„Resignation darf nicht gewinnen!“

Gerald Loacker (*)

Als Unternehmer überlegen Sie vielleicht, wie Sie dieselbe Arbeit mit weniger Personal bewältigen. Sie schaffen sich einen Scheuersaugautomaten an, damit können Sie große Garagenflächen oder lange Gänge automatisiert reinigen. Und das Personal, das bisher eine Maschine „schiebend“ tätig war, muss nur noch Sichtreinigung oder Detailreinigung machen. Und vielleicht können Sie Nachtstunden nutzen, die Sie vorher nicht nutzen konnten. Und Sie kalkulieren Nebeneffekte ein wie gleichbleibende Qualität. Sie haben dann auch eine automatische Protokollierung in dem Gerät, haben Auslastung, Batteriestatus und alles automatisiert. Der öffentliche Sektor funktioniert nicht so. Beispiel Arbeitsmarkt: Wir haben heute eine Arbeitslosigkeit, die ungefähr so hoch ist wie 2012. Das AMS hat heute aber um 1/3 mehr Mitarbeiter als 2012. Dabei würde man doch meinen, in den vergangenen 13 Jahren hätten Digitalisierungsschritte stattfinden können, so dass man leichter offene Jobs und Stellensuchende managt, dass man die Daten leichter erfasst, dass man Berufe kategorisiert und das schneller zusammenführt und dass man vielleicht mit weniger Mitarbeitern gleich viele Arbeitsuchende betreut. Nein, 1/3 mehr, weil natürlich die Arbeitslosigkeit schwankt. Wenn wieder einmal mehr Arbeitslosigkeit ist, kommen zusätzliche Mitarbeiter hinzu. Die aber nicht gehen, sondern bleiben, wenn die Arbeitslosigkeit dann wieder sinkt. Und beim nächsten Steigen der Arbeitslosigkeit kommen wieder zusätzliche Mitarbeiter.

Tatsächlich ist es ein politisches Spiel, nämlich auf Zuruf. Wir müssen etwas machen für die Langzeitarbeitslosen, also kommen Leute ins AMS, wir müssen etwas machen für die Menschen mit Behinderung, also kommen Leute ins AMS, und das gleiche ist bei der Polizei: Sicherheit – der Boulevard treibt die Politiker vor sich her, die Polizeigewerkschaft sagt, sie braucht mehr Personal, und verängstigte Bürger schreiben Mails – und dann bekommen wir mehr Polizei. Wir haben in Österreich, auf die Einwohnerzahl gerechnet, 40 Prozent mehr Polizisten als die Schweiz. Das zahlen wir alle. Wir sind immer nur input-orientiert, sprich: Mehr Polizisten ist gleich mehr Sicherheit, mehr Spitäler ist gleich mehr Gesundheit, mehr Lehrer ist gleich mehr Bildung. Input-orientiert. Schaut jemand den Output an? Haben wir weniger Kriminalität als die Schweiz? Oder haben wir vielleicht gleich viel Kriminalität, aber wir klären sie besser auf, weil wir 40 Prozent mehr Polizisten haben? Ich behaupte nein.

Man erinnert sich an die Regierung, die gesagt hat, wir hätten so viel Geld ausgegeben wie keine andere in Europa. Ja, aber was haben wir damit erreicht? Das ist doch die Frage. Was ist das Ergebnis? Da nehme ich auch die Journalisten in die Verantwortung – und auch die Bürgerinnen und Bürger, die nicht die Frage stellen: „Was habt ihr mit dem Geld erreicht?“ Wenn Sie ein Faltfahrrad kaufen und bekommen dafür 600 Euro Förderung, dann wüsste ich gern, wie viel Tonnen CO2 pro investierten Euro wir da eingespart haben. Das sind Fragen, die Sie von der Politik nicht beantwortet bekommen, weil sie natürlich auch zu selten gestellt werden.

Das ist eine Verantwortung, die wir alle haben. Wir dürfen die Politiker nicht davonkommen lassen mit schönem Reden, wir müssen sie beim Versprechen packen. Das ist nicht die Patentlösung, aber das ist ein Teil, wie wir das in den Griff bekommen. Tatsache ist heute in Österreich, dass die Politiker ganz oft mit schönen Reden davonkommen. Und viele von uns haben resigniert. Diese Resignation darf nicht gewinnen. Weil sonst die Herrschaft der Verwaltung gewinnt, und dem wollen wir uns nicht unterwerfen.

(*) Dieser Text ist ein Auszug aus dem Vortrag von Mag. Gerald Loacker, ehem. Abgeordneter zum NR und Geschäftsführer der Unternehmensberatung BWI, im Rahmen des Reinigungstags zum Thema „Entbürokratisierung“. Den vollständigen Vortrag bringt Reinigung aktuell in der Dezember-Ausgabe.

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