socialmedia

„Feedback macht jeden Arbeitgeber nur besser“

Reinigung aktuell: Frau Serban, Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit digitalen Strategien im Bereich Media und Kreation. Mit Ihrer Agentur bieten Sie Unterstützung bei der Konzeption und Umsetzung von Marketingaktivitäten und Kampagnen. Was sind für Sie – grob umrissen – die wichtigsten Fragestellungen, die sich Unternehmen stellen sollten, wenn sie sich dem Thema Social-Media-Nutzung widmen wollen?

Digitalexpertin Cosima Serban
Digitalexpertin Cosima Serban

Cosima Serban: Zuerst sollte man sich die Frage stellen, welche Positionierung innerhalb der Social Media Welt für das eigene Unternehmen passend sein könnte. Diese Positionierung „muss“ nicht absolut genau dieselbe sein wie z.B. innerhalb der klassischen Kommunikation. Man kann entspannter, lockerer, lustiger auftreten und die Persönlichkeit der Marke in einem anderen Kontext leuchten lassen. Jedes Unternehmen sollte seine aktuelle Kundschaft gut kennen und die Zielgruppen, die erreicht werden sollten, präzise zusammenfassen. Eine detaillierte Definition hilft bei der Auswahl der Plattformen und Kanäle, die zu den gewünschten Zielgruppen passen. Dabei ist die Definition der eigenen Zielgruppencluster, deren Interessensegmentierungen und aller detaillierten Merkmale kein in sich geschlossener Einbahnprozess. Organische Inhalte, bezahlte Werbekampagnen, die Interaktionen damit und die Reaktionen darauf generieren durch Optimierungen und Analysen immer mehr Insights, Learnings und Wissen. Die Zukunft gehört den Marken, die auf Feedback aus den Communities hören, den Dialog suchen und die Kommunikation sowohl mit bestehenden als auch mit potenziellen Kund*innen unterstützen und fördern. Auch unzufriedene Kund*innen und Fans der Konkurrenz können spannende Insights liefern und neue Blickwinkel ermöglichen. Wenn man Social Media im Gesamtkontext, unabhängig noch von der konkreten Plattform A oder B, auch als Storytelling, Kommunikations- und Informationskanal betrachtet, braucht man auch die passenden Ressourcen, Budgets und die Expertise, um hochwertigen, relevanten Content mit Mehrwert laufend zu produzieren. 

Kommt für jedes Unternehmen, unabhängig von Branche, Firmengröße oder Mitarbeiteranzahl, ein Engagement in Sachen Social Media in Frage? Zu welchen Überlegungen würden Sie raten?

Jedes Unternehmen hat eine einzigartige Historie, spannende Persönlichkeiten vor und hinter den Kulissen und aufregende Daily Business Geschichten. Das interessiert Kund*innen, bestehende Mitarbeiter*innen und potenzielle Bewerber*innen oft wesentlich mehr als die werblichen Hochglanzinszenierungen. Man sollte als Marke die Chance nicht verpassen, all das und noch mehr auf Social Media ehrlich, transparent und authentisch zu erzählen. Dabei sollten Branche und Firmengröße auch keine Rolle spielen. Jedes Unternehmen, unabhängig vom aktuellen Zielgruppen- oder Targeting-Fokus, braucht außerdem die Generationen von morgen. Die potenzielle Kundschaft von morgen kann mithilfe von Social Media bereits heute erreicht und für die eigenen Produkte und Dienstleistungen begeistert werden. Das Team, klein oder groß, muss jedoch dahinterstehen, es muss Social Media und sogar übergeordnet die gesamte digitale Transformation leben.

Auch eine Frage des Budgets?

