Die nächsten 10 Jahre

Der Reinigungsmarkt wird sich weiter zu einer globalen und integrierten Servicedienstleistung entwickeln.

Andreas Lill
Andreas Lill

Die Reinigungsbranche ist in Europa in den vergangenen 20 Jahren als eine direkte Folge des Outsourcings von Dienstleistungen sehr stark gewachsen. Es zeigt sich, dass sich die Branche erfolgreich auf grundlegende Bedürfnisse der Gesellschaft nach Sauberkeit, Hygiene (insbesondere in Krankenhäusern, Lebensmittelindustrie, Schulen, etc.) und den Schutz der Umwelt eingestellt hat.

Es handelt sich insofern in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht um eine der dynamischsten Dienstleistungsbranchen in der EU. Laut den Zahlen des letzten statistischen Überblicks der European Federation of Cleaning Industries (EFCI)1, gibt es in Europa mehr als 140.000 Reinigungsunternehmen mit einem jährlichen Umsatz von etwa 62 Milliarden Euro, die ca. 3,32 Millionen Arbeitnehmer beschäftigen. In den letzten 20 Jahren verzeichnete die Branche im Durchschnitt ein jährliches Umsatzwachstum von rund 9% und ein Beschäftigungswachstum von rund 4,6%.

Weitere Diversifizierung

Diese geradlinige positive Entwicklung der letzten 20 Jahre hat sich seit der Wirtschafts- und Finanzkrise in 2008 jedoch grundlegend geändert. Dabei ist die Krise mit ihren Auswirkungen wohl nur der Katalysator für eine Entwicklung, die sich bereits abgezeichnet hat. Unsere Dienstleister sind zunehmend gezwungen, sich den veränderten Bedürfnissen ihrer Kunden anzupassen. Somit wird sich der Markt weiter zu einer globalen und integrierten Servicedienstleistung entwickeln, die von einer kontinuierlichen Diversifizierung der Tätigkeiten hin zu integrierten Dienstleistungen und Facility Management geprägt sein wird.

Diese Tendenzen drängen zunehmend vor allem die größeren Unternehmen dazu, ihren Kunden Facility Management-Lösungen an Stelle von einfachen Reinigungstätigkeiten anzubieten. Für kleinere Unternehmen, insbesondere KMU, führt dieser Trend zu einem erhöhten Druck, in Nischen auszuweichen und damit mehr spezielle Reinigungsdienstleistungen neben der klassischen Büroreinigung anzubieten. Jede Krise bietet ihre Chancen und viele Dienstleister haben bereits damit begonnen, ihre Businessstrategie zu überdenken sowie ihre interne Organisationsstruktur den geänderten Gegebenheiten anzupassen. Dies führt zum einen zu einer Erweiterung der angebotenen Dienstleistungen und zum andern zu einer gestiegenen Effizienz durch Synergieeffekte und dadurch zu einer Reduzierung der eigenen Kosten.

Langfristige Kundenbeziehungen

Durch die Einführung kundenorientierter Systeme (Qualitätsmanagement, Nachhaltigkeit etc.) zeigen unsere Dienstleister, wie die erbrachten Dienstleistungen zu einem besseren Kerngeschäft des Kunden beitragen. Darüber hinaus werden immer mehr Dienstleister mit ihren Kunden evaluieren, welche Möglichkeiten von zusätzlichem Outsourcing von bisher noch erbrachten in-house-Leistungen es gibt.  Desweiteren wird bereits heute die steigende Sensibilität der Kunden zum Thema Nachhaltigkeit genutzt und durch reduzierten Wasserverbrauch, eine bessere Nutzung von Recycling-Produkten sowie den Einsatz von Maschinen mit geringerem Stromverbrauch die Umweltbilanz der Kunden verbessert. Dienstleister werden auf diese Weise eine höhere Anzahl von langfristigen Kundenbeziehungen aufbauen, bei denen sie als Partner und nicht nur als einzelne Dienstleistungserbringer anerkannt werden.

Die Kernkompetenzen unserer Dienstleister, People-Management und Flexibilität, sind daher am besten geeignet, den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Durch die Akzeptanz neuer Geschäftsmdelle und die konstante Flexibilisierung der Arbeitswelt – und das sowohl innerhalb der eigenen Organisation als auch gegenüber den verändernten Kundenbedürfnissen – sind die Unternehmen der Branche bestens gerüstet, um langfristige Kundenbeziehungen zu begründen und zu pflegen und ihr Geschäftsmodell stetig weiter zu entwickeln.


Andreas Lill ist Direktor der European Federation of Cleaning Industries (EFCI), Brüssel


1 The Cleaning Industry in Europe, an EFCI survey, Edition 2012 (data 2010), der Survey kann bei der European Federation of Cleaning Industries für 180 € erworben warden unter: EFCI/FENI, Rue de l’Association 27, 1000 Brussels, Belgium, www.efci.eu

kommentare

Eine Antwort

  1. Hallo Zusammen,

    da stimme ich überein! Gerade hier in München ist es so, dass der Gedanke an eine Reinigungsfirma und sei es auch im privaten Kreis, steigt. Ich erinnere mich da nur an meine Oma. In dieser Zeit konnten es sich nur die wirklich sehr reichen Familien leisten, eine Putzfrau zu beschäftigen, aber jetzt in der Zeit, in welcher 40 Arbeitsstunden in der Woche keine Seltenheit darstellen und das auch bei Frauen, steigt der Gedanke auch im Mittelstand.

    VG
    Rosi von Facility Management

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