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Digitalisierung im Waschraum

Smarte Lösungen halten vielfach bereits Einzug in den Sanitärraum. Auch Produkthersteller offerieren Entsprechendes wie Online-Verbrauchsmonitoring, innovative Dosiertechniken und planbare Reservesysteme. Das Ziel: Effizienz und Nachhaltigkeit in Wasch- und Sanitärräumen.

Text: Erika Hofbauer

Das Salzburger Familienunternehmen Hagleitner setzt fast vollständig auf Digitalisierung und smarte Lösungen bei seinen Produkten, um Nachhaltigkeit und Effizienz in puncto Hygiene zu erhöhen. Mit einer Reihe von digitalen Angeboten soll dies gelingen, wie Produktmanagerin Katharina Zehentner erklärt. Das Herzstück stellt dabei die so genannte HsM-Technologie – Hagleitner senseManagement – dar: „HsM ist das digitale Tool zur Verwaltung von Geräte- und Hygienedaten. Das System unterstützt den Anwender bzw. Dienstleister im Alltag, Hygiene sichtbar, planbar und dokumentierbar zu machen – wo auch immer man sich aufhält“, so Zehentner: „Alle berührungslosen Spender und sämtliche Dosiergeräte übermitteln standardmäßig Anwendungsdaten via Bluetooth ans Smartphone, von wo aus sie in eine sichere Cloud gelangen. Ist ein Gerät mit einem Gateway verbunden, passiert die Datenübertragung in Echtzeit. Die Daten sind über die ‚Hagleitner360- App‘ auf dem Smartphone sowie über das HsM Webportal auf dem Laptop und PC jederzeit einsehbar.“ Das Ergebnis, so Zehentner weiter, sei eine punktgenaue Dosierung, wo weder Über- noch Unterdosieren möglich ist. „Die Auswertungen über die App und das Hygieneportal zu Füllständen, Abgaben und Verbräuchen machen Sanitärhygiene planbar und dokumentierbar“, erläutert Zehentner, denn: „Mit digitalen Spendern und Dosiergeräten hat man seinen Verbrauch genau im Blick – somit auch volle Kostentransparenz. Hinzu kommen bessere Lagerverwaltung, Nachbestellungsprozesse, Bestückung der Geräte etc.“. Die innovativen Dosiersysteme sollen auch die Mitarbeiter in den Abläufen unterstützen: „Ein Dosiergerät, das Reinigungs- und Desinfektionslösung vollautomatisch herstellt, unterstützt so bei der richtigen Dosierung. Dank RFID-Technologie können Nachfüllungen auch nicht mehr verwechselt werden, somit wird der Arbeitsablauf auch erheblich sicherer.“ Das „Niemals Leer“-Prinzip“ von Hagleitner helfe den Anwendern, Abläufe besser planen zu können und diese dann so ressourcenschonend wie möglich einzusetzen: „Es muss nicht unerwartet eine neue Nachfüllung her – hier hat man Zeit. Händedesinfektions-, Hautschutz- und Seifenspender verfügen zudem über einen Reservetank, der Sicherheit schafft.“ Die digitalen Waschraumspender sind auch mit einem innovativen Durchgangszähler verbunden und so können Frequenzen und Besucherströme gleich mit ausgewertet werden, so Zehentner.

