Mag. Gerlinde Tröstl
Mag. Gerlinde Tröstl

„10 bis 30 Prozent Ersparnis“

Mag. Gerlinde Tröstl, GF Markas, im Gespräch über das Outsourcing im Gesundheitswesen.

Text: Christian Wolfsberg

ReinigungAktuell: Markas hat in den letzten Jahren im Gesundheitswesen enorm zugelegt. Wie kam es zu dieser Spezialisierung?

Mag. Gelinde Tröstl: „2016 feiert Markas in Österreich sein 30-jähriges Bestehen – Markas Italien wurde bereits ein Jahr zuvor gegründet. Schon unser Gründer Mario Kasslatter hat – im Alter von 50 Jahren, wohlgemerkt – 1986 in Österreich mit dem Krankenhaus Baden begonnen. Er hatte den damaligen Verwaltungsdirektor davon überzeugt, dass es sinnvoll wäre, die Reinigung an Profis auszulagern, deren Kerngeschäft die Reinigung ist. Krankenhäuser haben eben eine ganz andere Kompetenz, ein anderes Kerngeschäft. Seit diesem Zeitpunkt, also eigentlich von Anfang an, war das Gesundheitswesen immer unser Schwerpunkt und Hauptfokus. Das ist in unserem Mission Statement 2022, das unsere Strategie und Vision definiert, auch klar verankert. Bis 2022 wollen wir die Nummer 1 im Gesundheitswesen in Österreich sein – und ich bin überzeugt, dass wir das auch schaffen werden! Die Auslagerung von Facility-Dienstleistungen ist recht konjunkturunabhängig – ganz besonders im Gesundheitswesen. Vielmehr führen Krisen wie jene seit 2008 eher noch zu einem größerem Kostenbewusstsein und ergo zu einem forcierten Outsourcing von Diensten, die nicht zum Kerngeschäft gehören.“

ReinigungAktuell: Zuletzt gab es in den Medien ja heftige Diskussionen darüber, ob die Eigenreinigung im Gesundheitswesen nicht besser und billiger sei. Ist das ein politisches Spiel oder ist da etwas Wahres dran?

Tröstl: „Grundsätzlich ist es natürlich immer eine Entscheidung des Kunden, ob und was er selbst macht und ob und was er auslagert. Man kann auch nicht allgemein sagen, dieses oder jenes wäre besser oder kostengünstiger. Es kommt immer auf die genaue Definition der in Frage kommenden Dienstleistungen an. Es ist wichtig, hier Gleichem Gleiches gegenüberzustellen. Grundsätzlich aber gilt für alle professionellen Dienstleister: Wir arbeiten effizienter und produktiver, denn für uns ist die Reinigung das Kerngeschäft, für das Krankenhaus nicht. Als Dienstleister geht es uns nicht nur um die Kosten, sondern in erster Linie um die Kompetenz, um das Know-how und um Qualität. In den letzten Jahren war auch eine starke Verschiebung der Aufgaben der Ärzte und in der Pflege zu beobachten. Vor 10 Jahren war es noch undenkbar, dass eine Krankenschwester eine Nadel setzt. Jetzt ist das die Regel. Auch das hat zu einem verstärkten Auslagern verschiedener Tätigkeiten auf der Station an Dienstleister geführt. Außerdem kann das Kostenthema nicht pauschal beantwortet werden, da in allen Bundesländern unterschiedliche vertragliche Rahmenbedingungen herrschen.“

ReinigungAktuell: Ist es aber nicht grundsätzlich so, dass der Reinigungs-KV günstiger ist als jeder Krankenhaus-KV?

Tröstl: „Mit großer Wahrscheinlichkeit, ja! In der Regel sprechen wir von einer Ersparnis von etwa 10 bis 30 % bei den Personalkosten. Ganz zu schweigen vom Zuwachs der Effizienz, der Produktivität und der Flexibilität!“

ReinigungAktuell: Welche Bereiche deckt Markas ab?

Tröstl: „Alle. Wir decken als Dienstleister ein großes Spektrum ab: Neben der Reinigung des OPs über die Bettenstationen bis hin zu den Spülen in der Küche gehören auch Logistikleistungen, Stationsservice, hauswirtschaftliche Dienste und vieles mehr zu unserem Portfolio.“

ReinigungAktuell: Welchen Umsatzanteil hat das Gesundheitswesen bei Markas?

