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Machbar ist alles

Von den vorhandenen Methoden zur Kaugummientfernung gilt es je nach Verschmutzungsgrad und Bodenbeschaffenheit jeweils die geeignetste einzusetzen.

Text: Hansjörg Preims

Kaugummi im Parlament? Nein, nicht in den Mündern gelangweilter Parlamentarier, sondern als Gegenstand im Zusammenhang mit Sparmaßnahmen. So geschehen vor ein paar Jahren in Spanien, mitten in der Euro-Krise, als die spanische Regierung unter anderem sich auch dazu entschlossen hat, das Kaugummiproblem in Angriff zu nehmen, um die Kosten für die Entfernung dieser allerorten sorglos ausgespuckten Süßwaren zu reduzieren. Immerhin jährliche Kosten in Millionenhöhe. So wurde also eine Richtlinie beschlossen, welche die Zusammensetzung von Kaugummi reglementiert, sprich: spanische Kaugummis sollten auf einem Copolymer aus Vinylacetat und Vinyllauraten basieren, was viel weniger kleben und die Reinigung deutlich vereinfachen sollte. Es durfte allerdings auch bezweifelt werden, dass der Effekt auf den öffentlichen Plätzen Spaniens wirklich deutlich spürbar sein würde, da die neuen Richtlinien nur für in Spanien produzierte Kaugummis galten und die großen internationalen Marktführer davon nicht betroffen waren.

Nun beschäftigt sich auch die Lebensmittelforschung schon lange mit diesem untrennbar mit der Entsorgungsthematik verknüpften Problem. Von einer britischen Firma gibt es bereits ein – nach Unternehmensangaben – leicht zu entfernendes und biologisch abbaubares Kaugummi-Polymer. Produkte auf dieser Basis sollen nach nur zwei bis drei Jahren rückstandslos abgebaut sein – auf Gehsteigen klebend schon nach weniger als zwei Jahren.

Die klassische mühsame und kostenintensive Kaugummientfernung ist damit aber noch lange nicht überflüssig geworden. Wobei es gilt, von den vorhandenen Methoden je nach Verschmutzungsgrad und Anzahl der zu entfernenden Kaugummis jeweils die geeignetste einzusetzen. Da gibt es zum einen, vereinfacht ausgedrückt, die ‚Eis-Methode’. Der Kaugummi wird eingefroren und lässt sich dann relativ einfach vom Boden entfernen. Anders formuliert: Kaltmethode mit flüssiger Luft, wobei Kaugummis mit flüssiger Luft mit minus 197°C schockartig eingefroren und anschließend mittels eines Hammers zerschlagen werden. Die wegspringenden Kaugummiteilchen müssen sofort aufgesaugt werden. Der Vorteil dieser Methode: Sie ist schnell und effektiv und kann auch auf Textilböden angewendet werden. Ihr Nachteil: Sie funktioniert nicht auf kälteempfindlichen Untergründen wie Granit.

Methode Nummer zwei: Die Kaugummibereiche werden mit extremem Druck und heißem Wasser abgelöst, wofür es spezielle Fahrzeuge gibt. Und Variante drei für hartnäckige, sehr mit dem Boden verbundene Reste ist das Strahlsystem, ähnlich einer Sandstrahlung. Durch die Reibung wird der Kaugummi losgelöst.

Die Dampfstrahler-Methode ist die letzte Errungenschaft. Dabei wird der Kaugummi mittels Dampfstrahl erweicht und abgelöst. Das funktioniert aber nur, wenn der zu verdampfenden Flüssigkeit – meist Wasser – ein tensidhaltiges Mittel zugesetzt wird. Experten sehen in dieser Anwendung den Vorteil, dass rasch größere Flächen behandelt werden können, aber auch den Nachteil, dass zwei Arbeiter notwendig sind und das Gerät relativ lange braucht, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Und es ist auch nicht ganz ungefährlich, hat der Dampf doch meist eine Temperatur über 70°C.

Erwartetes Ergebnis mit dem Kunden festlegen

Mitunter wird aber auch die Dampfstrahl-Alternative mittels Niederdruckgerät gewählt, welche als besonders oberflächen- und umweltschonend erachtet wird und Kaugummi- und Grobverschmutzungen auf horizontalen Oberflächen schnell und wirtschaftlich entfernt. Der Kaugummi wird mit 180 Grad heißem Dampf und 5 bar Dampfdruck gelöst. Da ohne Hochdruck gearbeitet wird, werden keine Pflasterfugen ausgehöhlt und es wird kein Schmutz aufgespritzt. Der laufende Geschäftsbetrieb bleibt ungestört, ein weiterer Vorteil ist der geringe Wasserverbrauch.

Eine weitere Variante ist die Lösungsmittelmethode, wo etwa mit Tetrahydrofuranen oder Ethylacetat Lösungsmittel zum Einsatz kommen, die sehr langsam wirken und den Kaugummi vorerst nur anlösen. Das Unternehmen Fabachem etwa bietet ein solches Mittel zur Entfernung von hartnäckigem Kaugummi und Flecken auf Stein und alkoholfesten Untergründen an. Aufgrund des Einsaug­effektes eignet es sich nicht für Teppiche und Textilien. Fabachem-Chef Franz Josef Astleithner (NÖ Innungsmeister) zum Vorteil dieser Methode: „Sie ist die schwächste.“ Ihr Nachteil: Sie sei zeit- und geruchsintensiv und nicht ungefährlich. Astleithner empfiehlt, bei kleineren Verschmutzungen die Kältemethode anzuwenden und bei größeren die Dampfstrahlmethode.

Das Problem sind aber nicht nur die Kaugummis, sondern auch das Erscheinungsbild, das sie hinterlassen. Bleiben sie am Boden kleben, verursachen sie dunkle Flecken. Schließlich zieht der Kaugummi den Schmutz an. Wird er entfernt, tritt anstelle des dunklen ein heller Fleck. Alle Verkehrsflächen sind, auch wenn man es nicht gleich sieht, mehr oder weniger stark verunreinigt. Damit ergibt sich, dort wo der Kaugummi entfernt wird, eine schöne, saubere Stelle, die sich natürlich optisch stark vom übrigen Bereich abhebt. Will man es gründlich angehen, ist daher eine komplette Reinigung auch der anderen Bereiche notwendig. Machbar ist schließlich alles, natürlich abhängig von entsprechenden Kosten. Daher ist es wichtig, mit dem Kunden die Leistung und deren Umsetzung zu besprechen, um die Bedarfssituation und Erwartungshaltung – also das Ergebnis – genau festzulegen.

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