Einsparungspotenziale

Katharina Zehentner, Produktmanagerin bei Hagleitner

Effizienz und Nachhaltigkeit in Wasch- und Sanitärräumen soll durch smarte Systeme den Anwendern einen erheblichen Mehrwert, sprich: Einsparungspotenzial bei Wasserverbrauch, Energie und anderen Ressourcen bringen. Wie kann dies gelingen? Zehentner: „Gebäudereinigung, Housekeeping und Oberflächendesinfektion mit Hochkonzentraten – also „hohe Reichweiten“ – sparen Transport- und Lagervolumen und somit Plastikmüll und CO2. Beispielsweise spart man mit nur einer Patrone im ‚integral 2GO System‘ bis zu 95 kg Plastikmüll und bis zu 50 kg CO2 ein. Mit dem ‚vacuumBAG‘ wird die Flüssignachfüllung vollständig entleert. Das ‚multiROLL Papiersystem‘ ist kernlos gewickelt, wodurch mehr Reichweite pro Rolle errreicht wird. Das Energiesystem wird mittels wiederaufladbarem Akku gespeist“. Das digitale Monitoring der Geräte und deren Bevorratung bringen 25 % weniger Serviceaufwand, betont Zehentner: „Die digitalen Echtzeit-Infos aus dem Dosiergerät machen die Gebäudereinigung planbar und kostensicher. Mit einem Blick aufs Smartphone kann man erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Damit braucht es keine unnötigen Servicewege und Rüstzeiten“. Es ist also eine neue Ära in Sachen Reinigung angebrochen? Zehentner: „Ja, die Reinigung wird planbar gemacht. Arbeitsabläufe wie z.B. Spender nachfüllen können genau und zielgerichtet geplant werden. Es gibt einfach keine unnötigen Wege und Transporte mehr“. 

Mit einem Blick aufs Smartphone kann man erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Damit braucht es keine unnötigen Servicewege und Rüstzeiten.

Hybride Systeme

Apropos Planbarkeit: Hybride Systeme sollen noch punktgenauer die Effizienz im Reinigungsalltag steuern. Beispiel hybrider Handtuchpapierspender: Dabei handelt es sich um einen berührungslosen Spender, der – geht die Energie zur Neige – in den manuellen Modus wechselt und weiter verwendet werden kann, erklärt Zehentner. Hybrid heißt in diesem Fall, dass der Spender nicht nur die Füllungen spendet, sondern parallel auch Daten ans System rückmeldet. So etwas war bisher nur über ausgeklügelte Netzwerk-Technologie vor Ort möglich, betont Zehentner: „Unsere hybriden Hygienespender senden Anwendungsdaten – von Füllstand über Verbrauch bis zum Servicebedarf – direkt über das Smartphone. Mehr als das Smartphone braucht es also nicht.“

Effizienz notwendig

Tanja Vojinovic, Marketing und Produktmanagement CWS

Für Tanja Vojinovic, Zuständige für Marketing & Produktmanagement bei CWS Hygiene Österreich, geht ohne Digital-Lösungen in der Reinigung auch kaum mehr was: „Smarte Lösungen haben bereits in allen Bereichen Einlass gefunden und haben ihre Berechtigung. So auch in der Hygiene. Denn bei Reinigungspersonal herrscht ein starker Personalmangel, den es zu kompensieren gilt.“ Digitale Lösungen können mit ihren vielseitigen Funktionen dazu beitragen, die zur Verfügung stehenden Ressourcen effizient zu nutzen, ist Vojinovic überzeugt: „Zusätzlich zur effizienten Zeitnutzung ist der Umweltaspekt ein Thema. Ein Beispiel: Optimal kalkuliertes Verbrauchsmaterial basierend auf Daten und der restlose Verbrauch verhindern sowohl die nicht notwendige Müllproduktion als auch die Verschwendung von wertvollen Ressourcen.“ Ähnlich sieht dies auch Erich Steinreiber, CEO von ISS Österreich: „Durch die sensorengesteuerte Messung von Nutzerfrequenz und Füllständen von Material kann man etwa bedarfsorientierten Service in Sanitärräumen durchführen. Dazu braucht es jedoch genauer Vorbereitung, um Schwellenwerte festzulegen. Z.B. muss ein Sanitärraum, der öffentlich zugänglich ist, vielleicht schon nach zehn Nutzern gereinigt werden, andere jedoch erst nach 20 oder 30. Unterschiede ergeben sich auch bei Damen und Herren. Wenn ein Wert überschritten wird, löst die Sensorsteuerung eine Nachricht aus und die Reinigungskraft kann ressourcenschonend gezielt reinigen und somit nach Bedarf Wasser, Chemie und Energie verbrauchen.“

Mit Echtzeitdaten zu Füllständen, Batteriestatus, Besucheranzahl und Ausgabemengen ist immer bekannt, in welchem Waschraum Handlung notwendig ist.

