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Elektrischer Siegeszug

E-Fahrzeuge übernehmen im Fuhrpark-Management einen wichtigen und stetig wachsenden Anteil. Welche Herausforderungen bringt das für Dienstleister und Flottenmanager mit sich?

Text: Erika Hofbauer

Franz Müllner, Porsche Bank

Die Mobilitätsbranche unterliegt einem steten Wandel. Im Bereich der E-Mobilität zeige sich ein ganz klarer Trend, erläutert Franz Müllner, Vertriebsleiter Flottenmanagement der Porsche Bank: „Unternehmerkunden sind hier eine treibende Kraft. Die E-Mobilität ist für viele Flotten eine wirtschaftlich sowie ökologisch interessante Möglichkeit. Bei den von uns finanzierten Fahrzeugen sehen wir im Unternehmerbereich einen konstanten Anstieg der E-Mobilität. Derzeit liegt der Anteil der E-Fahrzeuge bei Neuverträgen bei rund 20 Prozent.“ Im Flottenmanagement sei man hier gut aufgestellt, betont Müllner, vor allem, weil man auf eine breite Fahrzeugpalette des Konzerns zurückgreifen sowie von der Ladeinfrastruktur MOON profitieren könne.

Ähnliche Entwicklungen erkennt man auch beim Finanzierer ALD Automotive/LeasePlan, wie Country Managing Director Klaudija Časar Torkar  ausführt: „Der Trend in Österreichs Fuhrparks geht eindeutig in Richtung E-Mobilität. Bereits seit einigen Jahren verzeichnen wir ein stetiges Wachstum bei den Bestellungen von E-Fahrzeugen. Im vergangenen Jahr waren 4 von 10 Bestellungen bei uns Elektro- oder Hybridfahrzeuge. Wir gehen davon aus, dass dieser Anteil in den nächsten Jahren noch deutlich steigen wird.“

Reichweitenproblem

Klaudija Časar Torkar, 
ALD Automotive/LeasePlan

Bei all der Zuversicht bestünden in der Branche dennoch gewisse Unwägbarkeiten, so Časar Torkar: „Die größte Unsicherheit, insbesondere bei Unternehmen mit Serviceflotten, ist nach wie vor die Reichweite. Hier können wir aber in vielen Fällen beruhigen, denn moderne Elektroautos verfügen über Reichweiten von ca. 400 km bis über 600 km. Das reicht in den meisten Fällen völlig aus, um ohne zusätzliche Ladestopps über den Tag zu kommen.“ Und selbst wenn zwischendurch geladen werden müsse, sei die Ladeinfrastruktur in Österreich mittlerweile sehr gut ausgebaut und soll bis 2030 noch deutlich erweitert werden, ist die Managerin überzeugt. Etwas anders sehe es hingegen bei den Nutzfahrzeugen aus: „Deren Reichweiten hinken denen der Pkw noch deutlich hinterher. Hier bedarf es einer genauen Analyse, um entscheiden zu können, ob sich ein Umstieg auf Elektro schon jetzt lohnt oder nicht.“

Dieser Betrachtung kann Henning Heise, Geschäftsführer von Fleetconsulting, nur zustimmen. Er sieht sogar noch mehr Herausforderungen: „Elektrofahrzeuge sind in der Anschaffung noch teurer als Verbrenner. Hier stellt sich die Frage, wie das in der Car Policy abgebildet wird. Auch im Lademanagement gibt es noch Fragezeichen: Das Laden auf der Strecke kann teuer werden, z.B. die Schnelllader auf der Autobahn. Entscheidet man sich zum Laden am Arbeitsplatz, muss über die Möglichkeiten der steuerlichen Behandlung nachgedacht werden. Und beim Laden daheim gilt es in Sachen Wallbox und Rückvergütung nachzudenken.“ Heise sieht auch noch ein Thema bei der Intransparenz der Preise an den Ladestationen: „Im Gegensatz zur Zapfsäule kann der Fahrer den Preis nicht ersehen, er weiß auch oft nicht, ob die Verrechnung nach Zeit oder konsumierten KW geht.“ Roamingkosten (wie es sie früher bei den Handynetzen gab) erhöhen die Kosten zusätzlich. Der Fuhrpark-Experte erkennt auch beim Thema Nutzfahrzeuge ähnliche Problematiken wie die Dienstleister: „Derzeit sind geeignete Modelle noch nicht in der Verfügbarkeit gegeben. Will man auch hohe Reichweite setzen, bedeutet das, größere Batterie einzusetzen. Dies heißt jedoch im Gegenzug mehr Eigengewicht und damit weniger Zulade-Möglichkeiten.“ 

