Interview mit Dragan Janus, Geschäftsführer der Janus Gruppe, und Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann Service Österreich, zur Übernahme der Janus Gruppe durch Dussmann Service Österreich.
Text: Hansjörg Preims
Reinigung aktuell: Wie kam es zu dieser Übernahme? Und warum jetzt?
Janus: Meine Frau und ich haben damals in den 1990ern, als wir vor der Gründung unseres Unternehmens standen, gesagt: Wenn wir uns selbstständig machen, dann aber richtig. Deshalb haben wir seit jeher Gas gegeben, uns, unser Personal sowie unseren Workflow weiterentwickelt und sind dadurch stetig gewachsen. Leben bedeutet aber auch Veränderung und wir haben zusammen mit unserer Familie entschieden, dass, nachdem die Anfrage von Dussmann kam, jetzt die richtige Zeit dafür ist. Work-Life-Balance wird ebenfalls immer wichtiger. Ein Unternehmen aufzubauen, es zur aktuellen Größe weiterzuentwickeln und zu leiten, erfordert viel Verantwortung, Energie und Einsatz. Sich für andere Dinge auch Zeit nehmen zu können, war somit auch ein Faktor für diese wichtige Entscheidung. Herr Mag. Edelmayer hat im September 2020 angerufen und sehr taktvoll vorgefühlt, ob es für uns denkbar wäre, in Zukunft mit der Firma Dussmann etwas zu machen. Meine Frau und ich besprachen das und wollten uns einmal anhören, wie Dussmann – ein großer Konzern, eine bekannte Firma, in Österreich seit über 50 Jahren ansässig, mit einer ähnlichen Struktur wie wir – sich das vorstellt. Wir haben uns dann mit Herrn Edelmayer zu einem längeren Gespräch getroffen, aus dem wir alle mit einem guten Gefühl herausgegangen sind.
Reinigung aktuell: Was haben Sie gefordert?
Janus: Das wichtigste war für uns, dass sich für unsere Mitarbeiter durch den Eigentümerwechsel nichts ändern darf und dass wir den teilweise schon seit Jahrzehnten von uns betreuten Kunden diese spezielle, sorgfältige Betreuung weiter gewährleisten können. Und das wurde uns von Herrn Edelmayer und dem zweiten Dussmann-Geschäftsführer, Herrn Oberhauser, sowie vom Dussmann-Vorstand auch zugesagt.
Reinigung aktuell: Herr Edelmayer, warum wollten Sie kaufen?
Edelmayer: Ein sehr wichtiges Segment im Reinigungsbereich ist das Gesundheitswesen – mit höhervolumigen Aufträgen und meistens mit überdurchschnittlich langen Laufzeiten. Mein Kollege und ich hatten schon länger überlegt, wie wir in diesem Bereich unsere Marktposition ausbauen können. Denn es ist aus unserer Sicht sehr schwierig, in diesem Bereich organisch deutlich zu wachsen – so wie generell in der Reinigung ein organisches Wachstum nur sehr begrenzt möglich ist. Im Gesundheitswesen sind mehrheitlich große Reinigungsdienstleister wie Dussmann tätig, sodass es praktisch keine Unternehmen gibt, die man erwerben könnte. Das einzige Unternehmen in diesem Markt in Österreich, das aus unserer Sicht in Frage gekommen ist, war die Firma Janus. Warum? Weil sie am Markt sehr gut etabliert ist und auch die Resonanz von Kundenseite eine sehr gute ist. Und aus diesem Interesse heraus haben sich die Gespräche hinsichtlich dieses Erwerbs entwickelt.
Reinigung aktuell: Was war letztlich entscheidend?
Edelmayer: Zunächst war für beide Seiten die Frage entscheidend, ob wir, wie man so sagt, vom Bauchgefühl her zusammenpassen, sprich: ob die zwei Unternehmen miteinander können. Das Geschäftliche wurde erst in weiterer Folge verhandelt. Es können alle unternehmerischen Komponenten passen – wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, hätten beide Unternehmen das Vorhaben nicht weiterverfolgt. Für uns war auch klar, dass es keine „Holzhammer-Methode“ gibt, also dass wir nicht gleich den Namen ändern, den Firmensitz oder die Geschäftsführung austauschen. Das war für uns nie ein Thema, denn wir von Dussmann haben EIN Ziel: dass Janus auf dem Markt weiter so erfolgreich ist wie bisher. Für die Mitarbeiter ändert sich nichts und auch nicht für die Janus-Kunden. Im Gegenteil, sie werden zukünftig vom geballten Know-how von Janus und Dussmann profitieren. Wir freuen uns auch, dass die beiden Janus-Eigentümer noch mit an Bord sind. Änderungen gibt es nur im Hintergrund, wie im Bereich Finanz- und Rechnungswesen.
Reinigung aktuell: Das heißt, es wird auf absehbare Zeit eine Zwei-Marken-Strategie gefahren?
