Königsdisziplin mit Herausforderungen

Was im Gesundheitsbereich der Umsetzung von Innovationen im Wege steht.

Mag-Peter-Edelmayer
Peter Edelmayer

Unsere Reinigungsdienstleistung im hochsensiblen Gesundheitsbereich, zweifellos eine Königsdisziplin unserer Branche, ist unverzichtbar und sogar überlebensnotwendig – Stichwort infektiöser Hospitalismus. Daher ist es umso wichtiger, dass gerade hier Innovationen und neue Techniken umgesetzt werden. Davon gibt es eine ganze Reihe, doch wie so oft steht auch hier das – an dieser Stelle bereits oft kritisierte – Billigstbieter-Prinzip einer flächendeckenden und raschen Umsetzung im Weg.
Die genaue Beachtung der Hygienevorschriften in Krankenhäusern, Rehazentren und Pflegeinstitutionen wie häufige und richtige Händedesinfektion, Reinhaltung der Kleidung, Desinfektion des medizinischen Gerätes etc. ist längst Standard. Um das hohe Niveau der Hygiene zu gewährleisten, werden die Hygienevorschriften immer strenger, und die Anzahl von Überprüfungen mit internen und externen Audits, Abklatschtests u. ä. nimmt enorm zu. Das ist im Sinne der Patientensicherheit natürlich zu begrüßen und einzufordern, es bedeutet aber gleichzeitig einen immer höheren Aufwand für uns Dienstleister, um die Vorschriften zu erfüllen. Da ist es äußerst kontraproduktiv, dass es auch in diesem sensiblen Bereich noch immer Ausschreibungen gibt, die den wirtschaftlich günstigsten Preis mit überdurchschnittlicher Gewichtung als absolutes Hauptkriterium der Beurteilung definieren. Der Preis ist natürlich wichtig – aber nicht mit Gewichtungen von weit über 70%. Wo, wenn nicht im Gesundheitswesen, sollte es für beide Seiten, Auftraggeber und Dienstleister, heißen: „Qualität vor Preis“?
Die Preisfrage stellt sich auch beim Personal. Die Schulung der MitarbeiterInnen wird immer wichtiger. Was bringen die besten Konzepte, wenn sie von MitarbeiterInnen, denen entscheidendes Know-how fehlt, nicht umgesetzt werden können? Am Beispiel des AKH Wien sieht man, dass mehrtägige Schulungen der MitarbeiterInnen bereits vor Dienstantritt und idealerweise auf das konkrete Objekt bezogen Sinn machen. Diese Schulungen verursachen nicht unbeträchtliche Kosten und der Dienstleister muss sie auch einkalkulieren können – was im konkreten Beispiel der Fall war. Gerade im Gesundheitsbereich aber stehen die Kosten in keinem Verhältnis zu den erheblichen Vorteilen, die die Schulung der MitarbeiterInnen den Patienten und dem Kunden bringen.
Neben dem Faktor Preis kann auch mangelndes Bewusstsein unserer Kunden für Innovationen deren Umsetzung entgegenstehen, zum Beispiel beim Qualitätsmanagement. Mir erscheint der Einsatz effizienter und praktikabler QM-Systeme zu Überprüfung unserer Leistungen sehr wichtig. Webbasierende Systeme sind bereits sehr verbreitet und bringen bei richtigem Handling beiden Seiten großen Nutzen. Allerdings zeigt die Praxis, dass diese Systeme nur dann ihre Vorzüge ausspielen können, wenn sie auch vom Kunden und nicht nur vom Dienstleister angewendet werden. Hier sind wir gefragt, unsere Kunden bestmöglich zu beraten, um das Potential dieser Technik voll ausschöpfen zu können.
Doch nicht nur in der Messung der Qualität unserer Dienstleistung gab es technische Fortschritte, auch die Reinigungsmethoden werden immer ausgefeilter. Dazu kommt, dass der Faktor  Nachhaltigkeit immer bedeutender wird: Ressourceneffiziente Geräte, Einsatz entsprechender Chemie und Dosieranlagen, Anwendungssicherheit u. ä. müssen zur Selbstverständlichkeit werden. Mit innovativen und nachhaltigen Reinigungssystemen entsteht eine Win-win-Situation für den Kunden und den Dienstleister. Man muss uns nur machen lassen. Nicht nur einmal haben wir erlebt, dass die ursprünglich in Ausschreibungen vorgegebenen Reinigungssysteme längst nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen. Hier können intensive Diskussionen mit der Hygieneabteilung und der Leitung des Krankenhauses zum Ziel führen.
Noch ein Trend, der sich stärker bemerkbar macht: Immer mehr werden auch begleitende Tätigkeiten an unsere Branche vergeben. Längst wird erkannt, dass das Auslagern ganzer Prozesse Sinn macht – und hier ist noch viel Potential zu erschließen: Patienten- und Stationsservice, Service-MitarbeiterInnen im pflegefremden Bereich, Patiententransporte, Labor- und Wäschereidienste, interne Übersiedelungsarbeiten etc. Die Auslagerung entlastet das Krankenhaus-Personal, das sich den fachspezifischen Diensten widmen kann.
Man sieht also, auch in unserer Königsdisziplin – die wir auf hohem Niveau beherrschen – gibt es noch genügend Herausforderungen. Sie sollen uns allen ein Ansporn sein, die Qualität unserer Dienstleistung immer weiter zu steigern – und dafür auch guten Gewissens einen fairen Preis zu verlangen.


Mag. Peter Edelmayer ist Geschäftsführer bei Dussmann Service Österreich.
www.dussmann.at

 


kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neueste beiträge