Dussmann-Edelmayer

Innovationen treiben die Branche

Mag. Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann, über den IFM Markt.

Text Christian Wolfsberg

ReinigungAktuell: Sie hatten ein Rekordjahr. War das Zufall oder Absicht?
Mag. Peter Edelmayer: Wenn das mit Absicht ginge, würde es mich sehr freuen! Aber das ist eben sehr schwierig zu steuern, denn ich weiß im Vorhinein ja nicht, welche Ausschreibungen kommen, und selbst wenn ich es wüsste, weiß ich den Ausgang natürlich nicht. Stichwort öffentliche Ausschreibungen BBG und ÖNORM: Die Preisrange der Anbieter liegt oft nur 0,5 bis 5 % auseinander, das ist äußerst knapp, und daher ist der Ausgang nicht prognostizierbar. Den Gewinn eines sehr großen Auftrages für die ÖBB haben wir uns zu unserem 50-jährigen Jubiläum quasi selbst „geschenkt“. Es war aber auch eine extreme Herausforderung in der Kalkulation, wir haben sehr viel Zeit und Arbeit investiert, die ÖBB hat die Ausschreibung dann noch über einen externen Sachverständigen prüfen lassen. Wir haben auch viele Aufträge in der Verpflegung gewonnen und auch im Privatbereich einiges für uns entschieden. Aber: Um ein wirklich gutes Jahr zu haben, brauche ich viele Möglichkeiten, um Angebote legen zu können, etwas Glück wegen der knappen Preisrange der Anbieter und ein hervorragendes Vertriebsteam. Der Preis des Angebots ist natürlich weiterhin wichtig, aber die eingesetzte Technologie und Innovation wird immer mehr ein Entscheidungskriterium, etwa RFID-Geschirr in der Verpflegung oder etwa die frequenzbasierte Reinigung. Das spricht immer mehr Kunden an, aber es ist nicht einfach, das in einer Ausschreibung zu implementieren. Für mich ist es nicht eine Frage, ob die frequenzbasierte Reinigung kommt, sondern wann. Eine gewisse Größenordnung ist aus meiner Sicht für solche Systeme allerdings auch notwendig.

Oft wird behauptet, Österreich sei im Vergleich nicht sehr innovationsfreudig. Sehen Sie das auch so?
Edelmayer: Ich kenne die Thema-tik, kann die Frage aber nur für unseren Konzern beantworten. Wir probieren gemeinsam mit anderen Ländern und dem Innovations-Hub in Berlin sämtliche Innovationen aus, die für Kunden relevant sein können. So testen wir derzeit auch die Einsatzmöglichkeiten für eine frequenzbasierte Reinigung. Wollen wir ja, denn ein Unternehmen wie Dussmann muss vorne dabei sein und neue Technologien nicht erst dann einsetzen, wenn es schon zig andere haben. Aber: ich brauche auch die richtigen Kunden dazu. Österreich besteht bekannter Weise zu etwa 97 % aus KMUs und es kann durchaus sein, dass kleinere Firmen weniger innovationsaffin sind. Technologieaffine Unternehmen bzw. Unternehmen mit viel eigener Forschung und Entwicklung sind in jedem Fall viel aufgeschlossener und es ist immer auch eine Frage der Kosten. Trage ich sie, sinkt mein DB, trägt sie der Kunde, wird der Auftrag teurer. Zum Beispiel: Bei RFID-Geschirr (Radio-Frequency Identification: mittels Chip „merkt“ sich das Geschirr, was auf dem Teller ist) z. B. ist der Kassendurchlauf wesentlich schneller bzw. ich kann sogar Kassenkräfte einsparen. Für jede Innovation brauche ich zu Beginn auch den innovativen Kunden. Ad Robotics: Hier bringen alle Hersteller ununterbrochen Neues auf den Markt. Wir testen derzeit Geräte bei großen Kunden in Deutschland und werden danach entscheiden, wo der Einsatz in Österreich sinnvoll ist.

Wie groß ist der Gesamtmarkt in Österreich?
Edelmayer: Es kursieren verschiedene Zahlen, aber für den Gesamtmarkt FM, also mit Technik, in-house Geschäften, teilweise auch Anlagenbau höre ich von etwa 5,5 bis 7 Milliarden.

Wo gibt es Wachstum?
Edelmayer: Das Outsourcing-Potenzial für die Reinigung halte ich für nahezu erschöpft, die Verpflegung hingegen hat noch großes Wachstumspotential. Es wächst nicht nur bei jenen Kunden, die eigene Betriebsrestaurants haben und ausschreiben, sondern auch bei kleineren, die wir mit 30 bis 50 Essen pro Tag über unsere Frischküchen beliefern – eine eigene Betriebsküche rechnet sich erst so ab 120-150 Essen. Mitarbeiterbindung oder auch Mitarbeiterakquisition spielen bei der Verpflegung eine immer größere Rolle. Firmen – oft Produktionsbetriebe, die etwas abseits liegen – wollen, dass ihre Mitarbeiter nicht mehr ihr Essen von zu Hause mitbringen müssen oder sich nur über den Automaten ernähren. Das Geschäft mit der Sicherheit ist auch schon sehr gesättigt, obwohl im Eventbereich (Konzerte, Sportveranstaltungen) wächst es schon noch. Auch hier wird viel mit innovativer Technologie gearbeitet, z.B. durch Drohnen bei der Geländeüberwachung, Baustellenzutritt nur mit Gesichtsscanner, Fingerabdrücke etc. Auch im Care Catering sehe ich noch sehr viel Potential, leider betrachten viele Gesundheitseinrichtungen die Verpflegung derzeit noch als ihr Kerngeschäft.

Kommt noch eine Konzentrationswelle?
Edelmayer: Ich sehe die Top Player als recht stabil, da will keiner den anderen schlucken. Aber, erstens: das Geschäft wird internationaler. Immer mehr Unternehmen, die international tätig sind, schreiben auch international aus. Zweitens: die Internationalisierung führt zur Multidienstleistung – das wird weiter zunehmen. Von den großen Bereichen Reinigung, Verpflegung, Sicherheit und Technik versuchen immer mehr Firmen alles anzubieten. Wer zwei Bereiche abdeckt und expandieren will, muss die weiteren Dienstleistungsbereiche eben zukaufen. Organische neue Geschäfts-felder aufzubauen – das funktioniert gar nicht. Auch wir selbst sondieren im Bereich technisches FM nach geeigneten Unternehmen, die zu unserer neuen Strategie „Dussmann Technical Solution“ passen könnten.

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