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„Die Mischung macht’s“

Im Gesundheitsbereich liegt nach wie vor viel Potenzial für die Reinigungsbranche. Die Frage, wie viel sie davon nutzen kann, bleibt weiter spannend. Einschlägige Referenzen sind auf jeden Fall Grundvoraussetzung.

Text: Hansjörg Preims

Grundsätzlich steht Martin Steiner, Geschäftsführer im Wiener Krankenhaus Göttlicher Heiland, einem Unternehmen der Vinzenz Gruppe, „der Frage Eigen- oder Fremdreinigung unvoreingenommen gegenüber.“ Es müsse nur gut gemanagt und gut geführt werden. Und: „Die Komplexität der Leistung, die man ausgliedert, muss einen gewissen Level haben, von dem man sagen kann, es muss jemand machen, der noch einmal mehr Branchenkenntnis, Know-how und Hightech einbringt.“ Zum Beispiel die Sterilisation von OP-Instrumenten, die man im Göttlicher Heiland fremdvergeben hat. Ansonsten setzt man überwiegend auf hauseigenes Reinigungspersonal, sowohl in den patientennahen wie auch den patientenfernen Bereichen. Kenntnisse und Know-how für moderne Reinigungssysteme holt man sich von außen in Form einer fachspezifischen Beratung, die dann vom hauseigenen Personal umgesetzt wird. Gekocht wird ebenfalls von eigenen Angestellten. Und der Bereich Technik, Logistik und Instandhaltung ist zwar ausgegliedert, bleibt aber trotzdem in der „Familie“ –  in der von der Vinzenz Gruppe gegründeten Santesis Technisches Gebäudemanagement & Service GmbH.
Mit diesem System, sagt Steiner, könne man durchaus auch lange und gut arbeiten, man müsse nur immer wieder bereit sein, sich zu benchmarken, sich zu vergleichen. Grundsätzlich gelte für ihn: „Je mehr Hightech dahinter ist, umso mehr spricht es für den externen Dienstleister, je mehr Standard es ist, umso weniger – da geht es eher darum, welche Mindesteinheiten man hat.“ 25 Mitarbeiterinnen sind derzeit im Krankenhaus Göttlicher Heiland für die Reinigung beschäftigt, und alle sind laut Steiner auch „so flexibel, dass sie bereit sind, Krankenstände und urlaubsbedingte Ausfälle untereinander zu kompensieren.“ Ein Externer könne das vielleicht genauso abdecken und auch ordentlich machen, die Frage sei aber: „Merke ich dann als Kunde überhaupt, wenn mehrere Leute im Krankenstand sind, und wird dann genauso ordentlich gereinigt?“ Man müsse auch differenzieren zwischen nicht patientennahen Reinigungsbereichen, den allgemeinen Flächen, „die natürlich leichter auszugliedern sind“, und patientennahen, die viel mehr auch in den Stationsalltag integriert sein müssen, etwa in Bezug auf Visiten, Speisenversorgung und Störung des Patienten.“ Hier, so Steiner, sei es „sehr wichtig, dass alles gut aufeinander abgestimmt ist, wie wir auch durch Patientenbefragungen in Erfahrung bringen. Sonst heiße es dann zum Beispiel: „Dauernd ist jemand reingekommen, eine hat nur mein Nachtkästchen abgewischt, die nächste hat den Boden gereinigt und die Dritte das Tablett vom Essen abgeholt. Warum braucht es dafür drei verschiedene Mitarbeiter, wo doch eine das alles erledigen könnte und man dann nicht dreimal gestört würde?“

