Reinigungsbranche im Wandel

Warum Tagesreinigung so wichtig für das Image wäre.

Jürg Brechbühl
Jürg Brechbühl

Die EFCI-Studie (siehe Tabelle) zeigt es: Die skandinavischen Länder gehören zu den „besten“ Reinigungsländern Europas. Sie haben nicht nur eine hohe Produktivität, auffallend ist auch ihr großer Prozentsatz in der Tagesreinigung. In Norwegen, Schweden und Finnland sind über 70 Prozent der Reinigungsmitarbeitenden tagsüber anzutreffen. Und in der Schweiz?

Zu unserem Bedauern hinken wir hinterher. In der Unterhaltsreinigung, wo rund 65 Prozent unserer Mitarbeitenden tätig sind, arbeiten gerade mal 10 Prozent davon tagsüber. Besser sieht es bei den restlichen 35 Prozent unserer Reinigungsfachkräfte aus. Sie sind in der Spezialreinigung tätig, welche hauptsächlich als Tagesreinigung ausgeführt wird.

Warum haben wir so einen tiefen Prozentsatz an Tagesreinigung? Dies, so muss ich gestehen, hat wohl zu einem großen Teil mit der Schweizer Mentalität zu tun: Es darf ja kein Staubsauger laufen bei der Arbeit. Das würde nur ablenken. Wenn aber der Elektriker im Nebenzimmer bohrt, scheint es niemanden zu stören. Reinigen hingegen soll möglichst nicht hör- und sichtbar sein. Diese Haltung zu ändern ist schwer. Doch es wäre dringend nötig, denn nur wenn unsere Reinigungsfachkräfte und ihre Leistung sichtbar werden, können wir die Wertschätzung für unsere Dienstleistung verbessern.

Um dies zu ändern haben die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Verbände der Schweizer Reinigungsbranche 2011 eine auf fünf Jahre angelegte Bewusstseinskampagne gestartet. Unter dem Motto „Saubere Sache – Fairer Preis“ machen wir mittels Medienberichten, Broschüren und der Kampagnen-Webseite www.fair-clean.ch auf die Anliegen der Branche aufmerksam. Wir müssen auch mehr darüber sprechen, dass eine Ausbildung zum Gebäudereiniger nicht nur Lebensgrundlage, sondern attraktive Aufstiegschancen bietet. Technologische Fortschritte und kontinuierliche Professionalisierung haben in den letzten Jahrzehnten das Berufsbild der Reinigungsfachleute stark verändert. In den vergangenen Jahren haben wir deshalb viel in die Aus- und Weiterbildung investiert und nehmen hier wohl heute den weltweiten Spitzenplatz ein: Seit 15 Jahren gibt es die dreijährige Berufslehre zum Gebäudereiniger. Weiterbildungen ermöglichen den Abschluss „Gebäudereinigungsfachfrau/-mann mit Fachausweis“ sowie in einem weiteren Schritt die Höhere Fachprüfung zum „Eidg. dipl. Gebäudereiniger/-in“ – eine Tatsache, die gerade bei den Schulabgängern noch zu wenig bekannt ist. Dabei ist der Bedarf an gut ausgebildetem Fachpersonal enorm. Unsere Kunden sind einen hohen Qualitätsstandard gewöhnt – so haben wir beispielsweise im Vergleich mit Deutschland höhere Frequenzen und höhere Leistungszahlen in der Reinigung. Diesen hohen Standard wollen wir halten – und dafür brauchen wir gut qualifiziertes Personal.

Auch auf der Innovations-Schiene tut sich Einiges: So werden heute schon geräuschärmere Staubsauger entwickelt und das Augenmerk liegt auf chemiefreien und ökologischen Reinigungsmitteln. Gerade die geräuscharmen Geräte könnten einen wichtigen Teil dazu beitragen, den Anteil der Tagesreinigung zu steigern, was wiederum die Akzeptanz unseres Berufsstandes erhöhen würde. Letztlich ist alles eine Frage des Geldes: Denn nicht nur neue Geräte anschaffen ist mit Investitionen verbunden – den Prozentsatz an Tagesreinigung zu erhöhen bedeutet auch größere Arbeitspensen bei den Mitarbeitenden, und dies wiederum lässt die Lohnkosten ansteigen. Und ob diese Kosten dann auf den Kunden überwälzt werden können…. Es bleibt auf jeden Fall spannend für die Reinigungsbranche – in der Schweiz und überall!


Jürg Brechbühl ist Vorstandsmitglied des Verbandes Schweizer Reinigungs-Unternehmen Allpura und Präsident der Sektion Zürich sowie Mitglied der Geschäftsleitung der Vebego Services AG. 


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