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Schulreinigung: Der Markt wächst

Aufgrund der Vielzahl an noch tätigen Eigenreinigungskräften und der grundsätzlichen Bereitschaft zur Auslagerung der Reinigung ist im Schulbereich mit einem weiteren organischen Wachstum dieses Marktsegments zu rechnen.

Text: Erika Hofbauer

Der Trend zu Outsourcing von Reinigungsleistungen in Schulen ist klar erkennbar. Aber  nicht überall gibt es ungeteilte Zustimmung zu diesem Trend. Eine kritische Stimme dazu kommt von Johann Pauxberger, GÖD-Gewerkschafter im Bildungsministerium: „Der Trend ist da. Nicht, dass es zweckdienlicher oder finanziell attraktiver wäre – allein eingesparte Köpfe bei ,Beamten‘ vorweisen zu können, ist Grund für die Auslagerung diverser Tätigkeiten.“ Die Eigenreinigung läuft, sehr zum Leidwesen der meisten Schulen, aus, berichtet der Gewerkschafter und bleibt kritisch: „Wer nach Entwicklungen am Markt der Reinigungsdienstleister für Schulreinigung sucht, wird nicht fündig werden.“ Aktuell, erzählt Pauxberger weiter, gibt es noch ca. 1300 Bedienstete in der Reinigung an den Bundesschulen: „Das ist gerade einmal die Hälfte der Reinigungskräfte gegenüber von vor etwa 10 Jahren. In weiteren 10 Jahren wird diese Zahl auf etwa 100 bis 150 zurückgegangen sein.“ Marktchancen öffnen sich also.

Hannes Hofer
Hannes Hofer

Denn die Reinigung von Schulen unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der Reinigung anderer Verwaltungsobjekte aus öffentlichen Bereichen. „Der potentielle Lieferantenmarkt für Schulen ist derselbe wie beispielsweise für Finanzämter“, meint daher auch Hannes Hofer, Geschäftsführer der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG). Aus Sicht der BBG finde dementsprechend auch keine Spezialisierung von Reinigungsbetrieben auf den Objekttyp Schule statt, so Hofer weiter. Auch sieht er aktuell keine innovativen Leistungen in der Reinigung von Schulen, aber: „Wir begrüßen die Bemühungen des Marktes zum verstärkten Einsatz von Tagreinigung.“ Auch könne er über die letzten Jahre hinweg einen verstärkten Einsatz von umweltschonender Reinigungschemie beobachten. Alles in allem kann auch der BBG-Chef im Bereich der Schulen eine hohe Bereitschaft zur Auslagerung von Bereichen, die nicht der Kernaufgabe entsprechen, erkennen: „Davon ist natürlich auch die Reinigungsdienstleistung in positivem Maße betroffen.“ Ebenso finden durch die BBG laufend Ausschreibungen statt, die auch den Bereich der Schulen betreffen, beschreibt Hofer einen künftig wachsenden und sich ständig in Bewegung befindlichen Markt: „Aufgrund der Vielzahl an noch tätigen Eigenreinigungskräften und der grundsätzlichen Bereitschaft zur Auslagerung der Reinigung ist mit einem weiteren organischen Wachstum dieses Marktsegments in der Zukunft zu rechnen.“

Tatsächlich rechnen sich die Anbieter gute Marktchancen bei der Fremdreinigung von Schulgebäuden aus. Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann Service Österreich, ist jedenfalls Optimist: „Der Trend zum Outsourcing ist nach wie vor ungebrochen. Insbesondere der öffentliche Bereich schreibt die Reinigung aus – sofern dies nicht schon längst erfolgt ist. Immer mehr Ausschreibungen gehen über die BBG, womit der Preis und die erzielbare Qualität für beide Seiten eine konstruktive Zusammenarbeit gewährleisten.“ Der Privatbereich habe die Reinigung u.a. aufgrund betriebswirtschaftlicher Betrachtungen schon früher ausgelagert, erzählt Edelmayer, Eigenpersonal gebe es hier nur mehr vereinzelt, zum Beispiel bei Privatschulen, die aus personalpolitischen Gründen trotz höherer finanziellen Aufwände nicht auslagern.

Insgesamt sieht der Dussmann-Chef im Bereich Schulreinigung also noch viel Potenzial: „Viele schreiben – noch – nicht aus, weil sie – auch aus kommunalpolitischen Gründen – an Eigenpersonal festhalten. Personal, das sonst nur schwer beschäftigt werden kann. Und auch wir können dieses Personal nicht übernehmen, weil es zum einen in der Regel zu teuer ist und zum anderen – verständlicherweise – eine andere Produktivität hat.“ Aber wenn man davon ausgeht, dass natürliche Abgänge nicht mehr mit Eigenreinigungskräften nachbesetzt bzw. nach und nach durch Fremddienstleistung ersetzt werden, rechnet sich Edelmayer gute Chancen für die Dienstleister aus. Wobei es übergangsweise auch zu Mischformen von Eigen- und Fremdreinigung kommen werde, glaubt Edelmayer, obwohl diese Konstellation seiner Meinung nach eine Schnittstellenproblematik darstelle.

Wer ist geeignet?

