Jürgen Höller, GF von Denzel Robotics
Jürgen Höller, GF von Denzel Robotics

„Starkes Wachstum und wir sind mittendrin”

Interview mit Ing. Mag. Jürgen Höller, GF von Denzel Robotics, offizieller Gausium-Österreichimporteur und aktueller Marktführer bei Reinigungsrobotern laut Branchenradar.

Text: Christian Wolfsberg
Reinigung aktuell: Wie kam es bei der Denzel-Gruppe überhaupt zu Robotics?

Jürgen Höller: Die Denzel-Gruppe kennen ja viele aufgrund der Autohäuser, die Gruppe hat allerdings mehrere Standbeine. Was viele nicht wissen: Die Denzel-Gruppe zählt zu den 100 größten Unternehmen Österreichs – mit einem Jahresumsatz von über 1,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Zwei Drittel unseres Umsatzes kommen aus dem Großhandel/Import. Wir sind also seit Jahrzehnten Importeur von hochwertigen Vermögensgegenständen – vorrangig Fahrzeugen – aus Asien und wir haben eine klare Wachstumsstrategie, bei der wir geprüft haben, welche Bereiche sich mit unserem Portfolio decken. Die ersten Schritte im Bereich Robotics erfolgten über unseren Partner Hyundai, dessen Teilkonzern Hyundai Robotics im Jahr 2020 gegründet wurde. Seit Ende 2022 haben wir einen Importvertrag und vertreiben somit Hyundai Service-Roboter. Im Zuge unserer Kundengespräche haben wir erkannt, dass der Bedarf an Reinigungs-Robotern den an Service-Robotern weit übersteigt. Im Juli 2023 haben wir dann einen zweiten Importvertrag mit der Marke Gausium unterschrieben. Ausschlaggebend für diesen Schritt war die klare Spezialisierung des Herstellers Gausium auf Reinigungsrobotik.

ReinigungAktuell: Wie sehen Sie die Entwicklung in diesen zwei Jahren?

Jürgen Höller: Ganz klar als exponentiell! Als wir starteten, waren wir eindeutig in der Early-Adopter-Phase, in der Verkaufsprozesse sehr langwierig sind, da viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss. Sehr modern denkende Unternehmen waren die ersten, die sich auf das Produkt gestürzt haben und so ihre Innovationsbereitschaft zeigten. 2024 hat sich aber alles relativ schnell geändert. Mittlerweile haben wir Kunden, die ihr gesamtes Filialnetz mit einer Vollausstattung ausrüsten, das heißt: pro Filiale ein Roboter. Das ist also weit entfernt von einem Marketinggag. Im Umgang mit Reinigungsdienstleistern treffen wir auf eine ganz andere Ausgangslage: Viele zeigen sich beim Thema Robotik noch zurückhaltend – aus Sorge vor hohen Investitionskosten, zusätzlichem Koordinationsaufwand und begrenzter Alltagstauglichkeit. Auch Unsicherheiten rund um Wartung, Technik und die Akzeptanz im Team wirken hemmend. Was sich jedoch entscheidend geändert hat: Moderne Reinigungsroboter sind intuitiv bedienbar, zuverlässig und auf den realen Alltag in Objekten abgestimmt. Dank klar kalkulierbarer Betriebskosten und geringem Personaleinsatz rechnen sie sich oft schneller als erwartet. Zudem entlasten sie Teams gezielt und schaffen Raum für qualifiziertere Tätigkeiten – ganz ohne Stellenabbau. Laut Branchenradar wächst der Markt mit 122% und diese Studie zeigt auch, dass im Vorjahr in Österreich genau 100 Roboter abgesetzt wurden und wir bei Denzel Robotics mit 30 Robotern ganz klar mit Abstand der Marktführer sind. Denzel Robotics hat sich voll und ganz der Robotik verschrieben. Nach nur zwei Jahren verfügen wir über ein Team von sieben Mitarbeitern, das ausschließlich auf Robotik spezialisiert ist – ein entscheidender Vorteil, der einen 24/7-Kundensupport direkt im eigenen Land ermöglicht. Im Hinblick auf den rasch wachsenden Markt werden wir auch unsere personelle Besetzung rasch ausbauen.

Im Zuge unserer Kundengespräche haben wir erkannt, dass der Bedarf an Reinigungs-Robotern den an Service-Robotern weit übersteigt.

ReinigungAktuell: Ist Sigron ihr exklusiver Partner oder gibt es auch andere Händlerpartner?

Jürgen Höller: Wir haben mit Gausium ein zweistufiges Vertriebssystem etabliert. Wir sind Generalimporteur und Distributor und setzen für den Markenaufbau in Österreich auf ein Branchenhändler-Partnernetzwerk. Neben Sigron, der mit Abstand unser stärkster Partner ist, haben wir aktuell noch sechs weitere – in Kürze sogar acht – Partnerbetriebe in unserem Vertriebsnetzwerk.

