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High-tech statt Meterware

In der Urzeit hat man simple Fußabtreter gekauft. Heute sind Schmutzfangmatten High-tech und bilden multifunktionale Schmutzfangsysteme. Wohin die Trends gehen, wo Einsparungspotentiale liegen, was bei der Anschaffung zu beachten ist.

Text: Heinz van Saanen

Manfred Blauensteiner
„Konservativ geschätzt, dürfte der heimische Markt für Schmutzfangsysteme bei rund 12 Millionen Euro liegen. Für uns wird das ein immer wichtigeres Produktsegment“, sagt Manfred Blauensteiner, Verkaufsleiter von Initial-Österreich.

Es gibt Märkte, die eher im Verborgenen blühen. Während die Massenmedien im IT-Bereich etwa jede noch so kleine Evolution von Hardware- und Software mit Getöse besprechen und feiern, stehen Produzenten und Anbieter von Schmutzfangmatten medial eher im Abseits. Schmutzfangmatten sind natürlich deutlich weniger spektakulär. Aber für genaue Controller vielleicht gerade deswegen einen näheren Blick wert. Seit etwa zwei oder drei Jahrzehnten transformiert sich die Branche beständig von einem Low-tech zu einem High-tech-Anbieter. Auch steht schon lange nicht mehr die simple Schmutzfangmatte im Fokus. Heute bieten die Marktleader ausgeklügelte Schmutzfangsysteme, die es auch technologisch in sich haben. Der Markt ist auch schnell umrissen. Wer nur einen Kokos- oder Gumminoppen-Fußabtreter braucht, ist mit asiatischer Billigware wahrscheinlich auch schon gut bedient. Für den gewerblichen Profimarkt ist das keine Option. „Unsere Kunden sind Verwaltungen, Handel, Industrie oder KMU. National wie international“, beschreibt Scheybal-Chefin Cornelia Wilcek-Scheybal ihren Markt. Und ergänzt trocken: „Einfamilienhäuser gehören nicht dazu.“ Hysterische Hypes wie im IT-Segment gibt es nicht, dafür stehen bei der kontinuierlichen technischen Entwicklung vor allem „traditionelle“ Werte wie Kundennutzen und Kostenersparnis am Plan.

Eine „einzige“ und allgemeingültige Studie gibt es nicht, trägt man aber Detailergebnisse, Firmenstudien und Expertenmeinungen zusammen, zeichnet sich in etwa folgendes Bild ab: Vor allem der Reinigungsbereich – und dessen Kosten – profitiert massiv. Durch ein ausgeklügeltes und mehrstufiges Schmutzfangsystem dürften nach weitgehender Experten-Übereinstimmung bereits rund 80 Prozent des Grobschmutzes aufzufangen sein. Neben Grobschmutz wird auch gleich Feuchtigkeit gebunden. Im Detail unterscheiden sich die Ergebnisse und Zahlen. Laut einer Studie der European Texile Services Association (ETSA) lassen sich durch den Einsatz von Mietmatten die Reinigungskosten um rund 14 Prozent senken, und die entsprechende Zeitersparnis bei Reinigungsarbeiten liegt bei 44 Prozent. Der Mattenspezialist Initial diagnostiziert etwa, dass 70 Prozent des Schmutzes von außen hereingetragen werden. Jedes Prozent weniger drückt natürlich die laufenden Reinigungs- und Servicekosten. Herstellereigene Untersuchungen wie zum Beispiel von Emco Bau liefern noch deutlichere Vorteile: Vorausgesetzt, man installiert ein dreistufiges Zonen-Sauberlaufsystem, reduziert sich der Schmutzeintrag und die Kosten oder der Zeitbedarf gegenüber einem „Null-Zonen-System“ um bis zu 90 Prozent. Den Schmutzeintrag sollte man in Hochfrequenz-Zonen schon rein gewichtsmäßig nicht unterschätzen.

