Gute Gründe FÜR ein Auslagern der kommunalen Gebäudedienstleistungen

Helmut Pimpl
Helmut Pimpl MA, MSc, ist Facility Management Berater für Kommunen

In den meisten Gemeinden herrscht eine grundlegende ablehnende Haltung gegenüber dem Thema Fremdreinigung. Begründet darin, dass die meisten Bürgermeister gerne selbst die Hand an der Personalschraube haben. Und dass die Mitarbeiter – überwiegend Damen –, die in diesem Bereich tätig sind, auch Wählerstimmen sind. Dabei gibt es gute und rationale Gründe genug, diese Dienstleistung an einen externen Dienstleister auszulagern:

 

 

 
1. Thema Einsparpotenzial: Zum einen gibt es durch Fremdvergabe keine Personalengpässe bei Urlaub und Krankenständen. Zum anderen die professionelle Beschaffung von Reinigungsmitteln. Der Facility Manager der Gemeinde Klagenfurt ist im vergangenen Jahr im Rahmen einer Fremdvergabe-Aktion draufgekommen, dass allein an Reinigungsmitteln 70 Prozent eingespart werden konnten. Vorher hatte jede Reinigungskraft ihre eigenen Reinigungsmittel – vom Supermarkt und zu dessen Preis gekauft, dadurch wurden in jeder kommunalen Einrichtung andere Reinigungsmittel verwendet, die zum Teil schwer überdosiert waren und immer wieder nachgekauft wurden. Es gab keine Systematik und auch keinen Gesamtüberblick, was das alles kostet. In Klagenfurt wurde dargestellt, welch erheblichen Einspar-Pool es hier gibt.

2. Die Transparenz über das tatsächliche Anforderungsprofil. Keiner in der Kommune weiß im Regelfall, wie was wann wie lange in welchem Gebäude gereinigt wird. Dabei müsste es sich von selbst verstehen, dass jede Kommune sich einmal genau anschaut, wie ihre Gebäude jeweils gereinigt werden sollen, wöchentlich, täglich oder – je nach Nutzungsprofil – auch mehrmals täglich. Dass man also wirklich einen strukturierten Reinigungsplan über die öffentlichen Gebäude drüberlegt.

3. Der Wegfall eines gewissen Wildwuchses von so genannten „artfremden“ Aufgaben, sprich: wenn die Reinigungskraft in einem bestimmten Haus auch noch Kaffee kocht und sonstige Besorgungen erledigt, weil es sich eben so eingebürgert hat. Das würde auch wegfallen.

4. Bei unüberwindbaren Schwierigkeiten im Bereich Reinigung besteht die Möglichkeit einer Neuausschreibung. Gewisse Probleme gröberer Art können aber auch sofort gelöst werden, wohingegen, wenn eine Kommune 10 oder in großen Gemeinden bis zu 50 eigene Reinigungsmitarbeiter hat und jede für sich reinigt, man erstens nicht weiß, wie zufrieden der Kunde wirklich ist, und zweitens man sich nicht so schnell davon lösen kann.

5. Professionelle Qualität – auch über ein nachvollziehbares Qualitätsmanagement. Hier gibt es gewisse Level, die man bei Eigenpersonal kaum hat. Der externe Dienstleister kann das bringen und verpflichtet sich, es in gewissen Zeiträumen vorzulegen.

6. Flexibilität bei Flächenveränderungen. Gemeinden haben relativ viele Leerstände. Wenn sich eine Gemeinde aber doch dazu durchringt, diese Leerstände zusammenzulegen, und ein oder zwei Gebäude wegfallen, dann weiß man nicht, wohin mit den Reinigungsdamen. Auch das ist bei einer externen Vergabe viel leichter zu lösen.

7. Kostentransparenz. Von den jährlichen Betriebskosten eines öffentlichen Gebäudes sind im Regelfall etwa 25 bis 35 Prozent Reinigungskosten. Wenn man nun nicht weiß, wann was gereinigt wird, fehlt auch die Kostentransparenz. Und das ist letztendlich die Preisgabe von grundlegendem Wissen darüber, wie ein vernünftiges Gemeindebudget erstellt werden soll.

Ich empfehle daher den Gemeinden:

  • Die Einführung eines kommunalen Facility Managements und sich der Chancen bewusst werden, die damit verbunden sind. Einerseits zur Reduzierung der Reinigungskosten, aber auch andere Dinge betreffend wie Werterhalt und auch die restlichen Betriebskosten.
  • Ein professionelles Reinigungsmanagement einführen – was natürlich auch beinhaltet, dass sich jemand in der Kommune einmal mit einer Analyse des Ist-Zustandes auseinandersetzen muss, sprich: Welche Flächen hat man, welche Bodenbeläge sind verlegt, was alles wird in welchem Zeitrahmen gereinigt, wie zufrieden sind die Nutzer in den einzelnen Gebäuden, und was wird über die Reinigung hinaus an sonstigen, „artfremden“ Tätigkeiten gemacht?
    Wenn eine Gemeinde diese wesentlichen Dinge nicht umsetzt, belügt sie sich letztlich selber, redet das Budget schön und verzichtet auf Einsparungspotenzial im Bereich von mindestens 10 Prozent, wo man sofort einen Ansatz hätte, wenn man es fremdvergeben würde.

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