Preisk(r)ampf

„Im Übrigen bin ich der Meinung, die Reinigungsstunde soll nicht unter 19 Euro eingekauft werden.“  Wie Recht hat Herr Wolfsberg in seinem Vorwort zu jeder Ausgabe von reinigung aktuell!

Johannes Bunkert
Johannes Bunkert
© Messe Berlin

Billiger geht immer“, ist eine europaweite Entwicklung in unserem Handwerk. Die Gründe sind vielfältig und zugleich einfältig. Der Kunde bestimmt und bezahlt den Preis. Er entscheidet, ob er einen Kleinwagen oder eine Luxuslimousine kauft. Nichts anderes geschieht in der Gebäudereinigung. Nur ist die Gebäudereinigung etwas komplizierter als der Kauf eines Autos, was schon mit der Frage beginnt, „was ist Sauberkeit?“.

Zugegeben, es macht Mühe, einen fairen und im besten Sinne des Wortes sauberen Reinigungsvertrag zu erstellen und zu erfüllen. Aber es ist der Mühe wert, zumal jeder weiß, dass rund 25 % der Kosten beim Betrieb eines Gebäudes Reinigungskosten sind. Hinzu kommt, dass jeder Reinigungsvertrag individuell ist, da der Grad der Reinigung und das persönliche Empfinden von Sauberkeit ebenfalls sehr individuell sind. Ich bin oft fasziniert davon, wie viele Kunden glauben, dass die Gebäudereiniger die Gesetze der Physik und Mathematik außer Kraft setzen können. Geht nicht, ernsthaft…

Unterstellt, dass die Reinigung keine gemeinnützige Aufgabe ist, sondern wie jede andere gewerbliche Dienstleistung auch der Gewinnerzielung dient, ist aus meiner Sicht Fairness das Gebot der Stunde. Der Gebäudereiniger hat die Aufgabe, seine Kunden fair zu beraten und die Konsequenzen aus den Wünschen seiner Kunden zu ziehen. Wer nur eine geringe Geldsumme investieren kann oder will, weiß aber, dass die Aufgabe des Gebäudereinigers nur sein kann – mit welcher organisatorischen Maßnahme auch immer – das bestmögliche Reinigungsergebnis zu erzielen und Verluste zu vermeiden.

Auch in Zukunft soll bei öffentlichen Ausschreibungen der wirtschaftlichste (?) Bieter den Zuschlag bekommen. Weil die Gebäudereinigung sehr komplex ist, fürchten viele öffentliche Auftraggeber Widersprüche/Klagen und nehmen in der Regel den Billigsten. Die Ausschreibung von klaren, nachvollziehbaren und transparenten Qualitätskriterien macht Arbeit, scheinbar mehr Arbeit als gewünscht ist. Deshalb winken bei öffentlichen Aufträgen viele Anbieter zwischenzeitlich ab.

In der gewerblichen Wirtschaft ist es nicht viel anders. Einkäufer/Berater werden zunehmend nach Einsparungen entlohnt und handeln, menschlich nachvollziehbar, danach. Partnerschaft und Qualität sind zu Fremdworten degradiert und dem Diktat des Preises unterworfen.

Externe Berater als Lösung? Ja, aber mit Sachverstand und Verantwortung. Die Branche hat viele Erfahrungen mit Beratern, die ein hohes Einsparpotential generiert haben und dann die Beteiligten mit einem unlösbaren Problem allein gelassen haben. Meine Verzweiflung ist gestiegen, als mir ein halbwegs bekannter Berater für Reinigungsdienstleistungen nicht einmal den Unterschied zwischen Sichtreinigung und ergebnisorientierter Reinigung erklären konnte, übrigens anlässlich eines selbstbewussten Vortrags vor vereidigten Sachverständigen des Gebäudereiniger-Handwerks…

Abschließend kommt natürlich die Frage, was die Verbände dagegen tun können. Das Schlimmste wird durch Mindestlöhne, Qualitätsmess-Systeme und ordentliche Beratungsunterlagen verhindert. Mehr geht nicht, schon aus kartellrechtlicher Sicht. Und wem das Thema zu kompliziert und zu komplex ist, dem empfehle ich doch mal bei Herrn Wolfsberg nachzulesen: „Im Übrigen bin ich der Meinung, die Reinigungsstunde soll nicht unter 19,- Euro eingekauft werden“.


Rechtsanwalt Johannes Bungart ist Geschäftsführer des deutschen Bundesinnungs­verbandes des Gebäudereiniger-Handwerks


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