Wenn man Social Media nüchtern und kalkuliert betrachten möchte, ist es am Ende des Tages auch eine Frage des Budgets. Man kann sich für den Anfang eine externe Beratung dazu holen, die beim Aufbau der Infrastruktur mit strategischen und operativen Details unterstützt. Danach übernimmt man als Unternehmen und setzt die Themen nach Plan intern um. Eine eigene Passion für Kreation, Videoproduktion und Bildgestaltung kann nur helfen. Eine gute Kooperation mit einem Fotografen ist jedoch sicher von Vorteil. Social Media ist jedoch kein Sprint, sondern ein Marathon. Social Media ist eine digitale Erlebniswelt und ermöglicht die Vernetzungen auf Augenhöhe. Es sind die Markengeschichten, die genau wie in einer Streaming-Dienst- oder TV-Serie in Episoden oder Häppchen transportiert werden, die langfristig für Begeisterung sorgen. Es ist nicht alleinig die kurzfristige Rabattaktion oder die eine reichweitenstarke Anzeige, die den langfristigen Erfolg generieren kann.

Welcher soziale Medienkanal ist wofür besonders geeignet?

Für Recruiting- und Employer-Branding-Zwecke eignet sich LinkedIn sehr gut. Hier kann man sich optimal als Arbeitergeber vorstellen, Einblicke in den Unternehmensalltag ermöglichen, die Unternehmensgeschichte in einem Business-Kontext erzählen und potenzielle Bewerber*innen für offene Stellenausschreibungen entdecken. Die Targeting-Optionen sind für den B2B-Bereich ideal, jedoch kann man auch B2C-Kampagnen, mit einer guten Idee, im LinkedIn-Umfeld schalten. Für Unternehmensbewertungen und Feedback sollte man auch kununu, Google Reviews und ähnliche Bewertungsplattformen parallel im Auge behalten, laufend moderieren und sich einen Plan sowohl für Lob als auch für Kritik überlegen. Feedback macht jeden Arbeitgeber nur besser.

Gewünschte Zielgruppen erreichen, neue entdecken, Leads identifizieren und Kund*innen gewinnen kann man überall auf Social Media. Es kommt jedoch sehr stark auf die kreative Umsetzungsidee, den Kommunikationsstil, die Targeting-Kriterien und die strategische Konzeptstruktur an. Dasselbe gilt für den Aufbau von Reichweiten und die Erhöhung der Markenbekanntheit.

Inspirieren kann man und sollte man als Marke mit jeder Gelegenheit, mit jedem Inhalt und mit jeder Anzeige. Sich über die brandneuen Trends und News zu informieren, kann man als Marke sehr gut auf Instagram, TikTok und YouTube. Jedoch können alle Social Media Plattformen als solide Inspirationsquellen dienen. Es stellt sich die Frage, wonach man sucht und was man an Informationen braucht. Man sollte dennoch die Stimmung, den Stil, die Sprache, den Look & Feel der Plattformen sehr gut kennen, bevor man dort anfängt zu kommunizieren. Um sicherstellen zu können, dass die Inhalte Mehrwert generieren, gefallen werden und als relevant empfunden werden, muss man die jeweilige Plattform, App und Community gut recherchieren und verstehen.

Welche wichtigen Trends und Entwicklungen sehen Sie in Sachen Social Media auf Unternehmen zukommen?

Social Media Plattformen fungieren durch ihre Struktur auch als Suchmaschinen. So spielt ein SEO-orientierter Zugang zur Content-Erstellung eine wichtige Rolle. Auf der einen Seite sollte man recherchieren, welche Fragen Leute stellen und wofür sie Antworten suchen. Auf der anderen Seite sind nicht nur große, mittlere und kleinere Hashtags für die Auffindbarkeit und Indexierung auf den jeweiligen Plattformen relevant, sondern auch die eingesetzten Alt Texte und Captions. Und dann gibt es Social Media Plattformen, die auch von traditionellen Suchmaschinen ausgezeichnet indexiert werden, wie z.B. YouTube oder Pinterest, was für die anderen nicht immer der optimale Fall ist.

