Durch den Klimawandel ändern sich auch die Anforderungen an die Vegetation als Teil der grünen Infrastruktur – nicht nur im städtischen Bereich. Eine standortgerechte Pflanzenauswahl und nachhaltige Pflegekonzepte helfen, klimafitte und ausgleichend-kühlende Begrünungsflächen zu schaffen und zu erhalten.
Angesichts immer wärmer werdender Städte und Gemeinden hat sich das Engagement im Bereich der Weiterentwicklung von Grünräumen stark erhöht. Diese werden immer öfter als vollwertige „grüne Infrastruktur“ angesehen, und das zu Recht, leisten sie doch einen sehr wichtigen ökologischen Beitrag. Nachhaltige Begrünungsstrategien beschäftigen mittlerweile nicht nur Kommunen und Städte. Auch Unternehmen, Private und die Landwirtschaft wollen und müssen ihren Beitrag leisten. Ein gutes Konzept, eine nachhaltige Pflanzenwahl und erhaltende Pflegemaßnahmen haben klimarelevante Effekte. Die Förderung der Biodiversität, eine Lärmreduktion und die Einsparung chemischer Pflanzenschutzmittel gehen damit meist einher. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Bodenversiegelung gewinnen auch Dachbegrünungen stetig an Bedeutung.
Klimafitte Bäume kühlen Siedlungsräume
Bäume können durch Verdunstung die Temperatur von Siedlungsräumen um mehrere Grad Celsius drosseln und Klimawandel-Auswirkungen dämpfen. Nicht passende Standortbedingungen, neue Schädlinge und schlechte Siedlungsplanung bedrohen diese Fähigkeit. Daher sind Maßnahmen notwendig, um urbane Baumbestände „klimafit“ und nachhaltig funktionsfähig zu machen. Das beginnt bei der Bodenanalyse, geht über das Schaffen und Pflegen von Biotopverbunden bis hin zur professionellen Pflege vorhandener Baumbestände.
Ausgeräumte Landschaften
In den letzten Jahrzehnten verschwanden immer mehr Landschaftselemente, die Kühlung, Feinstaubfilterung und den Menschen Wohligkeit und Gesundheitsvorteil brachten. Zurück blieben oft ausgeräumte Landschaften, die noch stärker überhitzen. Dieses Schicksal teilen zwangsläufig auch die Siedlungsräume. „Wir beim Maschinenring beschäftigen uns schon sehr lange mit diesem Thema und haben taugliche Konzepte entwickelt. Damit sollen urbane Baumbestände klimafit und nachhaltig funktionsfähig gemacht werden“, erklärt Konstantin Greipl, Experte für Baum- und Naturraummanagement beim Maschinenring. Wichtig dabei ist eine vorausschauende Analyse und gute Planung künftiger Baumstandorte inklusive Bodenprobenentnahme sowie Interpretation der regionalen Klima-Trends. Darauf basieren Empfehlungen für die Bodenbehandlung und für konkrete Pflanzungen. Es gilt vorauszusehen, welche Baum- und andere Pflanzenarten langfristig am Standort gesund leben können.
Geeignete Pflanzenarten
Klimatisch wirksame Grünräume bestehen freilich nicht nur aus Bäumen. Auch bei der Auswahl von anderen Gehölzen (Sträucher, Kletterpflanzen, sonstige Pflanzen), Gräsern und Kräutern muss auf standortgerechte Arten und Sorten geachtet werden. Wenn es um ein Gesamtkonzept geht, das Standortwahl und Pflege betrifft, ist die Zusammenarbeit mit Fachleuten ratsam.
Beispiel Bienenwies´n
Ein sehr gutes Beispiel einer ökologisch wertvollen Grünraumgestaltung ist das Maschinenring-Projekt „Bienenwies´n“, das in Kärnten im Jahr 2018 gestartet wurde und mittlerweile in ganz Österreich angeboten wird. In den letzten Jahren entstanden dabei über 700.000 m² neue Blühflächen in Gemeinden und Städten alleine im Bundesland Kärnten. Das Projektsaatgut besteht aus heimischen Wildblumen und Gräsern. Damit haben zahlreiche Unternehmen und öffentliche Institutionen Teile ihrer Grünanlagen in Blühflächen umgewandelt und den „klassischen Rollrasen“ verbannt. Dies hatte nicht nur eine Erhöhung der Biodiversität zur Folge, sondern auch Auswirkungen auf das Grünflächenmanagement. War in der Vergangenheit ein regelmäßig kurz geschnittener Rasen nötig, entstand mit der Anlage einer solchen Wiese eine Fläche, die nicht zwangsläufig wöchentlich geschnitten werden musste, sondern nur ein- bis zweimal pro Jahr. Des Weiteren ist der optimale Mähzeitpunkt bei solchen Flächen unterschiedlich. Eine räumlich und zeitlich angepasste Wiesenpflege fördert überdies die Artenvielfalt. Das funktioniert im Privatbereich wie auch im öffentlichen Raum, beispielsweise bei der Bewirtschaftung von Straßenbegleitflächen, Pflanzenbeeten, Spielplätzen, Schulhöfen oder Friedhöfen.
Mit Experten zusammenarbeiten
Klimafitte Grünräume erbringen also enorm wichtige Ökosystemdienstleistungen. Bei der Neuschaffung klimatisch wirksamer Grünräume ist die Zusammenarbeit mit Experten wichtig. Herkunft und Art der Pflanzen müssen bereits im Vorfeld berücksichtigt werden. Zusätzlich sehen Fachleute die Notwendigkeit, die verschiedenen Pflanzenarten in einen Klima- und Biotopverbund einzubetten. Diese vernetzen Lebensräume unterstützen den Erhalt der genetischen Vielfalt und Steuerung des Landschafts- sowie Ortsklimas. Neben der Schaffung solcher Räume ist natürlich auch deren Erhalt von hoher Wichtigkeit. Dies wird mit der Durchführung von regelmäßigen und fachgerechten Pflegemaßnahmen gewährleistet.
Textquelle: Maschinenring Kärnten, Mario Spaninger