Gesunder Nutzen, gesunde Märkte

Cornelia Wilcek-Scheybal
„Natürlich ist auch unser Markt hart umkämpft. Aber Mitbewerb belebt das Geschäft. und der Markt ist gesund. Im Profi-Segment bleiben ruinöse Billigpreisschlachten aus“, sagt Cornelia Wilcek-Scheybal, Geschäftsführerin des Mattensystem-spezialisten Scheybal.

Schon bei mittlerer oder leicht höherer Begehfrequenz fällt jährlich schnell eine Tonne Grobschmutz an, die bei leistungsfähigen Schmutzfangsystemen schon im Eingangsbereich abgefangen werden. Ein ausgeklügeltes und mehrstufiges „Sauberlaufsystem“ reduziert nicht nur die Reinigungskosten, sondern verlängert auch die notwendigen Service-Intervalle. Laut Untersuchungen von Emco Bau verlängern sich Grundreinigungsintervalle von etwa zwei auf fünf Wochen. Schmutzfangsysteme für jeden Anwendungszweck sind mittlerweile breit diversifiziert – und High-tech (siehe Kasten). Der Industrieriese 3M setzt etwa bei seiner brandneuen „Nomad-Serie“ auf patentierte Technologien. Quasi im Doppelspiel kratzen grob texturierte Polyamidfasern den Grobschmutz aus stark frequentierten Zonen heraus. Speziell verwobene feinere Fasern saugen wiederum die Feuchtigkeit heraus. In der Branche zählen aber auch Patente für „Seitenkratz-Schutz“ oder „Endkappen“ schon zum Inventar. Um reinen Selbstzweck wie bei „Runde Ecken“-Patenten aus der Softwareszene handelt es sich dabei nicht. Professionelle Kunden verzeichnen durch die kontinuierliche Entwicklung handfeste Vorteile. Aber nicht nur die Kunden, sondern auch die Branche insgesamt. Initial-Österreich-Verkaufsleiter Manfred Blauensteiner. „Für uns werden Schmutzfangsysteme zu einem immer wichtigeren Produktsegment.“

Trotz Wachstum dürfte die Branche ein mörderischer Preiskampf erspart geblieben sein. „Natürlich ist auch unser Markt hart umkämpft. Aber Mitbewerb belebt das Geschäft. und der Markt ist gesund. Im Profi-Segment bleiben ruinöse Billigpreisschlachten aus“, sagt Cornelia Wilcek-Scheybal, Geschäftsführerin des Mattenpezialisten Scheybal. Gesund und seriös dürften überhaupt Adjektive sein, die den Markt kennzeichnen. Nicht einmal beim Thema mieten oder kaufen (siehe Kasten) geraten sich die jeweiligen Fraktionen bzw. Anbieter ernsthaft in die Haare. Von böser Untergriffigkeit ist nichts zu spüren. Gesund und seriös dürfte sich auch auf das „Alter“ und den Erfolg der Marktteilnehmer auswirken. Initial etwa wurde 2005 übernommen, bringt es aber auf eine Firmengeschichte von 99 Jahren. Saliesianer Miettex ist ebenfalls ein „Methusalem“ und ist seit 1916 in Familienbesitz. Die Firma Scheybal ist auch über 50 Jahre alt und startete mit dem Export 1975. Die Gründung von CWS fällt auf 1899, seit 1981 ist CWS Teil des Haniel-Konzerns und firmiert seit 2007 als CWS-boco. Bermerkenswert ist auch, wie sich österreichische „Mittelständler“ am Weltmarkt durchsetzen. Salesianer Miettex beackert als Firmengruppe sieben Länder und ist in CEE Marktfüher oder zumindest einer der stärksten Player. Scheybal wiederum exportiert von Polen über Dubai bis nach Bahrain. Neben rein technischen Qualitäten punkten die Anbieter auch im Bereich Corporate Identity und Design. Wie die Experten berichten, sind aktuell etwa Logo-Matten und individuell auf die Gebäudearchitektur zugeschnittene Matten ein Renner. In der Größe gibt es kaum Grenzen. Scheybal etwa verlegte 2007 auf Palm Island in Dubai satte 700 Quadratmeter und fuhr damit seinen bislang größten Einzelauftrag im Export ein.


