Siegfried-Czeczelich

Effektive Geruchs­bekämpfung

Gegen Mikroorganismen, die üble Gerüche verursachen, schickt man am besten nahe Verwandte von ihnen ins Feld: „positive“ Bakterien, die bei ihrer Arbeit nicht stinken.

Text: Hansjörg Preims

Auch wenn wir Menschen nicht die feine Nase etwa eines Hundes haben, sind wir in hohem Maße geruchgesteuert, sowohl im positiven wie im negativen Sinn. In jedem Fall aber von dem uns weitgehend verborgenen Unterbewusstsein aus. Gerüche entscheiden über Sympathie und Antipathie, Gerüche wirken abstoßend oder anziehend, Gerüche und Düfte rufen Erinnerungen wach, sie entziehen sich quasi dem Vergessen. Es entzieht sich auch jeder Erklärung, warum man jemanden oder etwas „riechen kann“ oder nicht, es ist einfach so. Und es entscheidet sich ebenso schnell – in Millisekunden – wie nachhaltig.

Deshalb sind Gerüche und Düfte auch für Hoteliers ein großes Thema. Da Gerüche über das limbische System gewissermaßen direkt in eine Hirnregion gelangen, die auch für Gefühle und Erinnerung zuständig ist, wirken sie auf den Gast nachhaltiger als etwa kleine Geschenke, Hintergrundmusik oder Designermöbel. Von der einen und anderen Nobelhotelkette weiß man auch, dass sie ihre Häuser zwecks Gästebindung und Stärkung des Wiedererkennungseffekts mit einem eigenen Duft ausstatten lässt.

Doch die Verursacher übler Gerüche lassen sich davon nicht beeindrucken. Ihnen ist eine Nobelherberge genauso recht wie eine billige Absteige, zumal man ihnen auch mit der besten Reinigung nicht beikommt: den Mikroorganismen, die einen organischen Stoff – Erbrochenes, Milch, Urin etc. – zersetzen und dabei ihre Stoffwechselprodukte erzeugen. Dabei entstehen Gase und andere stinkende Abfallprodukte wie zum Beispiel Schwefelverbindungen, Buttersäure oder wie beim Urin unter anderem Ammoniak. Ob Urin, Erbrochenes oder andere flüssige oder halbflüssige Substanzen – all dies versickert in Fugen von Fliesen oder Parkettböden und kann auch in Untergründe wie Steine, in Teppichböden oder andere Textilien eindringen. All diese Umstände haben Geruchsbelästigungen zur Folge

„Gute“ Bakterien gegen Stinker

Was tun dagegen? Häufig kommen scharfe Reiniger zum Einsatz, die den Oberflächenschmutz inklusive der Bakterien entfernt. Doch eine solche Behandlung hat erstens den Nachteil, dass das zu reinigende Objekt in Mitleidenschaft gezogen wird, dass Fliesen, Fugen und glatte Oberflächen rau und porös und dadurch noch angreifbarer werden und Farben und Stoffe unter den ätzenden Eigenschaften des Reinigers leiden. Und zweitens bleiben dadurch die in Poren und Fugen eingesickerten und eingezogenen Substanzen als Nahrungsgrundlage für die nächsten Bakterien erhalten. Die anaeroben (ohne Sauerstoff lebensfähige) Bakterien darin sind unberührt. Nach der Reinigung kommt der Geruch wieder hoch. Also gilt es, den für die Verrottung zuständigen Mikroorganismen ihr Nahrungssubstrat wegzunehmen. Und das können am besten nahe Verwandte dieser Bakterien, ohne dass sie selbst zu Stink-Tätern werden: „positive“ bzw. unschädliche Bakterien, die speziell gezüchtet werden und auf Grund ihrer unterschiedlichen Lebensweise und ihres konträren Stoffwechsels bei ihrer Arbeit nicht stinken. Diese „guten Bakterien“ werden durch ein spezielles Verfahren angeregt, sich zu Sporen zu verkapseln. Man nennt sie daher auch „Inaktive Bakterien“. Inaktiv heißt, dass sie durch Zugabe von Wasser und Nahrung (Urinverschmutzungen, etc.,) wieder aktiviert werden und ihrer Bestimmung folgend Schmutz und somit üble Gerüche abbauen. Sie dringen tief ins Innere von Fugen, Textilien oder anderem porösen Material ein und fressen das Substrat, das den Ausgang für die Geruchsbelästigung darstellt. Die Reinigung wird in den Fugen fortgesetzt und wirkt noch lange nach. Diese Methode hat sich schon so weit entwickelt, dass zum Beispiel eine Wiener Firma Teppichreinigung mit Bakterien durchführt. „Es kann aber auch sein, dass man Enzyme verwendet“, sagt Siegfried Czeczelich, Schädlingsbekämpfer und Hygienemanager von HygieneHelp. „In bestimmten Fällen ist es so, dass Enzyme das Ganze noch beschleunigen können, weil sie das Grundmaterial schneller aufspalten.“

Doch wie spürt man die Geruchsquelle, wo diese mikrobiologischen Helfer zum Einsatz kommen sollen, auf, wenn man nicht genau weiß, wo sie sich befindet? Das muss dann ein letztes Mal noch der Nase zugemutet werden, um zu lokalisieren, wo es am meisten stinkt. Laut Czeczelich lässt sich das auch ziemlich genau eingrenzen. Macht aber auch nichts, wenn man sicherheitshalber „zu viel“ Fläche erwischt, denn: „Wo die Bakterien auf keine Nahrung treffen, werden sie absterben, und wo sie auf Nahrung treffen, werden sie mit voller Wucht reingehen und die Nahrung auffressen“, so der Profi.

HygieneHelp testet neue Produkte, bevor sie an die Kunden verkauft werden. Außerdem sieht man sich als „Ansprechpartner Nummer Eins“ bei Geruchsproblemen, die auch mit Ozonbehandlungen und anderen Verfahren behoben werden können.

Ozonbehandlung

Ozonbehandlung wird hauptsächlich nach einem Brand eingesetzt. Czeczelich: „Ozon ist das stärkste natürliche Desinfektionsmittel, das es gibt.“ Der Raum wird abgedichtet, das Ozongerät verwandelt den Sauerstoff im Raum in Ozon, man lässt das Ganze einwirken, und – je nachdem, wie das Gerät eingestellt ist – nach einer gewissen Zeit verwandelt es Ozon wieder in Sauerstoff. „Das funktioniert nicht nur bei Brand, sondern sogar bei Geruch von verwesenden Leichen“, so Czeczelich, „48 Stunden Ozonbehandlung, und der Verwesungsgeruch ist weg.“ Diese Methode wird aber auch angewendet, wenn Hausverwaltungen von Rauchern zurückgegebene Wohnungen für Nichtraucher wieder attraktiv machen müssen, um Nachfolgemieter zu bekommen. „Mit Ozonbehandlung bringt man das alles restlos raus. Nicht einmal ein militanter Nichtraucher kann noch etwas riechen“, so Czeczelichs Erfahrung.

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