Was müssen also externe Diensleister an Fähigkeiten und Know-how mitbringen, um in die Schulreinigung „aufgenommen“ zu werden? BBG-Geschäftsführer Hofer achtet in seinen Ausschreibungen darauf, dass nur besonders geeignete Unternehmen zum Zug kommen: „Wir legen speziell Wert auf die Schwerpunkte Ausbildung von Objektleitern, aber auch von gewerblichem Personal. Ebenso berücksichtigen wir entsprechende Zertifizierungen in den Bereichen Umweltmanagement und Arbeitssicherheit.“ Während der Vertragslaufzeit überwacht die BBG im Sinne der Qualitätssicherung die Einhaltung der entsprechenden Kriterien, um faire Marktbedingungen auch nach Zuschlag gewährleisten zu können.

Johann Pauxberger
Johann Pauxberger

Das Thema Marktbedingungen sieht Gewerkschafter Pauxberger naturgemäß differenzierter: „Der augenscheinlich einzige Vorteil einer Auslagerung von Reinigungsleistung besteht darin, dass keine Rücksicht auf etwaige Krankenstände bzw. Urlaube genommen werden muss. Für die Reinigung ist jedenfalls gesorgt.“ Freilich identifiziert Pauxberger gleich eine ganze Latte an Nachteilen gegenüber der Eigenreinigung: „Was die Qualität der Reinigung anlangt, kann die Fremdreinigung mit der Reinigung durch Eigenpersonal keinesfalls Schritt halten. Das liegt schon daran, dass das Eigenpersonal einen eigenen Rayon zu betreuen hat, für den sie sich aber auch verantwortlich fühlt. Das ist bei der Fremdreinigung absolut nicht erkennbar. Dass die Eigenreinigung gründlicher und qualitätsvoller ist, liegt auf der Hand.“ Die Angebote der Reinigungsdienstleister liegen zwischen 400 und 500 m² pro Stunde, die Eigenreinigung liegt bei 200 m² in der Stunde, rechnet Pauxberger und schließt daraus: „Dass bei einer mehr als doppelt so hohen Leistungsvorgabe und ohne Identifikation mit der Schule die Qualität der Reinigung  hintansteht, ist evident.“

Häufig würden die Firmen, die in den Schulen Reinigungsdienste leisten, gewechselt, der gewünschte Erfolg bleibe dennoch oft aus, ist Pauxberger überzeugt. Die Unterweisung der Reinigungskräfte stellt ebenfalls ein Problem dar: „Einerseits besteht keine Vorgesetztenfunktion, andererseits ist auch die Kommunikation aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse größtenteil sehr schwierig.“ Eigenpersonal ist nach Ansicht des Gewerkschafters flexibler und übernimmt auch Reinigungstätigkeiten, die nicht die Bodenfläche betrifft: „So werden speziell in den unterrichtsfreien Zeiten auch Glasfächen, Stellflächen, Geräteoberflächen, Fensterbretter und anderes mehr gereinigt; und das ist bei Reinigungsdienstleistern nur gegen Vereinbarung und gegen zusätzliche Bezahlung möglich“, gibt Pauxberger zu bedenken.

Ein fixer Arbeitgeber habe für Reinigungskräfte auch einen wichtigen sozialen Aspekt, ist Pauxberger überzeugt: „Das Eigenpersonal wird dadurch, dass keine jüngeren mehr eingestellt werden, immer älter und damit anfälliger für Erkrankungen, hauptsächlich im Bereich des Bewegungsapparates. Deshalb häufen sich manchmal auch Krankenstände. Oft wird das dann fälschlicherweise als Argument für Reinigungsdienstleister – oder wie wir sagen: Fremdreinigung – benützt.“ Dort würden Reinigungskräfte, die über einen längeren Zeitraum ausfallen, gekündigt und fänden sich auf der Straße wieder: „Die hohe soziale Verantwortung des Bundes ist hier nicht einmal im Ansatz zu sehen.“ Daher zeige sich für den Gewerkschafter in vielen Einrichtungen eine Abkehr der Fremdreinigung ab, wobei bei den Bundesschulen dieser Umdenkungsprozess noch nicht gegriffen habe: „Die Fachhochschulen für Facility Management in Mainz, im Schweizer Wädenswil und Kufstein meinen, dass die Erhaltung von Gebäuden und Nutzungsdauer eines Gebäudes im Vordergrund zu stehen hat, weshalb eine qualitav hochwertige Reinigung sinnvoll wäre.“

Peter Edelmayer
Peter Edelmayer

Bei Dussmann sieht man diese Parameter erfüllt. Geschäftsführer Edelmayer: „Gerade in Schulen und Kindergärten ist Reinheit und Hygiene unerlässlich für die gesunde Umgebung unserer Kinder. Wir setzen daher umweltschonende und gut verträgliche Reinigungsmittel ein. Wichtig ist dabei auch die richtige Dosierung. Wir verfügen im Bereich der Schulreinigung über langjährige Erfahrung und garantieren einen gleichbleibend hohen Standard.“ Dazu werde das Fachpersonal laufend geschult und weitergebildet, erzählt der Reinigungs-Spezialist: „Wir passen unsere Dienstleistungen individuell an die Erfordernisse des jeweiligen Kunden an und unser spezielles Reinigungssystem trägt erheblich zur Wirtschaftlichkeit bei.“

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  1. Pingback: 16. Juli 2015 |

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