Edelmayer: Janus ist ein Unternehmen mit hoher Reputation, Bekanntheit und Kompetenz am Markt und ja, daher ist es wichtig, dass sich für die Kunden nichts ändert. Wir haben mit dem Kauf das Ziel erreicht, mit Janus als Spezialunternehmen den Markt im Gesundheitswesen breit abzudecken, denn wir glauben, dass im Gesundheitswesen noch ein hohes Wachstums-Potenzial vorhanden ist. Und es wird nicht einfacher, Kunden fordern immer mehr, auch Ausschreibungen sind komplex geworden – Dussmann und Janus bündeln dafür ab nun das Beste aus beiden Welten.
Reinigung aktuell: Welche Auswirkungen hat diese Übernahme zum Beispiel für den Kunden AKH Wien, wo ja beide, Janus und Dussmann, Aufträge haben?
Edelmayer: Das AKH ist der einzige Kunde, bei dem wir beide parallel entsprechend hohe Volumina haben. Wir überlegen uns gerade, wie wir das zukünftig am besten handhaben werden. Jedenfalls aber werden weiter beide Firmen, Janus und Dussmann, im AKH bestehen bleiben. Es gibt auch bestehende Verträge. Wie wir interne Prozesse, was beispielsweise Organisation, Ausbildungen und Qualitätsmanagement betrifft, entsprechend anpassen oder optimieren, werden wir uns überlegen – auf jeden Fall aber im Sinne des Kunden und in Abstimmung mit diesem.
Janus: Ergänzend zum Beispiel AKH – wir werden uns dort intern gegenseitig mit geschulten Mitarbeitern unterstützen können, das ist sicher sinnvoll, beispielsweise mit Ressourcen und bei diversen Sondereinsätzen wie Grundreinigungen oder großen Desinfektionsmaßnahmen.
Reinigung aktuell: Sie wollen nicht über den Kaufpreis sprechen, aber wenn man sich die überdurchschnittlich guten Bilanzen von Janus anschaut, könnte man auf eine ganz schöne Summe kommen …
Edelmayer: Wie gesagt, wir haben Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart, und dabei bleibt es auch. Nur so viel: Der vereinbarte Kaufpreis entspricht unseren Vorstellungen und auch den marktüblichen Gegebenheiten bei Unternehmenskäufen in diesem Bereich.
Janus: Wichtig war, wie schon gesagt, dass das Bauchgefühl gepasst hat, zumal sich auch meine Frau gut vorstellen konnte, diesen Schritt zu machen, wenn alles so umgesetzt wird, wie besprochen. Es war uns immer wichtig, niveauvolle Gespräche auf Augenhöhe bzw. auf der Ebene der jeweiligen Entscheidungsträger zu führen, die auch Handschlagqualität haben.
Reinigung aktuell: Sie, Herr Janus, bleiben in der Geschäftsführung?
Janus: Ja. Nur bin ich aufgrund der Konzernvorgaben nicht mehr allein zeichnungsberechtigt, sondern mit den Kollegen Edelmayer oder Oberhauser von Dussmann.
Edelmayer: Für uns ist es ganz wichtig, dass wir gut miteinander arbeiten können. Es nützt nichts, ein Unternehmen zu kaufen und dann festzustellen, dass man nicht miteinander kann. Das war von unserem Erstgespräch an für meinen Kollegen und mich das Wichtigste. Neben der betriebswirtschaftlichen Situation natürlich. Schließlich sind wir zwei Familienunternehmen, wenngleich mit unterschiedlichen Strukturen. Natürlich ist Dussmann ein Konzern, aber im Kern, was Nachhaltigkeit, Einstellung zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder langfristige Ausrichtung betrifft, ein Familienunternehmen.
Reinigung aktuell: War man auch in der Dussmann-Konzernzentrale in Berlin mit diesem Kauf zufrieden?
Edelmayer: Ja. Weil wir überzeugen konnten, dass wir mit Janus Know-how in einem der spannendsten Segmente, dem Gesundheitswesen, erwerben. Wobei der Austausch an Know-how beidseitig ist. Ich denke, dass die Dussmann Group im Kauf der Firma Janus einen langfristigen Mehrwert sieht. Und zweitens, weil mein Kollege und ich die entscheidenden Gremien sowie die Eigentümerin überzeugen konnten, dass wir beide zu 100 Prozent hinter dem Kauf stehen und somit eine erfolgreiche Weiterführung ermöglichen werden.
Reinigung aktuell: Könnte dieser Zukauf eine weitere Konzentration in dieser Branche in Gang setzen?
Edelmayer: Ich kann natürlich nur für Dussmann sprechen – wir haben eine Next-Level-Strategie mit einem starken Fokus auf Gebäudetechnik. Im Reinigungsbereich ist es aber nicht unsere primäre Strategie, noch weitere Unternehmen zu kaufen.
Janus: Eine Nachfolgeproblematik haben wahrscheinlich auch andere mittlere und halbgroße Unternehmen. Ich glaube aber nicht, dass Dussmann und wir jetzt verstärkt einen Übernahme-Trend auslösen.