„Möglichst frei von Gefahrstoffen“

Roland Freitag, Key Account Manager Gesundheitswesen der DR.SCHNELL Chemie GmbH, im Gespräch.

ReinigungAktuell: Desinfektionsmittel gestern und heute – was hat sich verändert? Und wie kann sich ein Desinfektionsmittel-Hersteller vom Mitbewerb differenzieren? 

Roland  Freitag
Roland Freitag

Freitag: Im Prinzip ist es so, dass der Kunde – wie ein Altenheim oder eine Klinik mit einer Hygienefachkraft oder einem Hygienebeauftragten als unserem Ansprechpartner – Produkte benötigt, um ein gewisses Spektrum an Mikroorganismen abzutöten. Daher müssen die Desinfektionsmittel natürlich eine entsprechende Wirksamkeit in der Anwendung haben, damit die Desinfektion erfolgreich ist. Dazu sind gewisse Listungen erforderlich – in Deutschland eine VAH-Listung vom Verbund für angewandte Hygiene. Unsere Desinfektionsmittel sind alle VAH-gelistet. Was die Flächendesinfektion betrifft, hat man früher viel mit Aldehyden gearbeitet, wobei man Glutar- und Formaldehyde unterscheidet. Letztgenannte sind in der heutigen Praxis nicht mehr so relevant – wegen der Geruchsbelastung und toxikologischen Relevanz sowohl für die Mitarbeiter wie auch für die Patienten bzw. Bewohner. Deshalb greift man eher auf andere Wirkstoffe wie beispielsweise quaternäre Ammoniumverbindungen (QAV) zurück.

Bezüglich Differenzierung vom Mitbewerb: Die Produkte der verschiedenen Hersteller unterscheiden sich hinsichtlich Wirksamkeiten und Inhaltsstoffen nicht sehr stark, zumal der Bedarf der Kunden für die Routineanwendung relativ vergleichbar ist. Hier liegt die Differenzierung vielmehr im Bereich des Vertriebes, sprich: wie man aufgestellt ist, wie man den Kunden anspricht und wie man dann letztendlich ein Angebot und somit ein Gesamtpaket für den Kunden schnürt. Damit kann garantiert werden, dass er genau das bekommt und einsetzt, was er auch tatsächlich benötigt.

Spüren Sie infolge der Pandemie-Gefahren in den vergangenen Jahren ein erhöhtes Bewusstsein für Händedesinfektion und damit einen höheren Verbrauch von Desinfektionsmitteln?

Auf jeden Fall, was den Einsatz von Händedesinfektionsmitteln im Klinikbereich betrifft. „Händedesinfektion“ war schon immer ein hart umkämpfter Markt. Der Bedarf und damit der Verbrauch von Desinfektionsmitteln in den Gesundheitseinrichtungen sind jedenfalls gestiegen und ergeben somit auch ein interessantes Feld für die Industrie. Denn auf der einen Seite ist infolge von gewissen Vorfällen wie EHEC oder H5N1 die Hygiene mehr in den Mittelpunkt gerückt, auf der anderen Seite gibt es aber auch verstärkt Kampagnen wie etwa in Deutschland die „Aktion saubere Hände“, die ebenfalls dazu beigetragen haben, dass die Händedesinfektion in den Gesundheitseinrichtungen eine höhere Bedeutung und Akzeptanz gefunden hat. Dies steigert natürlich auch die Anwendung von Desinfektionsmitteln.

Eine Devise in der Anwendung von chemischen Mitteln lautet: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Spielt dies schon bei der Herstellung der Mittel eine Rolle oder ist das ausschließlich eine Sache der Anwendung bzw. der richtigen Dosierung?

Im Bereich der Reinigung und Desinfektion kommt es immer auf das Problemfeld an, darauf, was der Kunde mit der Anwendung der Produkte erreichen, ob er Schmutz entfernen oder eine Fläche desinfizieren will, welches Risikopotenzial für den Kunden – in unserem Fall für den Anwender, den Patienten, den Bewohner – besteht. Und bei bestimmten Bedarfsanforderungen kommt man an bestimmten Inhaltsstoffen bzw. desinfizierenden Wirkstoffen nicht vorbei. Aber generell ist es schon so, dass wir dem Kunden hinsichtlich der Auswahl von Produkten empfehlen, möglichst wenige Produkte mit einer Gefahrstoff-Kennzeichnung einzusetzen. Dies gilt unter der Prämisse, dass ein gleiches Ergebnis unter Einsatz von Produkten mit geringerer Gefahrstoff-Kennzeichnung möglich ist. An dieser Stelle sehen wir uns als Berater für das perfekte Gesamtpaket für den Kunden – unter Abwägung zwischen den Parametern Hygiene und Gefahrstoffeinsatz.

Lenken wir hier unseren Fokus auf unsere Reinigungsmittel: Unsere „Starken 3 der Gebäudereinigung“ – der Sanitärreiniger MILIZID, der Universalreiniger FOROL und die Hochleistungs-Wischpflege FLOORTOP – haben keine Gefahrstoffkennzeichnung, sind mit 0,25 Prozent dosierbar und decken 95 Prozent des Kundenbedarfes ab. Damit haben wir das Gefahrstoffpotenzial so weit wie möglich reduziert und den Kundennutzen auf ein Höchstmaß optimiert. Gerade was Milizid betrifft: ein hochwirksamer Sanitärreiniger ohne Gefahrstoffkennzeichnung, der schon mit 0,25-prozentiger Dosierung wirksam anwendbar ist, also mit 2,5 Milliliter auf einen Liter Wasser. Wir bieten dem Kunden entsprechende Hochkonzentrate an, damit er mit einer möglichst geringen Dosierung in der Sanitärreinigung arbeiten kann und eine hohe Reichweite erzielt.

Die Sensitive-Linie von Dr.Schnell kombiniert beste Produktqualität mit reiz- und allergiearmen Inhaltsstoffen und bietet Objekthygiene zur größtmöglichen Vorsorge. Als erstes professionelles Reinigungsmittelsystem überhaupt wurde die Sensitive-Linie durch den Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) getestet. Das Ergebnis: neutral im Geruch, besonders verträglich für Haut und Atemwege.

Schließlich ist Dr.Schnell immer Innovationstreiber, immer auf der Suche nach Verbesserungen.

Welche Herausforderungen kommen von der EU-Gesetzgebung her auf Ihre Branche zu, Stichwort Biozid-Verordnung?

Da Desinfektionsmittel diverser Produktgruppen, z.B. Flächendesinfektionsmittel, in den nächsten Jahren sukzessive innerhalb der EU nach der Biozid-Verordnung zugelassen werden müssen, stellt dies eine enorme Herausforderung für die Industrie dar. Neben finanziellen Aufwendungen bedeutet dies auch einen hohen personellen und regulatorischen Aufwand, der entscheidend für die Vielzahl an zukünftigen Produkten und Marktteilnehmern ist.

Wird das die Anbieterlandschaft verändern?

Eine Folge könnte schon sein, dass viele Herstellerfirmen sich aus dem Bereich der Desinfektionsmittel zurückziehen werden oder dass die Industrie, um die Kosten einzudämmen, gewisse Produkte vom Markt nimmt.

Hat das auch Auswirkungen für den Kunden?

Für den Kunden wird das keine Auswirkungen haben, denn wo es einen Bedarf gibt, wird es auch immer Firmen geben, welche die entsprechenden Produkte anbieten. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Vielfalt an Desinfektionsmitteln, wie sie derzeit am Markt ist – und die Vielfalt der Hersteller – sich aufgrund der Kostensituation verändern wird.

 

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