ranking_cover

1,4 Milliarden

Umsatz in 10 Jahren verdoppelt, aber geht‘s der Branche echt so gut?

Text: Christian Wolfsberg

2004 ist das erste ReinigungAktuell Ranking der 50 größten Reinigungsunternehmen in Österreich erschienen. 10 Rankings später hat sich vieles getan. Grund genug, Bilanz zu ziehen und die Entwicklung der Top 50 Unternehmen (vielleicht stellvertretend für alle) sowie auch die Veränderung der Branche unter die Lupe zu nehmen.

Das Ranking seit 2004

Der Ursprungsgedanke für das Ranking war ein durchaus olympischer: Dabeisein sollte alles sein. Wir hatten – damals wie heute – die Absicht, einmal pro Jahr den Einkäufern von infrastrukturellen Facility Dienstleistungen eine Übersicht der wichtigsten Unternehmen zu bieten. 2003 stellten diese Einkäufer etwa 2/3 der vertriebenen Auflage, 1/3 ging an die Industrie und die Dienstleister selbst. Seit 2010 ist ReinigungAktuell das offizielle Organ der Österreichischen Gebäudereiniger-Innungen, daher sind viele Gebäudereiniger dazugekommen, aber unverändert erreichen wir den gesamten Einkauf im Gesundheitswesen, in den Kommunen, Immobilienverwaltungen etc. Für diesen Einkauf also ist das Ranking entstanden, um ihm eine jährliche Übersicht der bedeutendsten Betriebe zu bieten. Der Umsatz ist das einzige einigermaßen objektive Kriterium für die Aufnahme in ein Ranking. Dass aber selbst dieses scheinbar objektive Kriterium nur sehr grobe Erkenntnisse liefert, dafür reicht ein Blick auf nebenstehende Tabelle über die Jahre. Was zählt zum Umsatz? Auslandstöchter auch? Der Malereibetrieb? Jedenfalls können in dieser Tabelle die Aufs und Abs vieler bekannter Firmen in groben Zügen verfolgt werden. Das Gros der Daten basiert eben auf Eigenangaben, daher ist es der Vergleich zu den anderen, die eigene Position im Konkurrenzumfeld, die zählt und nicht die absoluten Zahlen 1).

ranking_tab1

Die Branche seit 2004

Aber: Egal, ob nun die absoluten Zahlen stimmen oder nicht, der Trend der letzten Jahre ist klar: Lag der Umsatz der Top 50 im Jahr 2003 noch bei kumulierten 640 Mio. Euro, ist diese Summe 2012 bei sagenhaften 1,4 Mrd. – mehr als das Doppelte. In der Redaktion gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend auch bei den kleineren Unternehmen ähnlich verhalten hat.

Der internationale Trend weist ähnliche Zahlen aus 2): 2003 lag der Umsatz von 19 EU-Staaten bei 44,4 Mrd. Euro, 2010 war es schon 61,5 – ein Zuwachs von fast 40 % in 7 Jahren. Gäbe es schon Daten für 2012, vielleicht wäre auch die gesamte EU schon nahe einer Verdoppelung. Die Gründe für dieses rasante Wachstum sind sowohl in Österreich als auch in der EU mit Sicherheit zwei Faktoren: 1. das nach wie vor ungebrochene Outsourcing von Leistungen, die nicht zum zentralen Kerngeschäft gehören, sowie 2. die immer noch zunehmende Verschiebung von industriellen Aktivitäten in Richtung Dienstleistung.

Die zitierte EFCI Studie 2) geht von einer durchschnittlichen Outsourcing-Quote in der Reinigung (Basis: 19 EU-Staaten) von knapp 65 % aus. 35 % dieses Reinigungsmarkts, der wiederum zu etwa 50 % aus der Unterhaltsreinigung besteht, ist also noch zu haben und sollte das Wachstumspotenzial der Zukunft sein – mehr davon später.

Die Produktivität

Laut EFCI-Studie gibt es etwa 51.000 Beschäftigte in der Reinigung in Österreich. Kann sein, kann für die Summe der Infrastrukturellen FM Anbieter aber auch mehr sein. Egal. Interessanter ist die Produktivität dieser Beschäftigten, denn bei dieser Produktivität finden sich sehr interessante Unterschiede. Die Daten sind etwas veraltet (Basis: 2010) und möglicherweise nicht genau vergleichbar (Basis: Angaben der jeweiligen nationalen Berufsverbände), aber: Liegt der durchschnittliche Umsatz pro Mitarbeiter EU-weit bei etwa 20.000 Euro pro Jahr – Österreich ist knapp darunter –, so liegt er in den Skandinavischen Ländern deutlich darüber. Allen voran Schweden mit über 62.000 Euro, oder Finland mit 42.000 Euro pro Mitarbeiter pro Jahr. Der Schluss, dass in den Skandinavischen Ländern unabhängig von höheren Preisen und Löhnen einfach effizienter – nämlich weniger personalintensiv, sondern mit höherem technischen Einsatz – gearbeitet wird, liegt sehr nahe.

