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Krankenhausreinigung: Tendenz weiterRichtung Outsourcing

Neu ist, Pflegekräfte mehr und mehr von pflegefernen Tätigkeiten entlasten zu wollen – und auch zu müssen, Stichwort Fachkräftemangel im Pflegebereich.

Martin Micheli, Geschäftsführer von process design consultants (pdc)

Wie tickt Österreich bei der Frage, Krankenhausreinigung mit Eigenpersonal oder outsourcen? Martin Micheli, Geschäftsführer von process design consultants (pdc)*: „Wir nehmen wahr, dass die Tendenz weiterhin Richtung Outsourcing geht. Mittlerweile ist hier aber ein Abdeckungsgrad erreicht, eine gewisse Outsourcing-Marktsättigung, die Zuwachsraten naturgemäß geringer werden lässt.“ In vielen Krankenhäusern habe man noch einen Mischbetrieb aus Eigen- und Fremdreinigung, und auch in diesen Häusern könne man feststellen, dass es sukzessive Richtung Fremdreinigung weitergehe. Auch kurzfristige Bedarfssituationen wie Krankenstandsabdeckungen des Eigenpersonals würden gerne immer mehr mit Fremdpersonal abgedeckt. Kommen auch in den patientennahen Bereichen Fremddienstleister immer mehr zum Zug? „Es gibt hier je nach Auftraggeber unterschiedliche Strategien. Manche Auftraggeber wollen den so genannten sensiblen Bereich – OP-Säle, Intensivstationen – im Eigenbetrieb reinigen und den weniger sensiblen Bereich wie normale Pflegestationen und Verwaltungsbereiche fremdvergeben. Es gibt aber auch den gegenteiligen Ansatz“, sagt Michael Stadtschreiber, Senior Berater bei pdc.

Auftraggeber überlegen, pflegeferne Tätigkeiten mehr und mehr anderen Berufsgruppen zu übertragen.

Pflegekräfte entlasten

Was definitiv neu ist und worauf die pdc-Beratungsexperten auch hinweisen, ist die Tendenz, Pflegekräfte mehr und mehr von pflegefernen Tätigkeiten entlasten zu wollen und auch zu müssen – Stichwort Fachkräftemangel im Pflegebereich. Deshalb überlegen Auftraggeber, diese pflegefernen Tätigkeiten mehr und mehr anderen Berufsgruppen zu übertragen. „In der einfachsten Form sind das hauswirtschaftliche Dienste abseits vom Reinigen, zum Beispiel Besprechungszimmer-Service oder Bettenmachen in Ärztedienst-Zimmern. Das können aber auch logistische Dienstleistungen wie Transport- und Botendienste oder Stationslagerbetreuung sein, so dass Hilfspersonal Wäschelager oder Verbrauchsmaterial-Lager für die Station verwaltet“, so Micheli. Das könne sogar in sehr patientenbezogene Dienstleistungen hineinreichen, zum Beispiel Bettenmachen in Patientenzimmern, Speisenverteilung, Sonderklasse-Service, Getränkeservice. Diese Tätigkeiten würden also Zug um Zug aus der Pflege herausgelöst und damit natürlich auch zu einem Outsourcing-Thema. Wobei man aber, so Micheli weiter, auch in diesem Bereich eine zweigeteilte Situation in Österreich habe: „Die einen Krankenhäuser, die das outsourcen, und andere, die dafür eine eigene Organisationseinheit abseits der Pflege mir qualifiziertem Personal selbst aufbauen. Dies hänge auch etwas von der Größe des Krankenhausträgers ab: „Je größer ein Unternehmen ist, desto eher hat es die Möglichkeit, qualifizierte Eigenleistung und auch Know how aufzubauen.“ Kleinere hätten diese Möglichkeit oft nicht und müssten sich am Markt bedienen, vor allem was das Know how betreffe. 

Eigenreinigung versus Fremdreinigung wird kontrovers diskutiert

Eigenreinigung oder Fremdreinigung, jeweils pro & contra – was hört man diesbezüglich aus den Krankenhäusern? Micheli: „Wir nehmen das als sehr kontroverse Diskussion wahr. Es sind dabei immer die gleichen Themen, die pro & contra diskutiert werden. Zum einen der ganz große Block der Kosten, Kosten im Sinne von Stundensätzen, von Fehlzeiten, aber auch Kosten im Sinne von Produktivität bzw. Flächenleistung, die eine maßgebliche Rolle spielen in der Entscheidung, ob man Eigen- oder Fremdreinigung bevorzugt.“ Ganz wesentlich dabei sei auch das Thema der Möglichkeiten bei Leistungsmängeln – extern eine Vertragsstrafe, intern eine Leistungsvereinbarung, wenn es zu Mängeln komme. „Und ebenfalls ein ganz wesentlicher Faktor für die Frage, ob man outsourct oder nicht, ist das Thema der flexibleren Leistungsgestaltung der Reinigungsinhalte. Und natürlich ganz wesentlich ist der Punkt Know how – organisatorisches Know how bei der Reinigung, aber auch technologisches Know how, sprich: wo man Reinigungsmaschinen einsetzen kann, was der neueste Stand der Reinigungstechnik ist.“ Es seien immer die gleichen Themen, welche die Entscheidung Eigen- oder Fremdreinigung prägten. Und da werde die Diskussion in den Krankenhäusern sehr kontrovers geführt: „Themen, die die einen als Vorteil der Eigenreinigung sehen, sehen andere als deren Nachteil.“

