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Kärcher integriert Bösch

Michael T. Grüssinger, GF Kärcher Österreich, im Gespräch.

ReinigungAktuell: Die Namensrechte für Bösch Reinigungssysteme laufen mit Ende dieses Jahres aus. Werden sie verlängert?

Michael T. Grüssinger: Mit 1. April 2016 wird das Unternehmen Bösch Reinigungssysteme vollinhaltlich und personell in Kärcher Österreich aufgehen und damit als eigene Marke aufhören zu existieren. Durch diese Integration ist Kärcher nun Komplettanbieter von Reinigungsmaschinen, -mitteln und -verbrauchsmaterial. Von der Textilwäsche über Geschirr und Küchenhygiene, Böden und Flächen, Fassaden und Fahrzeugen bis hin zum Erstellen von Reinigungs- und Hygieneplänen stellen wir alles zur Verfügung.

Sie haben im Interview im vergangenen Mai von der Internationalisierung von Bösch gesprochen…

Grüssinger: Das stimmt auch, denn wir haben eine Zusatzaufgabe bekommen: Kärcher Österreich wird auch als Kompetenz-Center für Verbrauchsmaterialen und Chemie weltweit fungieren. Kurz gesagt, wir werden das, was wir aus der Bösch Reinigungstechnik gelernt haben, dem Konzern zur Verfügung stellen – in erster Linie natürlich in Europa. Wir haben durch den Bösch-Zukauf ein Blueprint für die Konzernentwicklung geschaffen. Kärcher war bisher ein Maschinenhersteller, der mit Tüchern, Papier, Schwämmen, Chemie usw. wenig anfangen konnte, weder vom Wissen noch von der Organisation her. Nun haben wir diese Erfahrung, und wir haben festgestellt, dass es ein ganz anders aufgestelltes Business ist. Ein anderes und für uns ergänzendes und sehr wichtiges. Es passt zu unserer „Strategie 2020“, bis dahin das weltweit kundenorientierteste Unternehmen in dieser Branche zu werden. Wir haben viel investiert, viel gelernt und wollen nun diesen Geschäftsbereich in Österreich und international ausrollen.

War je eine andere Option als das Aufgehen von Bösch real?

Grüssinger: Doch. Wir haben bei der Übernahme die Arbeit und die Verschiedenartigkeit dieses Business unterschätzt. Es gab daher auch Überlegungen, sich von diesem Business und damit von Bösch wieder komplett zu trennen. Dass wir die Marke Bösch nicht weiter werden behalten wollen, haben wir sehr schnell gewusst. Wir waren überrascht, dass die Strahlkraft der Marke am Markt nicht so groß war, wie wir sie als jahrelanger Mitbewerber empfunden hatten – wir haben die Marke sehr überschätzt.

Ist der Vertrieb von Maschinen und Verbrauchsmaterial sehr verschieden?

Grüssinger: Unsere Erfahrung ist, dass es wesentlich einfacher ist, eine Maschine zu verkaufen als Chemie oder Verbrauchsmaterial. Daher werden wir auch nach der Integration von Bösch weiter eine eigene Abteilung haben, die sich nur diesem Geschäft widmet. Für Kunden und Lieferanten wird sich am bisherigen Auftritt nichts ändern – außer am Rechnungskopf.

In welchen Ländern wird die Bösch-Erfahrung umgesetzt?

Grüssinger: Wir beginnen mit drei sehr unterschiedlichen Märkten in Zentraleuropa, ab 2017 kommt dann ganz Europa dran. Aber es wird wie in Österreich ablaufen und in einer eigenen Kärcher Abteilung enden – entweder wie bei uns durch einen Zukauf, der integriert wird, oder aber eine personell neu gegründete Mannschaft.

Sie haben 2008 vom Goldenen Zeitalter der Reinigung gesprochen. Wie sehen Sie das für 2016?

Grüssinger: Wenn ich das Jahr 2015 hernehme, sind wir eher im Bleiernen Zeitalter. In Österreich fehlen in allen wirtschaftlichen Bereichen, in allen Branchen derzeit die Impulse, auch die politischen. Wir wollen ja immer zweistellig wachsen, und das gelingt uns derzeit nicht. Das mag Jammern auf hohem Niveau sein, aber es ist derzeit eben so.

Herr Jenner (CEO Kärcher) hat bei Ihrem Fest „50 Jahre Kärcher Österreich“ sehr visionär von Robotics gesprochen. Ist das ein Thema der Zukunft?

Grüssinger: Wir glauben, dass Robotics vor allem bei den Gebäudedienstleistern das  Zukunftsthema sein wird. Wir investieren bereits seit längerem viel Zeit und Geld und werden in Bälde mit interessanten Technologien auf den Markt kommen. Die Reinigung ist extrem personalintensiv und hat daher auch hohe Personalkosten, die permanent steigen. Diese Lücke werden wir schließen helfen. Wir werden auch hier für Furore sorgen.

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