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Flexibler Desinfektions­roboter

DeKonBot 2, eine Entwicklung des Fraunhofer IPA zur Entlastung des Reinigungspersonals.

Im Projekt »MobDi – Mobile Desinfektion« hat das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA gemeinsam mit Partnern den Reinigungsroboter »DeKonBot 2« entwickelt. Der Roboter soll die Ansteckungsgefahr durch Kontaktinfektionen minimieren und das Reinigungspersonal beim Umsetzen der Hygienevorschriften entlasten.

Ziel der Weiterentwicklung des 2020 in erster Generation vorgestellten »DeKonBot« war es, den vorhandenen Prototyp kompakter, kostengünstiger und leistungsfähiger zu machen. Eine besondere Herausforderung hierbei: Das Reinigungswerkzeug des »DeKonBot 2« sollte flexibler und raumsparend sein sowie unterschiedlichste Objekte effektiv desinfizieren können. Das Fraunhofer IPA hat dabei die Integration der neu entwickelten Technologien und Funktionalitäten sowie die notwendigen Anpassungen der Roboterhardware übernommen.Darüber hinaus haben die IPA-Experten die vorhandenen Softwarekomponenten zur Objekterkennung und Manipulation weiterentwickelt. Die Erkennung der zu desinfizierenden Objekte ist eine Schlüsseltechnologie des Roboters, da die Algorithmen auch bei unterschiedlichen Umgebungsbedingungen zuverlässig funktionieren müssen. Mithilfe von maschinellen Lernverfahren und einem neuen Sensorsystem gelingt dies auch bei besonders schwer zu erkennenden Objekten, beispielsweise spiegelnden Türklinken aus Metall. Durch den Einsatz von Reinigungsbürsten kann »DeKonBot 2« auch in Räumen mit Menschen eingesetzt werden. Dies heben die Entwickler als klaren Vorteil gegenüber UV-basierten Desinfektionsrobotern und Robotern für die Sprühdesinfektion hervor.

Bei der Anwendungsumsetzung war ein wichtiges Ziel, dass der Roboter leicht und intuitiv zu bedienen ist. Nach einem einmaligen Einlernen fährt »DeKonBot 2« autonom durch das Gebäude, um selbstständig Oberflächen wie Lichtschalter und Türgriffe zu reinigen. Während der Fahrt taucht der Roboter seine Reinigungsbürsten in einen Tank mit Desinfektionsmittel, um diese zu desinfizieren und eine Keimverschleppung zu verhindern. In einem einwöchigen Praxistest konnten Probanden »DeKonBot 2« nach der Einführung erfolgreich bedienen und können sich eine dauerhafte Zusammenarbeit vorstellen. Zusammen mit der Firma MetraLabs möchte das Fraunhofer IPA den Roboter zur Produktreife bringen. Geplant war die Auslieferung ab 2023, was sich allerdings noch um ein paar Monate verzögern wird.

Mittelfristig soll der Roboter auch zusätzliche relevante Objekte wie Griffleisten oder Tische erkennen und mithilfe einer kostengünstigen Aktorik Türen öffnen können. Dann könnte der Roboter auch Oberflächen in Zimmern reinigen und desinfizieren.

Andreas Bley, Geschäftsführer der MetraLabs GmbH: „Durch die automatische Desinfektion mit dem am Roboterarm angebrachten Bürstenwerkzeug ergeben sich noch viel mehr Einsatzmöglichkeiten als bei anderen Reinigungsrobotern. Allein in Deutschland gibt es über 15.000 Pflegeheime und knapp 2.000 Krankenhäuser, in denen DeKonBots tagtäglich regelmäßig und dokumentiert Türklinken, Lichtschalter, Handläufe und weitere relevante Oberflächen desinfizieren könnten.“


Roboter im öffentlichen Raum

Forschungsschwerpunkt: „Interaktionen mit Passantinnen und Passanten“ zur Optimierung des Roboterverhaltens.

Nach den Projektplänen des Ulmer „Zentrum zur Erforschung und Evaluation der Mensch-Roboter-Interaktion im öffentlichen Raum“ (ZEN-MRI) übernehmen in den kommenden Jahren Serviceroboter/Assistenzroboter vermehrt Aufgaben wie Reinigung und Transport im öffentlichen Raum, z.B. in Fußgängerzonen, öffentlichen Plätzen, Bahnhöfen und Parkgaragen. In diesem Projekt (1.9. 2022 – 31.8. 2025) erarbeiten die Projektpartner (Universität Ulm, Hochschule der Medien Stuttgart, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Adlatus Robotics GmbH und die Stadt Ulm) die notwendigen Anforderungen für das Roboterverhalten und -interaktionsstrategien (MRI) für den öffentlichen Raum. Forschungsschwerpunkt sind dabei Interaktionen mit Passantinnen und Passanten zur Optimierung des Roboterverhaltens, aber auch die Einbettung der Roboter in den öffentlichen Raum. Dafür wurden in der Ulmer Innenstadt Testflächen im öffentlichen Raum eingerichtet. Rechtliche und ethische Fragestellungen werden damit genauso zu einem wichtigen Element der Untersuchungen, wie Design, Sicherheitsvorgaben und Fragen der städtebaulichen Vorgaben.

Kathrin Pollmann, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Team User Experience, zu dem Projekt „Über den Erfolg eines Service-Roboters entscheidet letztendlich nicht seine technische Ausstattung, sondern die Menschen. Damit die Roboter langfristig akzeptiert und gerne genutzt werden, muss ihr Einsatz für alle Beteiligten angenehm und gewinnbringend – kurz: positiv – gestaltet werden.“

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