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Housekeeping im Wandel der Zeit

Ein Hotelbetrieb, in dem man sich als Gast auf Hygiene und Sauberkeit verlassen kann, trägt zu einer hohen Gästezufriedenheit bei. Durch einen augenscheinlichen Personalmangel wird es aber auch im Bereich „Housekeeping“ immer schwerer, die Standards einzuhalten. Reinigung Aktuell stellte zwei Vorzeige-Hoteliers, die sehr unterschiedlich mit den Herausforderungen umgehen, einige Fragen rund um das Thema.

Text: Peter A. de Cillia; Fotos Tina Herzl; Schick Hotels
Manfred Stallmayer, Hotelprofi

Das Designhotel „The Guesthouse Vienna“ trifft mit seinem Anspruch, ein gefühltes Zuhause zu sein, einen Nerv: Reisen soll gleich vom ersten Tag an mit einem Ankommen verbunden sein. Eine überraschende und zugleich unaufgeregt elegante Formensprache zeichnet die Gestaltung des Hauses aus: Die Innenarchitektur vom britischen Designer Sir Terence Conran und Conran & Partners verbindet Trendbewusstsein, Komfort und Funktionalität zu einem ganz eigenen Stil. Etwas anders ist es beim Hotel „Die Josefine“ – das Boutique-Hotel, erbaut 1896 und jetzt im Glamour der 1920er und 30er-Jahre formschön revitalisiert, vereinigt gekonnt Vergangenheit und Moderne. Für beide Häuser zeichnet Hotelprofi Manfred Stallmayer verantwortlich.

Herr Stallmayer, was hat sich in Zusammenhang rund um das Thema „Housekeeping“ geändert und warum?

Stallmayer: Es ist am Arbeitsmarkt schwierig geworden, auch in diesem Bereich verlässliche Mitarbeitende zu finden, vor allem ist es ein Job, wo 365 Tage im Jahr Verfügbarkeit da sein muss. Es gibt aber auch immer mehr professionelle Anbieter, die das sehr gut machen, und durch diese Spezialisierung ist die Problemlösung sehr professionell geworden.

Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?

Wir haben in beiden Betrieben von Anfang an auf eine verlässliche Fremdfirma gesetzt – Dr. Schilhan aus Graz – und konnten damit Abläufe gut organisieren und auch die schwankenden Auslastungen gut abstimmen und optimieren.

Wie kann man sich die Abläufe vorstellen? 

Die Abläufe sind, wie wenn die von Schilhan gestellte Hausdame und auch die Stubenmädchen Teil unseres Betriebes wären. Die Kommunikation läuft zwischen Hausdame und Rezeption. Es gibt natürlich Standards in Bezug auf Hygiene, geregelte Abläufe und wie die Zimmer zu sein haben für die Anreise. Ebenso gibt es diverse Schwerpunkte in Intervallen von Sonderreinigungen.

Welche essentiellen Vor- und Nachteile sehen Sie im Modell, das in Ihren Häusern praktiziert wird? 

Vorteil: Das Unternehmen kümmert sich in Bezug auf Reinigungsmittel, Reinigungsgeräte, Personal nur um diese Themen und ist darauf spezialisiert. Die Abdeckung von 7 Tagen pro Woche ist gesichert, die Kosten sind rein variabel, in auslastungsschwachen Zeiten sind somit auch unsere Kosten geringer und es gibt eine absolute Planbarkeit. Der Nachteil besteht darin, dass naturgemäß nicht immer eine 100% Identifikation mit dem Haus vorhanden ist. 

Ihre generelle Meinung zum Thema und ein kurzer Ausblick in die nahe Zukunft? 

Ein gutes Housekeeping zu haben, ist ein großes Thema geworden, und es ist mit hohem Aufwand verbunden. Es wird nicht leichter werden, da die Herausforderungen am Arbeitsmarkt nicht einfacher werden. Daher ist es wichtig , wie in allen Bereichen der Hotellerie und Gastronomie, sich eine gute langfristige Partnerschaft aufzubauen und die Arbeitsatmosphäre gut zu gestalten.


„Beim Inhouse Housekeeping überwiegen positive, nichtmonetäre Faktoren“

Ganz anders geht ein anderes Hotelunternehmen an die Problemstellung. Die fünf Hotels der Schick-Gruppe, das älteste Namens „Hotel Stefanie“, steht seit mehr als vier Jahrhunderten für Wiener Gastfreundschaft. Bereits seit 1600 empfängt es Gäste aus aller Welt – und bildet damit das Fundament der Schick Hotels, die heute in fünfter Generation von der Familie Schick geführt werden.

Alexander Schick, Eigentümer, Schick Hotels Gruppe:

Alexander Schick, Eigentümer,
Schick Hotels Gruppe

In den letzten Jahren haben sich der Stellenwert und die Ansprüche an das Housekeeping deutlich verändert. Die Erwartungen der Gäste an Sauberkeit und Hygiene sind – nicht zuletzt durch die Pandemie – stark gestiegen. Durch den zunehmenden Fachkräftemangel ist qualifiziertes Personal aber schwieriger zu finden. Themen wie Nachhaltigkeit und effiziente Arbeitsprozesse sind stärker in den Fokus gerückt – auch aufgrund der überproportional gestiegenen Kosten. In der Schick Hotels Gruppe haben wir zahlreiche Prozesse digitalisiert, beispielsweise das Reinigungsmanagement, die Zimmerfreigabe, die Integration in das PMS sowie Intranet und Instandhaltungstool.

Als familiengeführtes Unternehmen haben wir unsere Strategie, das Housekeeping konsequent inhouse zu halten, bewusst beibehalten. Damit sichern wir eine gleichbleibend hohe Qualität und können flexibel reagieren. Durch interne Schulungen, klare Qualitätsstandards und den engen Austausch zwischen den Häusern stärken wir die Fachkompetenz unserer Teams. Zudem setzen wir auf einen hohen Grad an Mitarbeiterbindung: die Zugehörigkeit zum Haus ist für uns ein zentraler Erfolgsfaktor und Teil der gelebten Gastfreundschaft.

Durch das Inhouse Housekeeping binden wir die Mitarbeiter an das Haus. Sie sind integrativer Bestandteil des Hospitality-Teams und keine externen Dienstleister. Obwohl die fünf Häuser der Schick Hotels Gruppe sehr unterschiedlich positioniert sind, haben wir im Bereich Housekeeping einen einheitlichen Standard, den wir selbst steuern und kontrollieren. Dadurch wird auch ein flexibler Personaleinsatz bei Engpässen in einzelnen Häusern möglich. Der organisatorische und finanzielle Aufwand durch interne Personalplanung, Schulungen und Qualitätskontrolle ist deutlich höher als beim Outsourcing. Kranken- und Urlaubstage müssen in der Planung berücksichtigt werden und häufig kurzfristige Lösungen gefunden werden, wenn es spontan zu großen Buchungen kommt. Die Personalkosten sind vermutlich geringfügig höher als beim Outsourcing und die Anforderungen an die Flexibilität größer. Trotzdem stellt sich die Frage, ob Outsourcing die günstigere Lösung ist, da beim Inhouse Housekeeping positive, nichtmonetäre Faktoren überwiegen.

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