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Die Personal­situation spitzt sich zu

Im Westen Österreichs können mittlerweile Aufträge nicht mehr angenommen werden, weil niemand in der Reinigung tätig werden will.

Was die Personalsituation in der Reinigung betrifft, scheinen sehr schwierige Zeiten bevorzustehen. Um Gerhard Komarek zu zitieren: „Die Zeiten, wo wir uns aussuchen konnten, welche Reinigungskräfte wir einsetzen, sind vorbei.“ Aus dem Westen Österreichs höre er, dass mittlerweile Aufträge nicht mehr angenommen werden könnten, weil es keine Menschen gebe, die in der Reinigung tätig werden wollten. Reinigung aktuell hörte sich in den Landesinnungen um, was diese ihrerseits bezüglich Personalsituation von den Reinigungsbetrieben hören.

Trotz kräftiger Lohn­erhöhung nicht leichter

Gerhard KomarekKR Gerhard Komarek, Landes­innung Wien:
„Auch in Wien ist es schwieriger, Personal zu finden, auch wenn es natürlich auch auf die Anzahl der Stunden, den konkreten Arbeitsplatz und die konkrete Verwendung ankommt. Es hat auch in der Gebäudereinigung ein Verdrängungswettbewerb hinsichtlich aller Arbeitnehmer begonnen. Dieses Thema haben die Landesinnungsmeister- Stellvertreterin, Frau KommR Mag. Simacek, und ich bei der – bis vor kurzem noch – zuständigen Bundesministerin Hartinger-Klein vorgetragen, und sie hat – noch vor der Regierungskrise – versprochen, sich dieses Themas anzunehmen. Interessant ist die Tatsache, dass trotz kräftiger Lohnerhöhung mit 1.1.2019 mit durchschnittlich 3,43% – weit mehr als 1% über der Inflationsrate – dies nicht zur leichteren Stellenbesetzung geführt hat.“


Setzen auf Aufklärung und Aus- und Weiterbildung

Franz Josef LiebichKR Franz Josef Liebich. Landes­innung Steiermark:
„Die Personalsituation im Reinigungsbereich ist in der Steiermark in allen Bereichen, ob ReinigungstechnikerIn, ObjektleiterIn bis zum Meister schwierig. Personal, und hier vor allem qualifiziertes Personal zu finden, ist eine große Herausforderung für unsere Betriebe, egal ob man es über Annoncen in Zeitungen oder AMS versucht. Leider verbinden viele Arbeitssuchenden unsere Branche mit einem negativen Image und übersehen dabei die guten Aufstiegschancen, die man mit entsprechender Qualifizierung und Engagement hat.
Unsere Innung will sich aber nicht mit Jammern zufrieden geben. Daher setzen wir seit einigen Jahres sehr gezielt auf Aufklärung über den interessanten und zukunftsträchtigen Beruf des Reinigungstechnikers. Da wir qualifizierten Nachwuchs brauchen, stellen wir den Lehrberuf des Reinigungstechnikers in Schulen, aber auch auf Bildungsmessen vor. Wir investieren viel Geld in die Aus- und Weiterbildung unserer MitarbeiterInnen. Nur so können wir in Zukunft unserer boomenden Branche qualifiziertes Personal sichern.“


Unterschiede zwischen Stadt und Land

Albert HollwegerAlbert Hollweger, Landesinnung Salzburg:
„Die Personal­situation ist durch­aus eine eher angespannte. Auch im Bundesland Salzburg ist es schwierig geeignetes Personal zu finden. Es zeigen sich weiters regionale Unterschiede, vor allem zwischen Stadt und Land. Bei der Personalsuche ist oft der konkrete Einsatzort ein Kriterium, welches die Suche erschweren kann. So ist es häufig schwieriger Personal zu finden, wenn der Mitarbeiter in öffentlichen Flächen tätig ist, zB bei Kontakt mit Kunden in Geschäftsräumlichkeiten etc. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Reinigungskräfte im ländlichen Raum leichter für Büroräumlichkeiten als für öffentlich zugängliche Geschäftsflächen zu finden sind. Mögliche Gründe dafür könnten die Arbeitszeiten oder private Gründe (man kennt sich untereinander) sein.
Grundsätzlich wird vor allem für die Bereiche der Objektleitung händeringend geeignetes Personal gesucht. Aber auch in den Bereichen der Verwaltung wird die Rekrutierung zunehmend schwerer. Bezüglich Objektleiter: Der Markt verlangt nach immer mehr Objektleiter mit Meisterprüfung. Ein Objektleiter mit Meisterprüfung kommt unserer Einschätzung nach sehr rasch bei einem Dienstleister unter und hat, sofern das Umfeld passt, keinen Bedarf, seinen Arbeitgeber zu wechseln.“


Starke Konkurrenz durch andere Arbeitgeber

Werner JägerWerner Jäger, Landesinnung Tirol:
„Wie alle Wirtschaftsbereiche, vor allem in der Sparte Gewerbe und Handwerk, ist auch die Branche der Gebäudereiniger stark vom Fachkräftemangel bzw. Personalmangel betroffen. Die Personalsituation ist in Tirol seit Jahren angespannt und es ist keine Entspannung in Sicht. Aktuell findet man beispielsweise über 700 Stellenangebote im Job-Room des AMS zum Schlagwort Reinigung. Aus eigenen Erfahrungen und Gesprächen mit Branchenkollegen weiß ich, wie schwierig es ist, geeignetes und qualifiziertes Personal zu finden. Auf Stellenanzeigen gibt es grundsätzlich sehr wenig Rücklauf und nur wenige der Bewerber erfüllen dann tatsächlich die Anforderungen. Diese Erfahrung machen wir nicht nur bei qualifizierten Facharbeitern z.B. Objektleitern, sondern im gesamten Reinigungsbereich. Was die Suche nach geeignetem Personal zusätzlich verschärft, ist die starke Konkurrenz anderer Arbeitgeber, vor allem in Tourismusorten. Hier ist spürbar, dass Reinigungskräfte bzw. potenzielles Personal eher in Tourismusbetrieben, vor allem der Hotellerie, Jobs annehmen und somit Gebäudereiniger-Betrieben nicht zur Verfügung stehen. Diese Engpässe müssen von unseren Betrieben ausgeglichen werden. So müssen bestehende qualifizierte Mitarbeiter zusätzliche Arbeiten erledigen, die teilweise auch von angelernten Kräften erledigt werden könnten. In letzter Konsequenz führt der Personalmangel dazu, dass Betriebe keine zusätzlichen Aufträge mehr übernehmen können bzw. teilweise sogar Objekte abgeben müssen, da nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht, um die Aufträge zu erledigen. Um dem entgegenzuwirken, sind unsere Betriebe gefragt, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und Personal entsprechend zu entlohnen sowie intern aus- und weiterzubilden.“

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