Was Schmutzfangmatten leisten, was zu beachten ist

Vielfalt. Spezielle Grobabstreifer kommen im Außenbereich zum Einsatz und sorgen für hohen Schmutzabrieb. Dem Feinschmutz in überdachten Bereichen rücken Eingangsmatten zu Leibe, für Feinstschmutzentsorgung im Innenbereich kommen wiederum andere Technologien zum Einsatz. Ausgesprochene Spezial-Matten gibt es für Nassbereiche, Industrie, Ölsaugmatten oder Reinräume. CWS-boco hat selbst medizinisch getestete Anti-Ermüdungsmatten im Programm, die in „Stehzonen“ durch ihre spezielle Dämpfung zur Schonung von Gelenken und reduzierter Ermüdung beitragen.

High-tech. Schmutzfang klingt einfach, ist aber heute High-tech. Ein Beispiel: 3M setzt bei der brandneuen „Nomad Aqua“-Serie auf patentierte Technologien. Im Doppelfaserflor kratzen grob texturierte Polyamidfasern den Straßenschmutz aus den Schuhsohlen, feinere Fasern kümmern sich um die Feuchtigkeit. Eine spezielle Schlingentechnik sorgt wiederum dafür, dass der eingefangene Schmutz auch wirklich nach unten in den Auffangbereich gedrückt wird – und so nicht in das Gebäude gelangt.

Jenseits von Schmutz. Damit die Matten nicht verschleißen, sollte man die Begehfrequenz im Auge haben. Hochleistungsmatten halten etwa bis zu 5.000 und mehr Begehungen pro Tag stand. Daneben zählen Eigenschaften wie Schrump- oder Gehrichtungsresistenz, Saugfähigkeit, Rutschfestigkeit oder Trittsicherheit. Dazu kommen eventuell erhöhte Sicherheitsanforderungen, wenn es etwa um Brandschutz geht. Ein Wertigkeitsfaktor sind auch Kanten- und Eckenschutz, Pofile oder Einbauhöhen. Der österreichische Mattenspezialist Scheybal beispielsweise bietet alleine hier gut ein Dutzend maßgeschneiderte Lösungen an. Eine Faustregel: Nichts ist mehr unwichtig, selbst Temperaturschwankungen bestimmen Kosten und Verschleiß.


Kaufen oder mieten?

Moderne Hochleistungsmatten fangen rund 80 Prozent des Schutzes bereits im Eingangsbereich auf. Bei hoher Begehfrequenz fällt so pro Jahr schnell eine Tonne Grobschmutz an. Dann werden auch schnell die Kosten für Reinigung und Service interessant. Die Gretchenfrage: Ist mieten oder kaufen günstiger? Sowohl Anbieter von Mietmatten wie von Kaufmatten haben gute Argumente. Miete verspricht ein „Sorglospaket“ zu fixen Kosten. Kaufen könnte – speziell im Innenbereich – aber günstiger sein, wenn die Mitarbeiter selbst zum Staubsauger greifen. Die Do-it-yourself-Reinigung stößt aber im Außenbereich und bei komplexen Konstruktionen an ihre Grenzen. Zwischen Miete und Kauf werden auch Mischformen angeboten. Wer sich nur ein Türdackerl anschafft, braucht keinen Rechenstift. In Hochfrequenzbereichen werden freilich nicht nur Miet- oder Kaufkosten relevant. Dort sollte man den Rechenstift bereits in der Planungsphase zücken und die Experten befragen: Je nach Studie, Ansatz und Einsatzbereich lassen sich mit smart durchdachten Schutzfangsystemen zwischen 14 und 90 Prozent der Reinigungskosten einsparen.

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