alle Berührungspunkte zu erkennen und die Reinigungsstrategie zu optimieren. Gesundheitseinrichtungen können so mithilfe von „Vital Spaces“ für ihre Mitarbeiter:innen den Arbeitsplatz und für ihre Patient:innen den Aufenthalt möglichst sicher und hygienisch gestalten.“ 

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