Michael Stadtschreiber: „Bei jedem Outsourcing ist es dem Auftraggeber aber jedenfalls extrem wichtig, dass er sein eigenes Know how und sein eigenes Strukturverständnis immer so weit erhält, dass er weiterhin Leistungen qualifiziert ausschreiben und diese Leistungen dann auch qualifiziert kontrollieren und steuern kann. Sich das im Unternehmen zu erhalten, ist sicher auch ein ganz wesentliches Thema im Zuge von Outsourcing-Entscheidungen.“

Referenzen so gut wie unabdingbar

Michael Stadtschreiber, Senior Berater bei pdc

Thema Referenzen. Sind diese wirklich unabdingbar, um als Reinigungsdienstleister im Gesundheitswesen einen Auftrag zu bekommen? Stadtschreiber: „Prinzipiell – mit einer Referenz gewinnt man noch keinen Auftrag, aber ja, man braucht die Referenzen sehr oft, um überhaupt über die Teilnahmeantragsphase ins Verfahren selber zu kommen. Und da ist es schon so, dass die Auftraggeber nur Unternehmen und potenzielle Auftragnehmer ins Verfahren lassen, die über gewisse Referenzen und somit Erfahrung in diesem Bereich verfügen.“ Was aus seiner Sicht auch verständlich sei, weil sich ein Auftraggeber einer gewissen Gefahr des Auswahlverschuldens aussetzen würde, wenn er einen Auftragnehmer ins Haus bekäme, der im schlimmsten Fall gar keine Erfahrung mit der Krankenhausreinigung hätte. „Und der Markt in Österreich ist aus unserer Sicht groß genug, um einen Wettbewerb zu generieren, sodass auch die Motivation für die Auftraggeber nicht sehr groß ist, zusätzliche Player ins Verfahren und somit neue potentielle Auftragnehmer ins Haus zu holen“, sagt Stadtschreiber. Auf der anderen Seite sei es für ein Dienstleistungsunternehmen, das keine Referenzen hat, auch sehr schwierig, auf diesem Markt speziell in größeren Krankenhäusern Fuß zu fassen.

Bei jedem Outsourcing ist es dem Auftraggeber extrem wichtig, sein eigenes Know how und sein eigenes Strukturverständnis im Unternehmen zu erhalten.

„Wir sind in der Situation, dass wir einen relativ großen Pool an erfahrenen Dienstleistern haben, aus dem der Auftraggeber Krankenhaus schöpfen kann“, hakt Micheli hier ein. „Und man hätte wenig Nutzen, einen Unerfahrenen hereinzuholen. Wir diskutieren auch oft, ob das Übernehmen von Personal für eine Firma ausreichen könnte, ein Referenzdefizit auszugleichen, zum Beispiel wenn man sich einen erfahrenen ‚Objektleiter Krankenhaus‘ nimmt. Aber das kann aus unserer Sicht die Erfahrung einer Firma nur zum Teil kompensieren, weil einfach das strukturelle Know how in der Firma nicht vorhanden ist, auch wenn man einzelne Personen hat, die wissen, was zu tun ist.“ 

Noch viel Digitalisierungspotenzial 

Wie kann die Digitalisierung die Krankenhausreinigung unterstützen, erleichtern oder verbessern? Micheli: „Die Digitalisierung unterstützt sicher die Dienstleistung, angefangen bei digitalen Raumbüchern, die ursprünglich aus dem technischen Bereich heraus generiert worden sind, um Wartungsleistungen und Flächenkennzahlen zu entwickeln, und die dann Zug um Zug auch um Reinigungsparameter ergänzt werden, sodass man wirklich ein digitales Leistungsverzeichnis im Sinne eines Raumbuches hat, das dann auch tagesaktuell vorliegt.“ Was zunehmend auch im Krankenhaus Einzug halte, sei die nutzungsorientierte Reinigung, sprich: dass man sozusagen auch über digitale Kennzahlen von Raumnutzungen anfange, Reinigungsfrequenzen, aber auch Reinigungsumfang zu steuern. Zum Beispiel: „Warum sollte man einen Besprechungsraum vollreinigen, wenn er seit der letzten Reinigung nicht mehr benutzt worden ist? Umgekehrt muss man vielleicht eine zusätzliche Reinigungsfrequenz an anderen Tagen einschieben, wenn es eine hohe Nutzungsauslastung gibt.“ Das komme Zug um Zug, und da helfe die Digitalisierung.

Sehr viel Potenzial sehen die pdc-Berater bei ihren Kunden im Krankenhausbereich hinsichtlich Nutzung von digitalen Möglichkeiten im Sinne der Steuerung und der Kontrolle bzw. der Rechnungsprüfung: „Hier gilt es, vernünftige Controlling-Instrumente bzw. Rechnungskontrollsysteme zu etablieren, die die Verrechnung der Dienstleistung transparenter machen, und die digitalen Möglichkeiten hierfür zu nutzen“, betont Micheli. Transparenter machen nicht in dem Sinn, dass es hier eine Intransparenz gäbe, sondern dass man hier sehr oft einen gewissen pauschalen Zugang über eine gewisse Organisationseinheit mit einer festen Reinigungsfrequenz habe, nach der verrechnet werde und nicht nach der tatsächlich erbrachten Leistung. Hiermit gehe also eine gewisse Pauschalierung einher, nicht eine Intransparenz im Sinne von versteckten Dingen oder falschen Verrechnungen. „Und da kann uns die Digitalisierung auf jeden Fall helfen – und da schreiten wir auch voran.“

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