Die Trends

Eine Studie der InterConnection Consulting 3)  über extern erbrachte Facility Services – also nicht nur Reinigung, sondern alle externen Dienste rund um die Immobilie – geht von einer Marktgröße von fast 4,6 Mrd. Euro in Österreich aus. Seit 2009 ist die Quote für extern erbrachte Services von 44,5 auf fast 48 % gestiegen und soll aus den schon oben genannten Gründen für das Outsourcing auch im nächsten Jahr wieder 3 % wachsen. Am stärksten wuchs das kaufmännische FM mit 5 % und das technische FM mit 4 %, die Reinigung lag bei 2,2 %.

Auch die EFCI-Studie weist auf einige Entwicklungen hin. So ist in Skandinavien die Tagesreinigung bereits Realität. In Norwegen, Finland und Schweden macht sie jeweils 80 %, 75 % und 70 % aus. Österreich hinkt mit nur 8 % weit hinten nach. Selbst der EU-Durchschnitt liegt bei fast 14 %. Auch die Konzentration und daher auch der Umsatz scheint fortzuschreiten: Zwischen 2008 und 2010 gab es 12 % weniger Firmen, jedoch fast 7 % Umsatzwachstum.

Fazit und zurück zur Frage „Geht‘s der Branche gut?“: Die Branche hat zweifelsohne einige gravierende Probleme zu meistern: vom Lohndumping der Subunternehmen über den Preisverfall, von zuwenig Qualität bis zum schlechten Image. Aber ein Problem scheint diese Branche nicht zu haben: mangelnde Zukunft und mangelndes Wachstum. Denn: Wirtschaftswachstum hin, Krise her, all diese Arbeiten fallen immer an und sind in der Regel extern vergeben effizienter und günstiger.


1 Das Gros der Daten beruht auf Firmenangaben. Im Laufe der Jahre wurden aber auch Daten von Compass, Hoppenstedt, Herold und aus dem Firmenbuch verwendet.

2 THE CLEANING INDUSTRY IN EUROPE, an EFCI survey, Edition 2012 (data 2010) – dieser Bericht kann bei der EFCI für 180 E erworben werden unter: www.efci.eu

3 SAUBER: DER ÖSTERREICHISCHE MARKT FÜR EXTERNE FACILTY SERVICES, InterConnection Consulting 2013: www.interconnectionconsulting.com


Ad Ranking 2013

Von unseren Bemühungen her, von den Unternehmen die Angaben für unser jährliches Ranking der Top 50 Dienstleister (siehe folgende Seiten) zu bekommen, ist dieses Ranking vollständig. Von der Bereitschaft einiger Unternehmen her, diese Angaben zu liefern, ist es nicht ganz vollständig. Dennoch können und wollen wir gemäß unserem Anspruch auf Vollständigkeit auch diese Mitbewerber, weil sie ebenfalls in dieses Leistungsspektrum fallen würden, nicht einfach außen vor lassen:

Hellrein – Umsatz 2011 laut Firmenbuch 32,5 Mio. €

IGK Gerhard Hainzl – Umsatz 2011 laut Firmenbuch 22,6 Mio. €

Gebäudeservice W. Fach – Umsatz 2011 laut Firmenbuch 14,9 Mio. €

Weiters: Akkord, Belik + Schweiger, Liman, Agil, Werner Jäger, Gloriette

Ad Maschinenring

Erstmals ist auch der Maschinenring Österreich in unserem jährlichen Ranking der infrastrukturellen Facility Dienstleistern vertreten – und das auf Platz 5 mit über 119 Millionen Jahresumsatz! Ja, es handelt sich um Genossenschaften, und zwar Genossenschaften, die ihre Dienstleistungen am freien Markt und großteils (etwa 77 %) in dieser Branche in Form von Winterdienst, Grünraumpflege, Hausbesorgung und auch Reinigung anbieten. Die Maschinenringe sind als Dienstleister für Gemeinden, Industrie und Gewerbe sowie Hotellerie und Immobilienverwaltungen tätig. Bei den Auslandstöchtern in Ungarn, Slowenien und der Slowakei liegt der Schwerpunkt auf Industrie und Gewerbe. Das Herzstück sind die 89 eigenständigen Maschinenringe in den Regionen.


Download Ranking 2013 (PDF)


kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neueste beiträge