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„Wollen Unternehmen noch wettbewerbs­fähiger machen“

Die BBG will in Zukunft „nicht nur Vorbild für den öffentlichen Sektor und im Besonderen die Gebietskörperschaften sein, sondern auch die Benchmark für ein modernes und sparsames Verwaltungsmanagement in Europa“. BBG-Geschäftsführer Gerhard Zotter im Gespräch.

Text: Christian Wolfsberg

Zur der mit 1.8.2015 erfolgten Neubesetzung der Geschäftsführung der Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) mit Gerhard Zotter steht im Portal der BBG: „Mit der Neubesetzung der Geschäftsführung der BBG wird das Ziel verfolgt, die bisher gut etablierte BBG noch besser und umfassender zu positionieren. Im Vordergrund steht die Erarbeitung und das aktive Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich des zentralen Einkaufes für die gesamte öffentliche Verwaltung unter der Nutzung der Hebel des Bundesministerium für Finanzen zur Steigerung der Effizienz. Diese Neuausrichtung steht im Einklang mit der vom BMF initiierten Beteiligungsstrategie. Die BBG soll in Zukunft nicht nur Vorbild für den öffentlichen Sektor und im Besonderen die Gebietskörperschaften sein, sondern auch die Benchmark für ein modernes und sparsames Verwaltungsmanagement in Europa.“

Reinigung aktuell versuchte zu hinterfragen, wie diese Aussagen im Einzelnen und konkret zu verstehen sind.

Herr Zotter, was bedeutet im Konkreten „die BBG besser und umfassender zu positionieren“? Wie wird die BBG besser positioniert als bisher? Bedeutet umfassender, eine Erweiterung, eine Expansion, und wenn ja, wohin, in welche Bereiche wird expandiert?

Zotter: Laufend Bereiche zu identifizieren, in denen ein Unternehmen besser und damit noch wettbewerbsfähiger werden kann, gehören zum Selbstverständnis eines verantwortungsbewussten Managements. So hat die BBG in den letzten Jahren beispielsweise im Bereich Qualitätsmanagement große und anerkannte Fortschritte gemacht, die es weiter auszubauen gilt, um die BBG unter anderem als umfassenden Lösungspartner zu etablieren. Eine etwaige Expansion kann dabei nur in Übereinstimmung mit der Eigentümerstrategie erfolgen, wobei  im Interesse des Steuerzahlers grundsätzlich kein potentieller Wachstumsbereich im gesetzlich definierten Aufgabenbereich der BBG per se ausgeschlossen werden sollte.

Was bedeutet im Konkreten „die Erarbeitung und das aktive Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich des zentralen Einkaufes für die gesamte öffentliche Verwaltung unter der Nutzung der Hebel des BMF zur Steigerung der Effizienz“? Das klingt nach purem Politspeak …

Zotter: Die aktuelle und sehr erfolgreiche Kooperation der BBG mit dem Landesfeuerwehrverband Niederösterreich ist konkreter Beweis dafür, mit welchem Verständnis die BBG gemeinsam mit den Kunden neue Entwicklungsmöglichkeiten identifiziert und langfristig strategisch im Interesse des Steuerzahlers umsetzt. Durch diese erfolgreiche Kooperation erwarten sich etwa die niederösterreichischen Feuerwehren bei Fahrzeugkäufen Einsparungen in der Höhe von 4 Mio € pro Jahr.

Es wird von „Neuausrichtung gesprochen“. Wohin geht diese Neuausrichtung? Was ist die Beteiligungsstrategie des BMF, die ja die Republik, also uns alle vertritt?

Zotter: Die Neuausrichtung umfasst jedenfalls die bereits erwähnten Geschäftsfelder und strategischen Schwerpunkte, wobei Themen wie Innovation, Regionalität und KMU besonderes Augenmerk geschenkt werden wird. Die Beteiligungsstrategie des BMF umfasst alle ausgegliederten Unternehmungen des BMF und somit nicht nur die BBG.

Die BBG ist zweifelsohne ein Vorbild. Worin ist sie ein Vorbild? Andererseits: Wenn das Ziel der BBG ist, Einkäufer für den gesamten öffentlichen Sektor und die Gebietskörperschaften zu werden – muss sie dann überhaupt noch Vorbild sein? – denn dann gibt es ja keinen Wettbewerb mehr. Für wen ist die BBG eine Benchmark?

Zotter: Die Gefahr, dass es keinen Wettbewerb mehr gibt, besteht aus Sicht der BBG angesichts der geltenden verfassungsrechtlichen und einfachgesetzlichen Rechtslage im Beschaffungsbereich nicht. Die BBG ist bereits jetzt berechtigt, Beschaffungen unter anderem für alle Gebietskörpersch aften durchzuführen und ist diesbezüglich hinsichtlich Prozess- und Lösungsorientierung sowie Vergaberechtssicherheit Vorbild und Benchmark jedenfalls für andere öffentliche Auftraggeber.

Der Bereich Gebäudebetrieb steht mit 170 Mio. Euro an vierter Stelle der BBG-Tätigkeitsbereiche. Wird auch hier expandiert? Kommen nach dem KAV noch weitere Gesundheitsträger hinzu?

Zotter: Im Bereich Gebäudebetrieb ist bereits seit Jahren ein genereller Markttrend hin zum Outsourcing von Tätigkeiten, die nicht den Kernaufgaben unserer Kunden entsprechen, zu beobachten. Besonders von diesem Trend erfasst ist das Thema Reinigungsdienstleistung. Die Entwicklung der BBG im Bereich Gebäudebetrieb folgt konsequenterweise diesem Trend.

Wohin entwickeln sich die Ausschreibungskriterien, vor allem was die Reinigungsdienstleistung betrifft? Könnte, wenn sich die Ausschreibungskriterien bezüglich Mitarbeiterausbildung einmal breit etabliert haben sollten, auch soziale Aspekte bei der Vergabe zunehmend eine Rolle spielen?

Zotter: Im Bereich der Reinigungsdienstleistung ist nach wie vor der Schwerpunkt unseres Bewertungssystems das Thema Ausbildung. Dies betrifft nicht nur die Ebene der Objektleiter, sondern nunmehr auch das gewerbliche Personal. Die BBG erwartet sich durch diese Ausbildungsoffensive eine weitere Verbesserung der Reinigungsqualität in den Objekten vor Ort. Und – ja: Generell sind bei personalintensiven Branchen wie der Reinigungsdienstleistung soziale Aspekte künftig jedenfalls interessant.

Die Kriterien im Bestbieterverfahren erfüllen erfreulicherweise immer mehr Unternehmen. Wodurch können sich die Bieter in Zukunft differenzieren? Wird etwa die Anzahl der Lehrlinge zu einem Kriterium?

Zotter: Im Vergleich mit anderen Handwerksbranchen orten wir bei der Lehrlingsquote der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger jedenfalls einen Aufholbedarf. Ob hier jedoch die BBG mit ihren Ausschreibungen einen Beitrag für eine Verbesserung der Situation leisten kann, gilt es zu prüfen.


Mag. jur. Gerhard Zotter

  • BBG Geschäftsführer seit 1. 8. 2015
  • BMF Leiter Präsidialsektion: 2013-2015
  • BMF Kabinettschef der Bundes-ministerin (Maria Fekter) 2011-2013
  • BMI Fachreferent und stv. Kabinettsleiter (Maria Fekter) 2008-2011
  • Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit, Fachexperte 2003-2008
  • Sicherheitswachebeamter Linz und Wien 1989-2003
  • Geboren 1970 in Linz

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