Kompetenz und Fingerspitzengefühl

Kurzum: Es geht für Steiner „um Kompetenz und Fingerspitzengefühl, um Integration der Dienstleistung in den medizinischen und pflegerischen Primärprozess, um ein Gefühl dafür, dass hier nicht nur ein Gebäude gereinigt wird, sondern unmittelbar in einem sehr persönlichen Bereich eines Menschen.“ Speziell für den Gesundheitsbereich sei Outsourcing also nicht primär eine Frage, was es koste, sondern eine Frage der Qualität. „Und da“, so Steiner, „habe ich, den tertiären Bereich wie die Reinigung betreffend, noch wenige Externe erlebt, die sich der im Krankenhausbereich geforderten Komplexität stellen.“ Auch sehe er wesentliche Rahmen- bzw. Arbeitsbedingungen wie Mitarbeiter-Zufriedenheit, eine gute Grenze zwischen Unter- und Überforderung,  durch gute Führung den Mitarbeitern abfordern, was sie auch leisten könnten, sowie Nachhaltigkeit im Sinne eines Beschäftigungsverhältnisses, das auf Wertschätzung beruhe und das einen sicheren und guten Job gewährleiste, nicht unbedingt als Stärke der Reinigungsbranche. Man brauche aber einen unternehmerischen Partner auf Augenhöhe in diesem Bereich, „einen, von dem man sagen kann, dass er auch bei mir Mitarbeiter oder eine Führungskraft sein könnte.“ Dann könne man auch einen guten Deal machen – „und ein guter Deal ist in dem Zusammenhang, wenn er mir die Komplexität der Dienstleistung übernimmt und diese so ernst nimmt, wie ich es selber tue.“ Und das zu einem adäquaten Preis, nicht zum Dumpingpreis. Steiner fasst zusammen: „Also ich brauche einmal einen gewissen Komplexitätsgrad und eine gewisse Mindestgröße. Und wenn dann auch die Kriterien eines fairen Deals gegeben sind, mit einem Partner auf Augenhöhe und mit Handschlagqualität, dann mache ich das gerne auch schon morgen. Aber auf diesen Partner warte ich noch.“

Gegenseitig befruchtend

Nun gibt es freilich Dienstleistungsunternehmen, die schon seit geraumer Zeit auch im Gesundheitsbereich einen sehr guten Job machen. Im Kärntner Landeskrankenhaus Wolfsberg etwa, einem Haus im KABEG-Verbund, setzt man in der Reinigung auf ein Mischsystem aus Eigenpersonal und einem externen Dienstleister, das Mag. Margit Schratter, die Kaufmännische Direktorin dieses Hauses, als „sich gegenseitig befruchtend“ beschreibt. Man trennt die Reinigung auch nicht mehr, wie sonst häufig üblich, in „patientennah“ und „patientenfern“, sondern trifft andere Kriterien der Zuordnung. So wird zum Beispiel die Lymphklinik, die 2010 in einem neuen Gebäudetrakt untergekommen ist, ausschließlich fremdgereinigt, in den weiteren Krankenhausgebäuden hingegen reinigt vorwiegend Eigenpersonal. Gänge und Randbereiche werden jedoch auch hier fremdgereinigt.
„Wir können des weiteren auf einen gemischten Pool von Eigen- und Fremdpersonal zurückgreifen, zum Beispiel für Ersatz bei einem Personalausfall oder wenn spezielle Sonderreinigungstätigkeiten erforderlich sind“, so Schratter. Sie würde allerdings auch nicht ganz zur Fremdreinigung übergehen wollen, denn: „Ich finde, dass eine Mischform, wie wir sie haben, gut ist, weil wir damit die Vorteile von beiden Bereichen optimal nützen können.“ Wobei die Vorteile einer Fremdreinigung ihrer Erfahrung nach folgende sind: „Vor allem die Flexibilität hinsichtlich Personaleinsatz, das Know how, und dass man eine Spezialistenfirma im Hintergrund hat, die auch am Markt agiert.“ Man „brate“ also nicht nur im eigenen „Saft“. Dann natürlich auch der Kostenfaktor bzw. das Lohnniveau im Vergleich zum Öffentlichen Dienst – „und eben das Ausfallsmanagement im Bereich Personal, das über externe Objektleiter abgewickelt wird, was in vielen Bereichen sehr komfortabel ist.“
Die Vorteile des Eigenpersonal-Einsatzes sind für Schratter: „Die hohe Identifikation mit dem Haus, auch mit dem Stellenwert der Hygiene im Haus; sehr von Vorteil ist Eigenpersonal auch in speziellen Bereichen wie Intensivstation und OP, wo spezielle Hygienevorgaben vorhanden sind und wir durch das Eigenpersonal auch viel Wissenstransfer erfahren bzw. uns ein hohes Know how aneignen. Wo wir aber auch schnell und direkt Einfluss nehmen und reagieren können, wenn sich etwas ändert oder wenn es neue Erkenntnisse gibt.“ Und ein weiterer Vorteil der Eigenreinigung sei natürlich die Unabhängigkeit, denn wenn man die Reinigung in einem Krankenhaus komplett fremdvergebe, begebe man sich doch in eine gewisse Abhängigkeit und verliere das Know how in einem sehr vielfältig mit dem Kernbereich verflochtenen Leistungsbereich.

