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Facility Services: Outsourcing-Trend ungebrochen

Interconnection Consulting erwartet in einer neuen Studie insgesamt für das Facility Management eine durchschnittliche Steigerung von 3,0 Prozent jährlich bis 2019.

Der Markt für extern vergebene Facility Services in Österreich konnte das Geschäftsvolumen im vergangenen Jahr um +2,4 Prozent (wertmäßig) auf 5,1 Mrd. Euro steigern. Der Trend hin zur Auslagerung von Diensten rund um die Immobilie (Reinigung, Schneeräumung, Catering, Sicherheitsdienstleistungen, Gebäudewartung u.a.) ist ungebrochen. Insgesamt erwartet Interconnection Consulting in einer neuen Studie für das Facility Management eine durchschnittliche Steigerung von 3,0 Prozent jährlich bis 2019.
Seit 2009 ist die Quote für extern vergebene Dienstleistungen von 44,5 Prozent auf 52,3 Prozent gestiegen und damit ist noch nicht das Ende der Entwicklung in Richtung Auslagerung des Facility Managements erreicht. Unternehmen wollen sich gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf das Kerngeschäft fokussieren. Die Branche ist darüber hinaus weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen. „Basisdienstleistungen wie Sicherheit, Reinigung und technische Wartung sind nur im geringen Umfang von der wirtschaftlichen Aktivität abhängig, leiden jedoch unter den geringen Margen“, erklärt Andreas Erdpresser, Autor der Studie. Vor allem der starke Wettbewerb innerhalb der Branche sowie die Verhandlungsstärke der Kunden drücken auf die Preise, erklärt Erdpresser. 2016 wird ein Wachstum der Branche von 2,9 Prozent erwartet.

Flüchtlingsstrom verstärkt Ausgaben für Sicherheit

Infrastrukturelle Dienstleistungen (z.B. Reinigung oder Catering) waren 2015 mit 3,6 Prozent das Segment mit der höchsten Wachstumsrate. Gerade im letzten Jahr konnte diese Art der Dienstleistungen aufgrund kollektivvertraglicher Anpassungen deutlich zulegen. Insgesamt liegt der Marktanteil infrastruktureller Dienstleistungen im Immobilienbereich bei 62 Prozent. Dieser Anteil wird jedoch bis 2018 zugunsten der technischen Dienstleistungen (z.B. Wartung, Störungsmanagement) etwas zurückgehen. „Für die nächsten Jahre haben technische Facility Services das größte Wachstumspotential“, weiß Erdpresser. Der Marktanteil der technischen Dienstleistungen wird sich von heute 31,7 Prozent bis 2018 auf 32,9 Prozent erhöhen. Konstant bleibt hingegen der Anteil der kaufmännischen Dienstleistungen, der 6,4 Prozent beträgt. Nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingskrise verzeichnete der Bereich der Bewachung einen deutlichen Anstieg, weshalb Sicherheitsdienstleistungen 2015 insgesamt um 5,4 Prozent zulegen konnten. Die Betreuung von Flüchtlingslagern – etwa durch den Sicherheitsdienstleister ORS Service GmbH oder von diesen beauftragten Subfirmen (Siwacht) – stellte noch bis vor einigen Monaten einen finanziell nicht zu vernachlässigenden Sektor dar.

Osteuropa als Spielwiese für österreichische Unternehmen

Die Anzahl österreichischer Unternehmen, die ihre Expansion im benachbarten Ausland vorantreiben wird immer größer, wobei insbesondere das aus Facility-Service-Sicht noch wenig „reife“ osteuropäische Ausland zunehmend zur Exploration neuer Absatzmärkte genutzt wird. Strabag, Reiwag, Blitzblank, First Facility, Markas, Simacek, Porreal oder Energiecomfort gehören zu den wichtigsten österreichischen Ablegern in Osteuropa. Ein Großteil der Top-Unternehmen Österreichs ist bereits im Ausland vertreten bzw. besteht aus internationalen Unternehmen. Der Anteil der größten Facility-Service-Unternehmen, die in der Österreich-Studie untersucht wurden (ca. 65 Unternehmen), hat eine Auslandspräsenz (42,7 Prozent). „Bei Nichtberücksichtigung einiger kleinerer Player würde der Prozentsatz der Unternehmen mit Auslandspräsenz noch um einiges höher sein“, so Erdpresser. Wenn es jedoch um eine flächendeckende internationale Ausrichtung geht, trennt sich Spreu von Weizen. Nur mehr rund ein Fünftel (20,6 Prozent) der Unternehmen sind in mehr als zehn Länder aktiv.

Komplettanbieter noch eine Randerscheinung

Am Markt gibt es vor allem für Komplettanbieter Potenzial. Komplettverträge machen derzeit 4,3 Prozent (Vorjahr 4,2 Prozent) aus und wachsen damit stärker als der Markt. „Wenn es Komplettanbietern gelingt, ein durchgängig hohes Servicelevel zu halten, gehört ihnen die Zukunft“, so Erdpresser. Jedoch ist der Umstieg zum Komplettanbieter für Unternehmen mit starken Hürden verbunden, erklärt der Experte. Erstens: Viele Unternehmen trauen den Anbietern noch kein ganzheitliches Management zu, oder die Dienstleistungen werden erst recht vom Facility Services Dienstleister wieder an Sublieferanten weitervergeben. Zweitens, sind die Barrieren und Kosten des Umstiegs bzw. die Ressourcen, um ein ganzheitliches Facility Management im Unternehmen zu implementieren, sehr hoch. Drittens: Oftmals ist es aus Kundensicht günstiger, mehrere Spezialisten (z.B. Catering, Sicherheit…) anstatt eines Gesamtanbieters mit der Übernahme von Facility-Dienstleistungen zu betrauen.

Marktkonzentration sehr gering

Der Markt für Facility Services ist in Österreich, wie in den meisten anderen Ländern auch, stark zersplittert und umfasst tausende, meist sehr kleine Betriebe. Die größten fünf Unternehmen haben zusammen nur 13,6 Prozent Marktanteil, die größten zehn 20,8 Prozent. In den nächsten Jahren wird sich der Wettbewerb verschärfen, Kostendruck kommt vor allem von Kundenseite. Um den extensiven Preiskampf nicht noch weiter zu verschärfen, soll bei öffentlichen Ausschreibungen das Best-Bieterprinzip anstelle des Billigst-Bieterprinzips treten. Jedoch gestaltet sich die Umsetzung umso schwieriger, da mit Ausschreibungen mittlerweile immer wieder auch Rechtsstreitigkeiten aufgrund der komplexen gesetzlichen Bestimmungen einhergehen. Auch inwieweit es hier bereits eine (freiwillige) Umsetzung gab, scheint von Facility-Service-Dienstleistern unterschiedlich wahrgenommen zu werden. Von Seiten der Bundesbeschaffungs GmbH (BBG) heißt es zumindest, dass sie das Bestbieterprinzip bei einem jährlichen Auftragsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro bereits ohne gesetzliche Vorgaben umgesetzt habe.

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