„Lernen hört nie auf“

Heinz P. Ewinger, Geschäftsführer der E. MAYR Reinigungstechnik Gesellschaft m.b.H., zum Thema Ausbildung.

Ewinger
Heinz P. Ewinger

Herr Ewinger, die Interessensvertretung der Gebäudereiniger widmet sich derzeit verstärkt dem Thema Ausbildung, Stichwort „österreichweit einheitliche Mindeststandards“. Was sagen Sie dazu?
Es ist sehr zu begrüßen, dass die Interessensvertretung der Gebäudereiniger jetzt so sehr dahinter ist, die Ausbildung österreichweit auf einen gleichen Standard zu bringen. Vor allem auch, dass es für alle die gleichen Prüfungsunterlagen gibt, die großen Unterschiedlichkeiten waren in der Tat ein Problem. Aber auch generell, über einen größeren Zeitraum betrachtet, hat sich sehr viel getan. Die Ausbildung, sei es Gesellenprüfung, Lehrabschluss oder Meisterprüfung, hat heute einen weit höheren Stellenwert als noch vor 20-25 Jahren. Und das ist auch der richtige Ansatz, denn dadurch ist auch die Wertigkeit der Reinigung in den letzten Jahren gestiegen. Das Problem ist allerdings immer noch die Kostenseite, sprich: Reinigung ist immer noch günstig, und was wenig kostet, ist bekanntlich nicht viel Wert. In anderen Ländern, speziell im Norden Europas, hat die Reinigung einen höheren Stellenwert als in Österreich. Aber durch die positive Entwicklung im Bereich der Ausbildung geht es in die richtige Richtung. Auch die Branchenwerbung in den Medien trägt dazu bei, dass mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema geweckt wird.

Welchen Bezug haben Sie als Händler zum Thema Ausbildung?
Grundsätzlich ist Ausbildung für mich ein lebenslanges Thema, im Sinne von: Lernen hört im Prinzip nie auf. Als ich begonnen habe, in dieser Branche zu arbeiten, habe ich sehr viel von den Erfahrungen unserer Mitarbeiter lernen können. Und als ich dann 2009 – gemeinsam mit meinem Key Account Manager – am WIFI Linz mit der Meisterausbildung begann, glaubte ich, dass ich das mit meiner langjährigen Erfahrung in der Branche und mit meinem Fachwissen im Vorbeigehen schaffen würde. Ich bin aber eines Besseren belehrt worden, es war ein hartes Stück Arbeit. Aber man soll sich den Meister ja auch verdienen. Mein Wissen war nachher auf alle Fälle ein viel größeres, ich war fachlich wesentlich sattelfester als vorher.

Warum haben Sie die Meisterausbildung in Linz gemacht?
Für uns hat sich die Möglichkeit ergeben, gemeinsam mit einem Kunden einen eigenen Kurs stattfinden zu lassen. Es war vorgegeben, dass wir eine Woche Kurs, eine Woche arbeiten, dann wieder eine Woche Kurs hatten, und das über drei Monate – das war für uns die optimale Version. Auch hat es damals die Gebäudereinigungsakademie in Wien in ihrer heutigen Form, die einfach genial ist, noch nicht gegeben. Sollte ich weitere Mitarbeiter zum Meister schulen lassen, dann sicher in Wien, sowohl von der Nähe als auch von den Ausbildungsmöglichkeiten her, welche die Gebäudereinigungsakademie bietet.

Ihre Schwerpunkte bezüglich Ausbildung der Mitarbeiter?
Grundsätzlich ist mein Ansatz und sehe ich auch meine Aufgabe darin: Je besser meine Mitarbeiter ausgebildet sind, umso besser sind wir vor Ort beim Kunden. Das ist auch der Weg, durch den wir versuchen, uns von anderen zu unterscheiden. Wobei wir mehrere Möglichkeiten nutzen, unsere Mitarbeiter auszubilden: zum einen die so genannte „Tork Business Academy“ von Tork/SCA für den Innen- oder Außendienst, Trainings, wie man beim Kunden richtig agiert, vom Verkauf bis hinauf zur Geschäftsführung. Diese Schulungen mit namhaften Vortragenden aus ganz Europa sind zwar relativ teuer, aber vom Mehrwert, den wir als Unternehmen daraus beziehen, ist es eine tolle Sache, vor allem wenn man dann sieht, wie sich die Mitarbeiter weiterentwickeln.
Die fachspezifische Ausbildung unterteilen wir in zwei Bereiche: den Küchenbereich, wo wir drei Mitarbeiter haben, die Diplomierte Hygienemanager sind und die bei unseren Kunden auch HACCP-Schulungen veranstalten dürfen, die verpflichtend sind. Der andere Ausbildungsschwerpunkt ist der Chemiebereich in der Gebäudereinigung, letztlich bis zum Gebäudereinigungsmeister. Wir haben bereits den dritten Meister in Ausbildung. Denn unser Ziel und unsere Aufgabe ist es, wenn unsere Kunden vor Ort ein Problem haben, dieses Problem zu lösen. Also nicht nur dem Kunden Chemie und Reinigungsmaterial zu verkaufen, sondern ihm Problemlösungen anzubieten – und dem Kunden auch Möglichkeiten und Systeme anzubieten, mit Hilfe derer er seine Arbeit noch schneller verrichten kann.