Social Media Plattformen lieben Bewegtbild, im Speziellen die vertikalen, 9:16, Fullscreen Formate. Video ist jedoch schwieriger zu produzieren als Fotos. Mediatrainings können für viele Unternehmen spannend sein. Eine beliebte Taktik ist, für die wichtigsten Themen einen Fotografen bzw. eine Videoproduktion zu beauftragen und für die laufenden Social Media Inhalte internes Know-How mindestens für ein paar Schlüsselpersonen aufzubauen.

UGC/User Generated Content Kooperationen werden immer beliebter. Im Vergleich zum Influencer Marketing, sind diese Kooperationen mehr auf die kreativen, innovativen Umsetzungen fokussiert als auf die Anzahl an Follower, die ein Content Creator mitbringt.

AR/Augmented Reality- und VR/Virtual Reality-Welten werden sich weiterentwickeln und immer mehr spannende Möglichkeiten sowohl für organische als auch für werbliche Umsetzungen bieten. Die künstliche Intelligenz wird den Alltag vieler Branchen wesentlich beeinflussen, gar erheblich verändern. Auch multisensorische Social Media Erlebniswelten, wie wir z.B. im Metaverse entdecken können, sind nicht mehr nur Zukunftsmusik. So verschmelzen Audio-, Video- und Textbausteine zu einer immersiven Erfahrung, die die Regeln der Sinneswahrnehmung bald verändern wird.

Jedes Unternehmen sollte intern auch ein Basiswissen über Gamification-Elemente und interaktive Formate jeder Art aufbauen. Bei einer konstant wachsenden Werbemittel-Blindheit und einer stetig sinkenden Aufmerksamkeitsspanne können, neben einem Fokus auf den inhaltlichen Mehrwert und einer präzisen Targeting-Strukturierung interaktive Elemente dabei helfen, eine Botschaft impactstark zu gestalten, sodass sie auffällt und in Erinnerung bleibt.

Kurzum: Authentizität und Einzigartigkeit zahlen sich immer aus. Man muss keine neuen Umsetzungsformen entwickeln, aber man kann immer versuchen, jedem Thema und jedem Trend den eigenen Spin und Touch zu verleihen.


„Man braucht als Unternehmen eine klare Linie“

Social Media ist allgegenwärtig, und die diversen Plattformen und Kanäle verändern sich zudem laufend. Reinigung aktuell hörte sich unter Branchen-Expert*innen um, wie und wofür sie soziale Medien und Kanäle nutzen. 

Text: Hansjörg Preims

Nina Fleischhacker-Höfler, Marketingleiterin Simacek:

Nina-FleischhackerWir setzen Social Media aktuell stark im Recruiting ein. Für 2023 werden wir hier unsere Aktivitäten verstärken und legen den Fokus auf die Stärkung der Arbeitgebermarke. Social Media braucht in erster Linie eines: Planung. Die richtige Strategie für den richtigen Kanal und die richtige Zielgruppe. Kann ich diese Punkte nicht erfüllen, können wir noch nicht von zielführender und effektiver Kommunikation sprechen. Etwas zu tun, um es eben zu tun, ist gerade für Social Media nicht der richtige Zugang. Für 2023 richten wir alle Kanäle neu aus. Es gibt viele Trends, von denen wir noch nicht wissen, wie und ob sie sich durchsetzen werden. Wir wissen, wie schnell diese Kanäle Fahrt aufnehmen, aber auch wieder verschwinden können.

Gerlinde Tröstl, Geschäftsführerin Markas GmbH:

