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Harte Schule

Für die einen „sozial verantwortungslos“, für die anderen eine „klare Win-win-Situation“: Outsourcing der Schulreinigung.

Text: Hansjörg Preims

Von Erich Rothschedl bekommt die Fremdreinigung in Schulen ein klares Nichtgenügend. Der Landesschulrat für ÖO und Mitglied im „Zentralausschuss beim Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur für das Verwaltungspersonal (Personalvertretung)“ – eine Art ministerialer Betriebsrat – nimmt sich kein Blatt vor den Mund und sagt: „Wenn man die Qualität der Eigenreinigung mit der der Fremdreinigung vergleicht, sind gewaltige Unterschiede festzustellen.“ Fremdreinigungskräften fehle ganz einfach das Verantwortungsbewusstsein für den Aufgabenbereich in der Schule – zum Unterschied vom Eigenpersonal in der Reinigung, wo jede Frau sehr darauf achte, dass es in ihrem Rayon sauber ist.
Beispiel Bundesschulzentrum Hartberg, wo im Auftrag des Ministeriums ein Modellprojekt durchgeführt worden sei, um neue Strukturen zu finden – in Form einer Mischreinigung: In zwei der vier Schulen Eigenreinigung, in zwei Fremdreinigung. Man habe alle einzeln befragt und alles ausgewertet, so Rothschedl, und die Direktoren hätten gesagt, die sensiblen Bereiche, sprich: Nasszellen, könne man den Fremdreinigern nicht überantworten, denn sie würden nicht sauber genug arbeiten. Und die schuleigenen Reinigungskräfte hätten sich beklagt, sie wären überhaupt nur noch zum Kloputzen da, während die Fremdfirma gemütlich im Festsaal auf und abfahre. „Wenn einer nur das macht, kann er natürlich problemlos 400 Quadratmeter in der Stunde reinigen. So läuft es aber“, meint Rothschedl. „Wir werden von Fremdreinigern einfach nicht in der Qualität versorgt,  die wir in der Eigenreinigung haben.“ Dem Bundesministerium sei das aber relativ egal, dem gehe es in erster Linie darum, den Kostenfaktor Personal zu reduzieren bzw. Personal abzubauen. Und das gehe eben am einfachsten und schnellsten beim Reinigungspersonal.

„Es geht um soziale verantwortung und Werterhaltung“

Dabei sieht Rothschedl die Ersparnis im Endeffekt bei nahezu null, denn: „Es wurden schon jede Menge Personalressourcen freigesetzt, das muss jetzt aber aus dem Sachaufwand bezahlt werden.“ Stichwort Werterhaltung. „Beim Thema Einsparung ist ein wesentlicher Punkt, dass man versuchen muss, die Nutzungsdauer von Gebäuden zu erhöhen – was nur geht, wenn diese Gebäude, in  unserem Fall die Schulen, ordentlich gewartet werden. Und dazu gehört auch die sorgfältige Reinigung“, so Rothschedl. Aber offensichtlich fehle unseren Regierungsverantwortlichen der Weitblick, dass die Leistung der Eigenreinigung vieles dazu beigetrage, die Schulgebäude länger nutzen zu können und weniger in die Instandsetzung investieren zu müssen.
Vor allem aber fragt sich Rothschedl, „wo die soziale Verantwortung der Regierung geblieben ist, wenn immer auf die Ärmsten gezielt wird.“ Es würden Arbeitsplätze vernichtet und durch Billiglohnarbeit vornehmlich aus dem Osten ersetzt. „Dabei ist dieses Einkommen für unsere Frauen im Reinigungsbereich ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Familieneinkommens.“ Schließlich kenne er keine Reinigungskraft, die mit einem Bankdirektor verheiratet sei.

