Umsatzzuwächse vor allem preisgetrieben

Andreas Kreutzer
Andreas Kreutzer

Man hat mich gebeten, einen Gastkommentar zu verfassen. Nun denn, wie hat sich die Reinigungsbranche in den letzten Jahren verändert? Das kontinuierliche Umsatzwachstum der Reinigungsbranche über die vergangenen 10 Jahre war vor allem preisgetrieben. Denn die Arbeitsleistung in Stunden wuchs zwischen 2010 und 2022 im Jahresdurchschnitt lediglich um 0,3 Prozent pro Jahr, also deutlich langsamer als die reale Wirtschaftsleistung. Im Grunde stagnieren wir seit gut zehn Jahren bei rund 80 Millionen Arbeitsstunden im Jahr. Im selben Zeitraum erhöhten sich die Umsätze jedoch jährlich um durchschnittlich 2,4 Prozent. Das heißt, der Markt, der von den Gebäudereinigern bearbeitet wird, ist nachfrageseitig mehr oder weniger abgeschöpft. Wachstum passiert nur erlösseitig, und dieses Wachstum ist im Grunde genommen erzwungen, weil die Löhne – mit Abstand der größte Kostenposten – steigen. Wobei die Preisspanne in der Branche weit ist. Wir haben bei den großen Objekten, wo die Reinigung auch ausgeschrieben wird, deutlich niedrigere Stundenpreise als bei Reinigungsleistungen im mittelständischen Bereich. Auch Industriebetriebe zahlen oft vergleichsweise viel. Es sind denn auch hauptsächlich die großen Ausschreibungen, woran sich immer wieder die Preisdiskussion entzündet (Stichwort Dumping), große Ausschreibungen, die wiederum primär in Wien stattfinden – von großen Banken und Versicherungen, der öffentlichen Hand oder großen Handelsunternehmen. Dort entsteht Preisdruck.

Besonders signifikant gestiegen sind die Umsätze in den Jahren 2021 – 2022, pro Jahr jeweils um fast 6 Prozent. Aber auch das war primär preisbedingt, einerseits wegen der gestiegenen Löhne, andererseits auch, weil sich die Branche, so mein Eindruck, offensichtlich bewusst wird, dass man sich in einem nachfrageseitig stagnierenden Markt mitunter Marktanteile teuer erkauft. Vielen Anbietern wird bewusst, dass Wachstum eigentlich nur mehr wertmäßig möglich ist, und wenn man wertmäßig wachsen möchte, muss man entweder Marktanteile gewinnen, was eben teuer kommt, oder man versucht, seine Preise dementsprechend anzupassen und eine höherwertige Reinigungsleistung zu verkaufen.

Übrigens war man in der Pandemie vielfach der Meinung, dass sich Homeoffice dauerhaft etablieren und infolge dessen die Unterhaltsreinigung in den Objekten sich dementsprechend reduzieren würde. Dieser Auffassung war ich nie. Denn diese 2 bis 3 Jahre waren einfach zu kurz, dass sich diesbezüglich etwas hätte verfestigen können. Die Mitarbeiter werden zunehmend wieder zurückgeholt in die Büros. Und nur, weil man laut Arbeitsvertrag 1 oder 2 Homeoffice-Tage in der Woche in Anspruch nehmen könnte, heißt das noch nicht, dass das Büro nicht gereinigt werden muss. Auch die Geschäftsreisen werden wieder aufgenommen, obwohl es allenthalben hieß, das könne man alles auch über „Microsoft Teams“ machen. Ich bin überzeugt, dass wir diesbezüglich in drei Jahren wieder in den Zustand zurückkommen, in dem wir vor der Pandemie waren.

Ein für mich spannendes Thema ist die Automatisierung in der Reinigung (Stichwort Reinigungsroboter), wenngleich man hier bestenfalls am Anfang des Anfangs steht. Im BRANCHENRADAR Gewerbliche Reinigungsmaschinen in Österreich werden seit zwei Jahren auch autonome Geräte erfasst. Die Verkaufszahlen sind bislang aber bescheiden. Es sind nur wenige Stücke im Jahr, primär für den Logistikbereich. Im Büro und in der klinischen Reinigung wird diese Technik so rasch nicht aufschlagen, weil es an den entsprechenden Maschinen mangelt. Nichtsdestotrotz sollte man die Entwicklung sehr wohl beobachten. Denn sollte es einmal so etwas wie humanoide Roboter geben, was schon in 10 bis 15 Jahren der Fall sein könnte, werden diese mit Sicherheit auch im Reinigungsbereich tätig sein. Und das würde die Spielregeln am Markt grundlegend verändern.


Andreas Kreutzer ist Geschäftsführer der BRANCHENRADAR.com Marktanalyse GmbH


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