Sind die Kosten für die Schulungen, die am Markt angeboten werden, für Sie in einem vernünftigen Rahmen?
Für das, was man erwartet und auch bekommt, sind die Kosten für mich absolut in Ordnung. Zumal es teilweise ja auch die Möglichkeit gibt, einen Teil der Kosten über eine Förderung wieder refundiert zu bekommen. Wobei es immer auch darauf ankommt, welche Vortragenden oder Trainer man hat beziehungsweise ob sie das Fachwissen auch wirklich gut vermitteln können. Das ist das Um und Auf. Wir machen aber auch unternehmensintern immer wieder, ungefähr alle zwei Monate, schwerpunktmäßig Schulungen für unsere Mitarbeiter, sei es im Bereich Chemie oder auch Reinigungsmaterialien und -Zubehör, oder Neuigkeiten betreffend.

Zur Firma E.MAYR – gibt es neue Entwicklungen, Ziele?
Wir haben vor, ein neues Betriebsgebäude zu errichten. Wir hatten zwar auch schon ein Grundstück dafür ins Auge gefasst. Kürzlich haben wir aber erfahren, dass es für dieses Grundstück  eine Bausperre gibt, wegen Auffassungsunterschiede zwischen dem Land Niederösterreich und der betreffenden Gemeinde. Zunächst aber – das werden wir in den nächsten Wochen angehen – werden wir unser Außenlager auflassen und dafür auf unserem Grundstück eine weitere Halle errichten, damit wir alles am Standort Vösendorf vereint haben und unsere Kunden besser bedienen können. Wir sind aber nach wie vor auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, wo wir ein neues Bürogebäude samt neuem Logistikzentrum bauen können.

Sie haben vor drei Jahren die Firma Chemo­plan gekauft. War das eine gute Entscheidung?
Im letzten Jahr haben wir die Firma Chemoplan mit E.MAYR fusioniert beziehungsweise beide hier am Standort Vösendorf zusammengelegt. Deshalb platzen wir jetzt fast aus allen Nähten, die Mitarbeiter haben sich fast verdoppelt. In den letzten Monaten hatten wir noch einige Doppelgleisigkeiten zu beseitigen, wir haben es auch geschafft, die verschiedenen Produktlinien sowie die Software in relativ kurzer Zeit zusammenzuführen. Und ich kann sagen, es war definitiv die richtige Entscheidung, wir sind auf einem sehr guten Weg. Ich muss aber auch sagen, dass das Ganze nicht leicht war. Vor allem dieses Wir-Gefühl – aus zwei Unternehmen mach eins – hat seine Zeit gebraucht, um sich zu entwickeln. Vor einem Jahr war das noch nicht der Fall, da unterschied man in den Köpfen noch in „wir“ und „ihr“. Jetzt aber gehört das der Vergangenheit an, alle fühlen sich als eine Gruppe, und das ist das, wo ich hinwollte. Es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis wir diesen Integrationsprozess so gut wie abgeschlossen hatten.

Also auch da wieder etwas dazugelernt, nach Ihrem Motto „Lernen hört im Prinzip nie auf“?
Ja, die Probleme die andere bei Fusionierungen hatten – das, dachte ich, würde uns sicher nicht passieren. Aber den Faktor Mensch sollte man nie unterschätzen – da lernt man persönlich immer wieder viel daraus, manchmal auch verbunden mit viel Ärger, aber es macht einen letztlich stärker und es ist eine große Lebenserfahrung.

Sie waren auch auf der Interclean in Amsterdam. Ihr Eindruck?
Es gab einige wenige Innovationen, von denen ich meine, es könnten gute Ideen sein, aber DAS Highlight habe ich nicht gesehen. Aber es gibt immer wieder Weiterentwicklungen, erfreulicherweise auch in Richtung Nachhaltigkeit, was ich definitiv für den richtigen Weg halte, auch für unser Unternehmen. Und es freut mich, dass auch unsere Partner diesen Weg gehen.

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