Gerlinde-TroestlSocial Media sind für uns mittlerweile ein sehr wichtiger Kanal im Rahmen unserer Kommunikation. Ich glaube, dass soziale Medien großes Potential bergen, wenn es darum geht, mit verschiedenen Zielgruppen zu kommunizieren und zu interagieren – auch um einen dynamischen Einblick ins Unternehmen zu geben, wer wir sind und wofür wir stehen. Wir nutzen Social Media zum einen im Rahmen der internen Kommunikation, um uns mit unseren Mitarbeiter*innen auszutauschen. Zum anderen kommen Facebook, LinkedIn, WhatsApp und neuerdings auch Instagram sehr intensiv und erfolgreich im Rahmen unseres Recruitings zum Einsatz, um niederschwellig und effizient neue Mitarbeiter*innen zu erreichen. Unser Ziel ist es, auf unseren Social Media Kanälen zu informieren und Interessierte an unserem Unternehmen teilhaben zu lassen. Das impliziert natürlich auch, dass man mit negativen Kommentaren oder sogar Hasspostings konfrontiert werden kann. Hier braucht man als Unternehmen eine klare Linie, wie damit umgegangen wird. Wichtig ist, die Social Media Seiten auch fortwährend mit gutem Content zu füllen und am Ball zu bleiben. Nur durch regelmäßiges Posten, Teilen, Liken, Kommentieren können wir unsere Reichweite steigern und unsere Botschaften und Aussagen gezielt nach außen tragen. 

Nikolaus Langhammer, Bereichsleitung Marketing, Attensam:

Nikolaus-Langhammer-Wir nutzen Social Media auf vielfältige Weise und haben schon vor einigen Jahren unser eigenes soziales Netzwerk entwickelt: In der internen App „Attensam Inside“ erfährt die Belegschaft Neuigkeiten und jede:r kann selbst Beiträge posten oder kommentieren – das wird über alle Mitarbeiterebenen hinweg sehr gut angenommen. Facebook Ads nutzen wir für Employer Branding und Recruiting, weil wir damit die richtige Zielgruppe punktgenau erreichen können. Zudem sind wir auf LinkedIn vertreten, wo wir vor allem Unternehmensnews posten oder Mitarbeitende vor den Vorhang holen – dabei richten wir uns naturgemäß an ein B2B-Publikum. Es sollte nicht der Anspruch sein, auf allen Plattformen vertreten zu sein, sondern nur dort, wo man mit den relevanten Stakeholdern gezielt in Kontakt und Austausch treten kann. Denn soziale Medien sind zwar ein optimales Tool, um einen direkten Draht mit Interessierten herzustellen, aber wichtig ist es, vorab genau zu analysieren, welche Inhalte für welchen Kanal sinnvoll sind. Zudem muss jede Companypage regelmäßig aktualisiert werden und mit Inhalten bespielt werden. Das benötigt natürlich kontinuierliches Monitoring und adäquate Ressourcen.

Isabella Graf, Marketing & Social Media Specialist und Team Manager Marketing und Design, ISS Austria:

Isabella-GrafWir nutzen Facebook und LinkedIn sehr breit zur direkten Kommunikation mit und als Informationsquelle für alle für uns relevanten Zielgruppen: für Kunden und Partner ebenso wie für Employerbranding und Recruiting, aber auch für die interne Kommunikation. Neuerdings setzen wir auch auf Google als ergänzendes soziales Netzwerk, um noch größere Reichweiten zu erzielen. Dabei nutzen wir unsere Plattformen sehr gezielt. Während wir über Facebook primär unsere eigenen und interessierte zukünftige Mitarbeiter:innen ansprechen, erreichen wir über LinkedIn verstärkt auch bestehende und potenzielle Kunden sowie Partner und Freunde. Unser Ziel war es, eine starke Community aufzubauen. Unsere Kanäle wachsen derzeit sehr stark. Besonders wichtig ist uns zudem, hier unsere Wertschätzung gegenüber unserern Mit­ar­beiter­:innen und deren Leistungen zu zeigen. Unsere 2020 entwickelte Mitarbeiter:innen-App namens Ida vernetzt und informiert unsere Kolleg:innen regelmäßig. Social Media ist sehr schnelllebig und immer mit großen Emotionen verbunden. Darum achten wir ganz genau darauf, was wir wann, wo und wie veröffentlichen und beschäftigen uns intensiv mit Community Management. Vor allem Inhalt und Ton sind wesentlich. Je authentischer wir agieren, umso positiver wird auf unsere Beiträge reagiert und das funktioniert sehr gut.

kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neueste beiträge