Zukunftsthemen

Flexibilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind Themen, die in vielen Bereichen des Fuhrparkmanagements eine immer zentralere Rolle spielen. „Als Mobilitätsanbieter zählt es zu unseren wichtigsten Aufgaben, unsere Kunden rund um die Uhr mobil zu halten und flexible Lösungen zu schaffen“, erklärt Porsche Bank-Flottenmanager Franz Müllner: „Bei uns sind das beispielsweise Mobilitätsangebote wie sharetoo Carsharing und das sharetoo Autoabo. Insbesondere unser sharetoo Autoabo bietet im Falle von Lieferverzögerungen weiterhin eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Mobilhaltung.“ Auch die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch. Digitale Tools unterstützen immer mehr dabei, den Fuhrpark auf dem modernsten Stand zu halten: „Die Fuhrparkverwaltung wird damit so effizient und komfortabel wie möglich.“ Vielseitigkeit wolle man bei der Porsche Bank auch in anderen Bereichen anbieten, so Müllner: „Wir bieten Fahrrad Leasing gemeinsam mit unserem Partner „Lease a Bike“ an. Unternehmen können dadurch ihren Mitarbeitern das Leasing von Fahrrädern und E-Bikes für berufliche oder private Zwecke ermöglichen und ihre Mobilitätsflotte noch nachhaltiger gestalten.“

Baldiges Verbrenner-Aus

Klaudija Časar Torkar,  Country Managing Director bei ALD Automotive/LeasePlan, will in diesem Zusammenhang noch auf ein großes Thema, das sie in der öffentlichen Diskussion fast untergegangen sieht, hinweisen: Das EU-weite Verbrenner-Aus für Neufahrzeuge ab 2035. „Das wird unweigerlich Auswirkungen auf Unternehmen haben, die sich bisher noch keine Gedanken über einen Umstieg auf Elektro gemacht haben oder für die ein Umstieg bisher nicht sinnvoll erschien. Ich glaube aber, dass die Auswirkungen auf den privaten Bereich noch viel größer sein werden, denn hier hat sich die E-Mobilität bisher kaum durchsetzt. Ich gehe daher davon aus, dass das Verbrenner-Aus zumindest kurzfristig  zu einem Boom im Gebrauchtwagensektor führen wird, da dieser vom  Gesetz  ausgenommen ist.“ Gleichzeitig habe die Diskussion rund um das Verkaufsverbot von Verbrennern eine Debatte über Alternativen zum batterieelektrischen Antrieb ausgelöst: „Insbesondere E-Fuels wurden hier von einigen Seiten stark gepusht – und sind ebenfalls vom Verbrenner-Aus ausgenommen. Hier bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die Technologie in den nächsten Jahren entwickeln wird. Aktuell sind E-Fuels nach Meinung vieler Experten weder in ausreichender Menge produzierbar noch für die meisten Menschen leistbar.“ Generell sei sie davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen immer wichtiger werde: „Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive der EU, CSRD, die eine Ausweitung der Berichtspflicht vorsieht, werden ab dem Berichtsjahr 2024 schrittweise deutlich mehr Unternehmen zur Nach­haltig­keits­berichterstattung verpflichtet sein. Damit rückt auch das Thema ESG stärker in den Fokus der Unternehmen.“ Und das werde den Druck auf Fuhrparkverantwortliche, die CO2-Emissionen  ihrer Flotten  zu reduzieren, noch einmal deutlich erhöhen, ist Klaudija Časar Torkar überzeugt: „Aus meiner Sicht  führt das zu einem weiteren Anstieg der  Bestellungen von E-Fahrzeugen.“

Halterhaftung

Henning Heise, Fleetconsulting

Fleetconsulting-Chef Henning Heise erkennt noch ein unterschätztes, rechtliches Thema: „Die Halterhaftung, insbesondere die Führerscheinkontrolle, wird nicht sehr ernst genommen und von den meisten Fuhrparks ignoriert. Dabei sind die Manager – also Geschäftsführer und Vorstände – persönlich haftbar, was sie oft nicht wissen. Der Irrglaube herrscht auch darin, dass man der Meinung ist, ein ernannter ‚Fuhrparkleiter‘ sei dafür verantwortlich. Dem ist aber nicht so, es sei denn, es hat eine wirksame Delegation der Pflichten nach § 9 Abs. 2 gegeben – und die Person hat auch zugestimmt.“

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