Neues Niveau

Hebt die Digitalisierung – also Smart-Lösungen für Steuerung, Überwachung, Kontrolle etc. – die Bewirtschaftung von öffentlichen Sanitärräumen auf ein neues Niveau? CWS-Managerin Vojinovic: „Smart-Lösungen bringen die Waschräume auf alle Fälle auf ein neues Niveau. Vor einigen Jahren war unvorstellbar, die Füllstände überprüfen zu können, ohne in einen einzigen Waschraum zu gehen oder einen Spender aufzumachen. Dank der IoT SmartMate Lösung, die ein Echtzeit-Dashboard mit Datenanalyse enthält, werden Verbrauchs-Spitzenzeiten ermittelt, bevor sie auftreten. Reinigungskräfte wissen genau, welche Spender befüllt werden müssen. Damit können Kosten – auch in Form von Arbeitszeit – reduziert und unnötiger Abfall vermieden werden.“ Für ISS Österreich-CEO Steinreiber tritt in diesem Zusammenhang noch ein weiterer Aspekt hervor: „Das neue Niveau durch Smart-Lösungen bedingt Änderungen des Leistungsverzeichnisses – das gibt es dann quasi nicht mehr. Es wird also nicht mehr wie bisher klassisch eine Sanitärraumreinigung zwei Mal täglich festgelegt, sondern nach Bedarf – also output- statt input-getrieben. Es wird sozusagen der Zustand des Raumes nach einer Reinigung als eine Art Schlüssel-Kennzahl definiert, der nach einer Reinigung erfüllt sein muss. Das bedeutet aber auch, dass eine Reinigung öfter als zwei Mal pro Tag notwendig sein kann.“ Durch die sensorbasierte Messung von Füllständen kann es keine leeren Verbrauchsmaterial-Spender mehr geben und somit steigern diese Lösungen auch die Nutzerzufriedenheit, ist Steinreiber überzeugt: „Die Kosten für solche Anschaffungen für ein Objekt mit vielen Sanitärräumen müssen jedoch vorab gemeinsam mit den Kunden abgesprochen werden und durch einen Business Case verifiziert sein.“

Datenverwaltung im Fokus

Datenverwaltung nimmt offenbar eine immer wichtiger werdende zentrale Funktion in der Sanitärreinigung ein. Wie funktioniert hier die Anwendung in der Praxis? Hagleitner-Produktmanagerin Zehentner: „Smarte Lösungen dienen hier der Planung, Verwaltung und Auswertung. Bei unseren digitalen Lösungen können Nutzer ihre Rollen und Rechte individuell verwalten. Es werden nur jene Daten angezeigt, die der jeweilige Nutzer braucht. Hinzu kommen auch noch Benachrichtigungen, die jeder Nutzer selber einstellen kann. So zeigt beispielsweise die App aktuelle Verbräuche und Füllstände der Geräte an. Im Hygieneportal können dann Auswertungen und Reports – je nach Anforderung des Nutzers – erstellt werden. 