„Qualitätsniveau massiv verbessert“

Schweres Geschütz, das da zur Verteidigung der Eigenreinigung aufgefahren wird. Doch nützen wird es wenig. Laut Hannes Hofer, Geschäftsführer der Bundesbeschaffungsgesellschaft, liegt der Anteil der Fremdreinigung in Bundesschulen schon bei rund 50 Prozent, und er sieht den Trend weiter stark in diese Richtung gehen. Was die Qualität der Schulreinigung betrifft, ist Hofer ohnehin völlig anderer Ansicht als Rothschedl. Für Hofer gibt es diesen Trend überhaupt erst deswegen, „weil sich die Qualität der Fremdreinigung massiv verbessert hat.“ Gemeinsam mit der Reinigungsbranche habe man es geschafft, das Qualitätsniveau so zu heben, dass die Schulen jetzt – zum Unterschied von früher – diesbezüglich keine Sorge mehr hätten und auf die Fachkompetenz und Leistungsqualität eines Fremdreinigers vertrauten. Für Hofer eine klare „eine Win-win-Situation.“
Auch Peter Edelmayer, Geschäftsführer Dussmann Service Österreich, sieht noch sehr viel nutzbares Potenzial im Bereich Schulreinigung. „Viele schreiben – noch – nicht aus, weil sie – auch aus kommunalpolitischen Gründen – am Eigenpersonal festhalten, auch Personal, das sonst nur schwer beschäftigt werden kann“, sagt Edelmayer. „Und auch wir können dieses Personal nicht übernehmen, weil es zum einen in der Regel zu teurer ist und zum anderen – verständlicherweise – eine andere Produktivität hat. Aber wenn man davon ausgeht, dass natürliche Abgänge nicht mehr mit Eigenreinigungskräften nachbesetzt bzw. nach und nach durch Fremddienstleistung ersetzt werden, sehe ich hier mittel- bis langfristig noch sehr viel Potenzial für uns Dienstleister.“

„Zwischen 20 und 40 Prozent Einsparpotenzial“

Dabei werde es auch zu Mischformen von Eigen- und Fremdreinigung kommen, bei aller Schnittstellenproblematik, die er, Edelmayer, darin sehe. „Unter dem Aspekt der Personalkosten sowie Produktivität der Eigenreinigung liegt das Einsparpotenzial durch Fremdreinigung in der Schule gegenüber Eigenreinigung sicher zwischen 20 und 40 Prozent“, so Edelmayer.
Dussmann Service reinigt sowohl in Bundesschulen wie auch in Landes- und in privaten Schulen. „Meistens ist ein Schulwart vor Ort, der den Bereich Reinigung koordiniert und – sinnvollerweise – auch der zentrale Ansprechpartner für uns ist“, so Edelmayer. „Organisationsplanung, Ausstattung, Einsatz von Reinigungschemie und Geräten – alles erfolgt in optimaler Absprache mit dem Schulwart.“ Wobei es aber auch darum gehe, gewisse Sonderreinigungen – Fenster, Schränke, Jalousien, etc. – nicht während der Schulzeit, sondern, neben der Grundreinigung, während der – in der Regel 10 Wochen – Schulferien durchführen zu können, um die Mitarbeiter kontinuierlich zu beschäftigen und so die Fluktuation möglichst gering zu halten.

„Wählerstimmen wichtiger als die Kosten“

Schmidt Reinigung (OÖ) hingegen reinigt Schulen hauptsächlich im Auftrag von Gemeinden. Man habe zwar auch schon Bundesaufträge gehabt, sei aber enttäuscht worden, sagt Marketingleiter Herbert Winkler. „Vor eineinhalb Jahren wurde eine – nur einen Steinwurf von unserer Firma entfernte – HTL, in der Schmidt 10 Jahre gereinigt hatte, neu ausgeschrieben. Und den Auftrag hat dann ein anderer bekommen“, so Winkler – „eine Firma aus Deutschland, mit der die Schule eh nicht zufrieden ist.“ Also setzt man lieber auf die regionale Bekanntheit bei den Reinigungsbeauftragten der Gemeinden. Wenngleich auch da die Rechnung erst noch mit dem Bürgermeister gemacht werden muss. Mit Gemeinden im näheren Umkreis – zum Beispiel Ried im Innkreis, Braunau, Schärding oder Vöcklabruck – ist man aufgrund guter Kontakte zwar gut im Geschäft, aber je weiter es weg geht, umso schwieriger wird es. „Wir haben in Oberösterreich seit zwei Jahren Gemeindeaktionen laufen, sind damit aber kaum weitergekommen“, sagt Winkler, „weil erstens die Kommunalpolitik eine sehr große Rolle spielt, sprich: mehr auf die Versorgung von Verwandten und Bekannten sowie auf Wählerstimmen geschaut wird als auf die Kosten der Gemeinde.“ Und wo ausgeschrieben wird, komme fast immer nur der Billigste zum Zug, sagt Winkler. Auf die Leistung werde da nicht geschaut.

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