Tröstl: „Über 80 % – hier sieht man auch schon, wo unsere Kernkompetenz liegt.“

ReinigungAktuell: Gibt es noch Outsourcing-Potential im Gesundheitswesen?

Tröstl: „Auf jeden Fall, es gibt definitiv noch Potential. Punktuell wird vielleicht das eine oder andere Haus wieder auf die Eigenreinigung umstellen, aber der Trend wird sich nicht mehr umkehren. Es ist einfach sinnvoll und sehr zu empfehlen.“

ReinigungAktuell: Unserer Bobachtung nach waren die privaten Träger die ersten, die Dienstleistungen ausgelagert haben, gefolgt von den konfessionellen. Am schwierigsten waren immer die Öffentlich-Rechtlichen. Wie sehen Sie das?

Tröstl: „Das hängt bei den öffentlich-rechtlichen Trägern wohl mit dem Dienstrecht zusammen. Da ist es nicht einfach und oft auch nicht sinnvoll von heute auf morgen auf Fremdpersonal umzustellen.“

ReinigungAktuell: Es wird oft behauptet, dass durch Auslagerung lokale Arbeitsplätze verloren gehen.

Tröstl: „Das stimmt nicht. Wir beschäftigen natürlich auch lokales Personal, alles andere wäre gar nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Eine laufende tägliche Dienstleistung würde ansonsten nicht funktionieren. Es geht nur mit Personal aus der jeweiligen Region. Wir setzen unsere Mitarbeiter fix auf einer Station und in einem bestimmten Bereich ein und ersetzen sie nur während Urlauben oder bei Krankenstand. So garantieren wir auch die Qualität unserer Dienstleistung.“

ReinigungAktuell: Ist Markas in allen Bereichen des Gesundheitswesens tätig?

Tröstl: „Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, alles! Wir sind zum Beispiel in 14 niederösterreichischen Landespflegeheimen tätig, in den geriatrischen Gesundheitszentren Graz … am wichtigsten im Gesundheitsbereich ist, dass sich Auftraggeber und Auftragnehmer als Partner sehen und dementsprechend zusammenarbeiten. Wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler. Wir sehen uns als Kümmerer; wir ve

rsuchen Mängel oder Missstände schnellstens zu beheben, bevor es zu Wiederholungen kommt. Klingt einfach, ist es aber nicht! Es setzt eben eine Partnerschaft zwischen uns und dem Kunden voraus, ein gegenseitiges Helfen – das ist letztlich spielentscheidend. Wir werden beim Kunden ja mit einem ständig wechselnden Gegenüber konfrontiert: da gibt es die Reinigungsverantwortlichen, die uns kontrollieren, die Hygieniker, die die Hygienestandards definieren, und die Stationen. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen.“

ReinigungAktuell: Wer ist im Einkauf federführend, das einzelne Haus oder die Trägergesellschaft?

Tröstl: „Das hängt immer von der Ausschreibung ab. Wir merken natürlich, dass der Qualität bei Ausschreibungen eine immer größere Rolle zugedacht wird. Selbst wenn Trägergesellschaften, Einkaufsgemeinschaften oder auch die BBG ausschreiben, werden zunehmend die einzelnen Häuser zum Hearing geladen oder in die Kommission integriert, weil es um Qualität geht. Gerade bei Krankenhäusern ist die Mitsprache auch wirklich sehr sinnvoll.“
ReinigungAktuell: Welche Rolle spielt die Politik?
Tröstl: „Natürlich spielt die Politik immer mit und es gibt vielerlei Ansichten, Interessen und Diskussionen. Im Burgenland wird teilweise wieder auf Eigenreinigung umgestellt – das hat keine kommerziellen Gründe, nur politische.“

ReinigungAktuell: Sie wollen bis 2022 in Österreich im Gesundheitswesen die Nummer 1 sein. Wie wissen Sie, ob Sie die Nummer 1 sind?

Tröstl: „Wir führen unsere eigene Markterhebung durch. Der Markt im Krankenhausbereich und Gesundheitswesen ist überschaubar.“

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