ReinigungAktuell: Werden Roboter eher vom Endkunden oder eher vom Dienstleister bezogen?

Jürgen Höller: Der Vertrieb ist meistens nicht linear, sondern ein Dreieck zwischen einerseits dem Robotikanbieter, andererseits dem Reinigungsdienstleister und den Endkunden. Es gibt einerseits Reinigungsdienstleister, die uns als Opportunity sehen, andere empfinden uns eher als Bedrohung. Es gibt Endkunden, die wollen absolut und unbedingt Roboter. Es gibt mittlerweile auch Ausschreibungen, wo Roboter als qualitatives Kriterium gefordert werden. Es gibt aber auch noch das lineare Verhältnis, wo die Reinigung nicht outgesourct ist und der Endkunde direkt Roboter anschafft.

ReinigungAktuell: Sie sehen im Markt also eigentlich den Beginn eines starken Anstiegs?

Jürgen Höller: Ja, wir sind mittendrin in einem starken Anstieg, da gehe ich mit dem Branchenradar konform. Ich erwarte mir heuer aber ganz andere Stückzahlen, deutlich mehr als vom Branchenradar prognostiziert wurde.

Was sich entscheidend geändert hat: Moderne Reinigungsroboter sind intuitiv bedienbar, zuverlässig und auf den realen Alltag in Objekten abgestimmt.

ReinigungAktuell: Wird es in absehbarer Zeit bei den Marken aber auch den Vertriebspartnern zu einer Marktkonzentration kommen?

Jürgen Höller: Von den Marken her bin ich überzeugt, dass es zu einer Konzentration kommen wird, weil momentan eine unglaubliche Wachstumsrate im Bereich Robotik möglich ist, aber funktionierende Konzepte erforderlich sind. Funktionierende Konzepte bedeuten neben funktionierenden Robotern auch den richtigen Vertriebspartner, der aus dem Produkt eine Lösung für den österreichischen Markt macht. Da haben wir uns mit unserer Flotte schon gut etabliert. Dienstleister die nun unter Druck kommen, Robotiklösungen anzubieten, setzen dann natürlich auf die funktionierenden und etablierten am Markt. Nicht umsonst wächst unser Händlerpartnernetzwerk auch stetig. Es versuchen viele Hersteller, mit Robotik-Produkten auf den Markt zu kommen, die meisten davon sind meiner Analyse nach aber noch weit entfernt von einer Marktreife.

ReinigungAktuell: Wie wichtig ist die Servicekomponente beim Vertriebspartner?

Jürgen Höller: Ein umfassender Serviceansatz – ein sogenannter 360-Grad-Service – ist in der Robotik nicht nur wünschenswert, sondern absolut essenziell. Das gilt nicht nur für diese Branche, sondern generell für den erfolgreichen Aufbau jeder Marke. Genau hier schließt sich der Kreis zu uns bei Denzel: Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrung im Markenaufbau – etwa durch die erfolgreiche Einführung von Marken wie MG oder BYD. Im Bereich der Robotik mag der Vertrieb den ersten Roboter verkaufen – aber ab dem zweiten entscheidet der Service über den Erfolg. Das gilt besonders für neue Marken und Technologien, bei denen das Investitionsvolumen deutlich höher liegt als bei konventionellen Reinigungslösungen. In solchen Fällen reicht ein guter Service nicht – er muss herausragend sein. Am Denzel Standort im 23. Bezirk betreiben wir ein umfangreiches Ersatz- und Verschleißteile-Lager, das in unsere bestehende Logistikinfrastruktur integriert ist. Dieses Lager übertrifft in Umfang und Verfügbarkeit sogar das zentrale Europalager – wir halten in Österreich mehr Teile vorrätig als irgendwo sonst in Europa. One-Day-Delivery ist bei uns Standard: E-Teile-Bestellungen bis 15 Uhr können wir unseren Partnern österreichweit sogar über Nacht zustellen. Damit gewährleisten wir maximale Verfügbarkeit und minimale Ausfallzeiten für unsere Kunden.

Auch verfügen wir mit der Denzel-Bank über ein eigenes Finanzinstitut, das speziell gegründet wurde, um unsere geschäftlichen Aktivitäten zu unterstützen – auch im Bereich Robotics. Diese Kombination aus Logistik, Service und Finanzierungskompetenz verschafft uns eine solide Basis, um das Geschäftsfeld Robotik strategisch zu entwickeln und die Marke Gausium nachhaltig am österreichischen Markt zu etablieren. Der bisherige Erfolg bestätigt uns auf diesem Weg.

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