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„Wir sind die Spezialisten“

Interview mit Martin Führer, GF Nilfisk.

Text: Christian Wolfsberg

ReinigungAktuell: Nilfisk will nicht noch ein Generalist sein, sondern Spezialist. Nach dem Motto „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, oder?

Martin Führer: „Wir wollen auf keinen Fall in die Breite gehen, sondern uns auf spezielle Kundengruppen fokussieren, deren Prozess wir auch in der Tiefe verstehen. Für die Zukunft kann man natürlich nichts ausschließen, aber momentan sehen wir uns  als Spezialist mit drei klaren Zielgruppenschwerpunkten: Industrie, Industrie mit stationären Sauganlagen und Gebäudereinigung.“

Welche Industrie meinen Sie?

Führer: „Produzierende Industrie, Logistikzentren, alle Industrien mit großen und sehr großen zu reinigenden Flächen. Unsere derzeitige Referenzliste kann sich sehen lassen: Die Lidl Zentrallager, ORF, Magna, Lifthersteller Doppelmayr. Die Industrie ist für uns schon lange Zeit sehr wichtig, und da wollen wir jetzt noch tiefer in die nachhaltige Reinigung vorstoßen. Unser Kombigerät CS7000 – den einzigen Hybriden, den es derzeit am Markt gibt – werden wir für die Industrie heuer mit einem noch sparsameren Motor auf den Markt bringen. Nachweislich hat diese vollelektrische Maschine – also ohne Hydraulik – weit weniger Energieverbrauch und deutlich geringere Servicekosten als alle Diesel oder gasbetriebenen Geräte.“

Das Segment stationäre Sauganlagen ist ein neuer Bereich?

Führer: „Ja, hier sind wir erst letztes Jahr so wirklich von 0 auf 100 gestartet. Mit enormem Erfolg! Dieses Segment ist überschaubar, aber es gibt wenige, die das können, was wir können. Bei Magna in Graz z. B. wird die Polsterung der Fahrzeuge genäht. Jede der etwa 30 Näherinnen kann damit ihren Arbeitsplatz nach jedem bearbeiteten Sitz über die zentrale stationäre Sauganlage absaugen. Bei
Kaindl Floors hier in Salzburg wird der gesamte Produktionsabfall zentral mit einer 22 kW Anlage am Dach abgesaugt und sofort in die Heizung befördert. In diesem Segment wollen wir unsere Umsätze verdoppeln.“

Die dritte Zielgruppe sind die Gebäude­reiniger.

Führer: „Ja, und hier haben wir nun neben der klassischen grauen High End Serie noch Viper als Preiseinstiegsmarke.“

Was ist der Vorteil des Spezialisten?

Führer: „Als Spezialist entscheidet man sich auch bewusst für Dinge, die man nicht proaktiv macht. Wie schon gesagt, wir haben uns entschieden,  nicht aktiv tätig zu sein. Wir sind auch kein universeller Anbieter, wie das viele sein wollen. Wir pflegen den Ansatz: Um optimale Lösungen anbieten zu können, müssen wir die Bedürfnisse des Kunden in den Vordergrund stellen und diese zu 100% verstehen, ja, vielleicht besser verstehen als er selbst. Der Generalist ist vielleicht in allen Bereichen mittelmäßig, aber das wollen wir unseren Kunden nicht zumuten. Realistisch ist, wenn man sich mit Lösungen auf jene zentralen Bereiche konzentriert, wo man dann aber auch wirklich gut ist. Niemand kann überall der Beste sein. Wir jedenfalls sind ehrlich genug und haben für uns die Bereiche definiert, wo wir diesen Anspruch auch wirklich erfüllen. Auch im Skilauf gibt es die Speed-Spezialisten und die Techniker. Es gibt aber keinen, der alles beherrscht. Im Sport gibt es wenigstens drei Sieger, im Verkauf nur einen! Der Konzern ist natürlich breiter aufgestellt, wir in Österreich haben uns aber auf diese drei Segmente konzentriert.“

Wie sieht die aktuelle Nilfisk Organisation in Österreich aus?

Führer: „Wir haben uns aus Markensicht vereinfacht: es gibt nicht mehr Nilfisk-Advance und Nilfisk-Alto und Nilfisk-CFM, es gibt nur mehr Nilfisk – und Viper. Die grauen und die blauen Nilfisk-Geräte sind eher nur mehr eine interne Kennzeichnung, aber keine Differenzierung. Blau sind die Geräte, die über unsere Händler vertrieben werden, grau, die von Nilfisk selbst im Direktvertrieb verkauft werden.“

Viper ist die Billigmarke?

Führer: „Viper ist eine Submarke, eine Untermarke. Von der Positionierung her ist die Viper Range so positioniert: einfach aber zuverlässig. das bedeutet weniger Elektronik, mehr Mechanik und eine extrem einfache Bedienung. Wir sprechen mit der Viper Range eine recht breite Schicht in der Gebäudereinigung an, wo es ja bekanntermaßen einen enormen Kostendruck gibt. Viper ist dort richtig, wo es um einfache Bedienung geht und wo ein Objekt vielleicht nur auf kürzere Zeit vergeben ist. Wir planen Viper in Österreich vorwiegend über etwa 8-10 Händler zu vertreiben und auch von ihnen servicieren zu lassen. Da sind wir gerade dabei. Die Viper Palette ist natürlich auch kleiner: Sauger, Nass-Sauger, Nass/Trockensauger und Scheuersauger. Bei den Scheuersaugern ist allerdings bei 71 cm Schluss. Das klassische Segment für Gebäudereiniger und Institutionen. Viper will nicht der Mercedes, sondern der Golf sein. Viper war ja ursprünglich eine chinesische Marke, wurde von Nilfisk übernommen, mit Nilfisk Know-how gedopt und ist eben jetzt unser verlässlicher Preis­einsteigerbrand.“

Gibt es Umwälzungen oder absehbare Veränderungen im österreichischen Markt?

Führer: „Ich sehe derzeit keine größeren Veränderungen oder Umwälzungen, die auf uns und die Märkte zukommen. Ja, es wird den einen oder anderen Händlerwechsel bei den kleineren Marken geben und vielleicht den einen oder anderen kleineren Marktein- oder -austritt aber bei den wesentlichen Playern glaube ich nicht, dass sich viel ändern wird.“

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