Synergien aufbauen

Erich Steinreiber, CEO ISS Österreich

Für ISS Österreich-Chef Steinreiber können durch exakte Datenauswertungen Abstimmungsmeetings mit Kunden datenbasiert stattfinden: „Die Menge an Verbrauchsmaterial und die Häufigkeit der Reinigung werden transparent und dienen als Basis für Kostenaufstellungen. Auch die operative Planung wird positiv beeinflusst, weil wir aufgrund der Daten Tagesverläufe und den Bedarf an Verbrauchsmaterial besser wahrnehmen und so proaktiv Ressourcen effizient einsetzen können.“ Zudem setze man auf die Aktivität von Nutzern sowie Mitarbeitenden, um Synergien innerhalb des Facility Managements aufbauen zu können. So wird der klassische physische Zettel, auf dem die letzte Reinigung eingetragen wird, durch digitale Boards ersetzt, an denen sich die Mitarbeitenden via RFID Chip einloggen, wodurch die erbrachte Leistung nachgewiesen wird. Steinreiber: „Die Boards bieten die Möglichkeit der Zufriedenheitsabfrage – sollten Nutzer unzufrieden mit dem Zustand des Sanitärraums sein, wird nach einer bestimmten Anzahl negativer Bewertungen ebenfalls eine Nachricht an die Reinigungskraft gesendet. Es kann nämlich immer passieren, dass zwischen den festgelegten Werten eine zusätzliche Reinigung notwendig wird. Auch kann der Bedarf an technischer Leistung gemeldet werden, wenn z.B. der Wasserhahn tropft oder eine Lampe kaputt ist.“

Das neue Niveau durch Smart-Lösungen bedingt Änderungen des Leistungsverzeichnisses – das gibt es dann quasi nicht mehr.

Noch bessere Planung

Optimale und effiziente Datenverwaltung ist auch für CWS Marketing-Verantwortliche Vojinovic im Fokus: „Mit Echtzeitdaten zu Füllständen, Batteriestatus, Besucheranzahl und Ausgabemengen ist immer bekannt, in welchem Waschraum Handlung notwendig ist. Diese sind immer und überall in der App am Handy sichtbar oder für eine genauere Analyse auch am Computer verfügbar.“ Demnach sei die Öffnung jedes einzelnen Spenders für die Überprüfung der Füllmengen nicht mehr notwendig. Zusätzlich könne zur IoT SmartMate Lösung der CWS Personenzähler, der diese Funktion inkludiert hat, eine weitere Unterstützung bringen: „Dieser macht Spitzenzeiten sichtbar, so dass man Nutzungsmuster vorhersehen und entsprechend anpassen können.“ Auch die Nachhaltigkeit kommt nicht zu kurz bei der smarten Lösung, so Vojinovic weiter, denn dank präziser Füllstandsanzeigen auf dem Dashboard können Verbrauchsmaterialien genau zum richtigen Zeitpunkt ausgetauscht werden: „Mit der smartMate App können Füllstände und Batteriestand überprüft und die Reinigung effizient geplant werden. Die App zeigt die Spender, ihren Standort, die Verbindung und zählt die Entnahmen. In der App können Einstellungen vorgenommen werden, zum Beispiel eine Zeitverzögerung zwischen den Abgaben.“


Wie die digitale Zukunft im Waschraum aussieht

Katharina Zehentner, Hagleitner: 

Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung werden weiterhin wichtige Punkte in der digitalen Sanitärreinigung sein. Die Planbarkeit der Reinigung ist in Zeiten von zu wenigen Mitarbeitern unverzichtbar. Mit digitalen Lösungen können Ressourcen genau dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlich gebraucht werden.

Tanja Vojinovic, CWS Hygiene Österreich: 

Es ist schwer, einen Trend vorherzusagen, da die Entwicklungen sehr schnelllebig sind und Einfluss auf Aspekte haben können. Ich vermute aus derzeitiger Sicht, dass die Sammlung der Daten weiterhin optimiert wird und – was noch viel wichtiger ist – die Datenanalyse. Der Kernpunkt der smarten Systeme muss sein, welche Schlüsse ziehe ich daraus und wie setze ich das um.  

Erich Steinreiber, ISS Österreich: 

Die Daten von Sensoren bzgl. Frequenz, die Abfrage von Nutzerzufriedenheit, die Messung von Verbrauchsmaterialen und die Nutzung von Synergien durch Zusatzmeldungen wie etwa technischer Services werden die digitale Zukunft immer stärker bestimmen und wichtiger werden. Die operativen Ressourcen effizient zu nutzen, Einsparungspotenziale im Sinne der Nachhaltigkeit aufzuzeigen und gesteigerte Qualität zu erzeugen, werden die Ergebnisse dieser Smart-Lösungen sein.

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