„Flexibel und trotzdem unabhängig genug“

„Daher“, so Schratter, „kommt diese Mischform, wie wir sie haben, aus meiner Sicht unserem derzeitigen System sehr entgegen; es ist auch gegenseitig befruchtend, wenn wir beides haben, und auch ein gewisser Ansporn für das Eigenpersonal. Und in dem Bereich, wo wir Fremdpersonal einsetzen, haben wir, wenn wir für die nächsten Nachbesetzungen wieder Eigenpersonal suchen, dieses aus erprobten Mitarbeitern zu lukrieren – wenn wir möchten.“ Damit habe man eine hohe Flexibilität, sei aber trotzdem nach wie vor in gewisser Weise unabhängig, erklärt die Kaufmännische Direktorin. „Wir können extern vergeben, wo es für uns Sinn macht, und in speziellen Bereichen, wo wir schnell reagieren und direkte Durchgriffsmöglichkeit haben wollen, entscheiden wir uns eben für die Eigenreinigung.“
Welche Anforderungen würde Frau Schratter, wenn sie in Eigenverantwortung Aufträge vergeben könnte (der Bereich Einkauf wird Kabeg-zentral abgewickelt), an einen Bewerber stellen? Welche Kriterien müsste er auf jeden Fall erfüllen? „Ganz wichtig für mich wären neben dem Know how und der Professionalität die Referenzen, langjährige Erfahrung und der Nachweis darüber sowie die Zuverlässigkeit des Partners. Aber auch die Unternehmenskultur, die er lebt, sprich: wie er mit seinen Mitarbeitern umgeht, die Fluktuation, ob die Mitarbeiter geschult und gefördert werden.“ Natürlich sei auch der Preis ein wichtiger Faktor, im Krankenhausbereich zähle aber vor allem das Know how. Hier müsse man ganz genau schauen, welchen Partner man sich suche, denn dann sei man mehr oder weniger miteinander verbunden. Der Krankenhausbereich sei ein absolut heikles Thema hinsichtlich Hygiene und Reinigung und ein sehr komplexes System, wenn da in einem Unternehmen ein bisschen Sand im Getriebe sei, habe man vielleicht billig eingekauft, im Endeffekt jedoch einen weit höheren Aufwand. „Wir haben jedoch sehr positive Erfahrungen mit Fremdpersonal-Einsatz“, sagt Schratter, „weil wir für unser Haus gut qualifiziertes Fremdpersonal in der Region haben, mit geringer Fluktuation, was sicher auch ein Grund sein mag, dass es bei uns gut funktioniert. Wir achten aber auch sehr darauf, dass wir die Bereiche mehr oder weniger zusammenführen und dass die Verantwortung darüber, wie es im fremdgereinigten Bereich läuft, nach wie vor in der Wirtschaftsabteilung bzw. Reinigung verankert ist.“ Für sie als Verantwortliche für den kaufmännischen Bereich gehöre das in den Fachbereich integriert, und sie möchte „primär einen Ansprechpartner zum Thema Reinigung.“ Damit sei die Verantwortung vorhanden und werde bewusst wahrgenommen.
Auch in der Küche hat man im LKH Wolfsberg eine Mischform aus Eigen- und Fremdpersonal, wobei die Leitungsfunktion die Fremdfirma inne hat. „Noch – denn meine Intention geht hier dahin, es sukzessive auszulagern bis zur kompletten Fremdvergabe“, sagt Schratter.

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