Bettwanzenverstecke nach dem Abrücken des Bettes
Bettwanzenverstecke nach dem Abrücken des Bettes

Vorbeugender Schutz beginnt schon vor der Reise

Mit Aufmerksamkeit, einem geschulten Blick und einfachen Hygieneregeln kann man die Gefahr, Bettwanzen einzuschleppen, deutlich reduzieren. Die Hersteller von Bekämpfungsmitteln stehen jedoch durch zunehmende Resistenzen unter erheblichem Innovationsdruck.

Man spricht schon mal vom „Comeback der Bettwanzen“. Aber waren die überhaupt mal weg? „In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hatten wir es noch mit massiven Bettwanzenproblemen zu tun. Durch den breitflächigen und intensiven Einsatz von DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), sowie anderen Insektiziden wurden die Tiere dann aber nahezu ausgerottet“, sagt Christian Lubos, Technical Services Manager DACH, Envu 2022 ES Deutschland GmbH. „Dieses Bild hielt sich bis in die späten 1990er Jahre hinein. Seit ungefähr 2006 beobachten wir jedoch eine deutliche Rückkehr, und spätestens ab 2011 waren Bettwanzen auch in der öffentlichen Wahrnehmung wieder ein großes Thema.“ Als Ursache werde häufig der Klimawandel genannt, der den Tieren günstigere Lebensbedingungen schaffen könnte. Aus fachlicher Sicht sei aber vor allem die Globalisierung ausschlaggebend. Mit dem massiven Anstieg des Warenverkehrs, insbesondere durch die großen Online-Handelsplattformen, gelangten Bettwanzen zunehmend als unbemerkte Mitreisende nach Europa, so Lubos. Hinzu komme das veränderte Reiseverhalten: „Menschen sind heute weltweit unterwegs, sie buchen kurzfristig Unterkünfte über Plattformen wie Airbnb, übernachten auf Rundreisen in zahlreichen Hotels oder ziehen – wie auf dem Jakobsweg – von Bett zu Bett.“ All diese Faktoren begünstigten die Verschleppung und Weiterverbreitung der Tiere erheblich. Es sei also weniger eine plötzliche ‚Neuentstehung‘ der Bettwanzenpopulation, sondern vielmehr eine Wiederkehr durch globale Mobilität und veränderte Lebensgewohnheiten.

Auf dem Jakobsweg – von Bett zu Bett

Nun fragt sich der Hotelgast natürlich, wie er sich vor Bettwanzen schützen kann. Lubos: „Vorbeugung beginnt tatsächlich schon vor der Reise. Es lohnt sich, die Hotelbewertungen im Internet aufmerksam zu lesen. Viele Gäste berichten dort sehr offen, wenn sie Probleme mit Bettwanzen hatten – solche Hinweise sind ein wichtiges Warnsignal.“ Vor Ort gelte dann: Augen auf! Wer ein Zimmer beziehe, sollte die typischen Versteckplätze kontrollieren. Bettwanzen hielten sich bevorzugt in der Nähe des Schlafplatzes auf, insbesondere im Bereich des Kopfteils, in Ritzen und Fugen. Auch ein Blick unter die Matratze sei sinnvoll. Typische Hinweise seien kleine dunkle Punkte oder rötliche Blutflecken – beides Hinterlassenschaften der Tiere. Finde man solche Spuren, sollte man sehr vorsichtig sein, das Hotelpersonal informieren und wenn möglich ein anderes Zimmer verlangen. Darüber hinaus gebe es praktische Schutzmaßnahmen: Koffer möglichst nicht direkt auf dem Bett oder Teppichboden abstellen, sondern auf einem Gepäckständer oder einer harten Oberfläche. Kleidung könne man während des Aufenthalts in verschlossenen Beuteln aufbewahren, um ein Einschleppen zu erschweren. Nach der Reise empfehle es sich, alle Textilien bei mindestens 60 Grad zu waschen oder in den Trockner zu geben, da Bettwanzen und ihre Eier diese Temperaturen nicht überleben. „Ganz verhindern lässt sich das Risiko zwar nicht, aber mit Aufmerksamkeit, einem geschulten Blick und einfachen Hygieneregeln kann man die Gefahr, Bettwanzen einzuschleppen, deutlich reduzieren“, so Lubos.

Breites Spektrum an Bekämpfungsmethoden

In der Bekämpfung von Bettwanzen steht dem Schädlingsbekämpfer derzeit ein relativ breites Spektrum an Methoden zur Verfügung. Klassisch werden chemische Insektizide eingesetzt mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Pyrethroide, aber auch Wirkstoffe wie Chlorfenapyr oder Geraniol. Diese Substanzen sind grundsätzlich wirksam, allerdings stößt man damit zunehmend an Grenzen. Zum einen, weil immer mehr Wirkstoffe wegfallen und keine hinzukommen (*). So wurde seit 2019 kein neuer chemischer Wirkstoff mehr zugelassen, während 76 chemisch-synthetische Wirkstoffe weggefallen sind (**). „Das ist eine drastische Entwicklung“, so Lubos, „die den Schädlingsbekämpfern die Arbeit unnötig erschwert. Zum anderen sind bereits Resistenzen gegenüber Pyrethroiden bei Bettwanzen bekannt, was die Wirksamkeit dieser Stoffgruppe deutlich einschränken kann.“

Die gute Nachricht: In der Bettwanzenbekämpfung sind chemische Mittel nur ein Teil im Werkzeugkoffer der Schädlingsbekämpfer neben alternativen Verfahren. Dazu gehören mineralische Produkte wie Silikatstäube oder Diatomenerden, die mechanisch auf die Tiere einwirken, indem sie die Schutzschicht ihres Körpers zerstören und sie austrocknen lassen. Sehr effektiv sind auch physikalische Methoden wie Hitze- oder Kältebehandlungen: Bei Temperaturen von über 50 Grad Celsius sterben Bettwanzen in allen Entwicklungsstadien ab, ebenso überleben sie keine anhaltende Kälteeinwirkung.

In der Praxis gilt: „Bei einem beginnenden Befall können chemische Produkte oft schnell und effektiv eingesetzt werden, bei starkem oder länger bestehendem Befall – etwa in einem Hotelbetrieb – führt jedoch in der Regel nur eine Kombination verschiedener Methoden zum Erfolg“, erklärt Lubos. Das heiße: chemische Behandlung in Kombination mit Silikatstäuben oder Hitze, eventuell ergänzt durch gezielte Kältebehandlungen. Entscheidend sei also ein integrierter Ansatz, der unterschiedliche Werkzeuge miteinander verbinde, um nachhaltig und wirksam gegen Bettwanzen vorzugehen.

Kotstellen am Versteck der Bettwanzen am Fuß eines Boxspringbettes
Steckdosen sind beliebte Verstecke

Neue Formulierungen und Anwendungsstrategien gesucht 

Nun stehen die Hersteller von Bekämpfungsmitteln durch die zunehmenden Resistenzen unter erheblichem Innovationsdruck. Es reicht heute nicht mehr aus, lediglich neue Wirkstoffe zu entwickeln – auch wenn das dringend notwendig wäre. Parallel dazu werden neue Formulierungen und Anwendungsstrategien gesucht, die vorhandene Wirkstoffe trotz Resistenzen weiterhin wirksam machen.

„Ein Beispiel dafür“, so Lubos weiter, „ist unser Produkt k-Othrine Partix, das in der Schabenbekämpfung ohne Wirksamkeitsverlust in einer deutlichen geringeren Dosierung eingesetzt werden kann. Bei der Erstbehandlung gegen Bettwanzen ist jedoch die doppelte Menge zu verwenden, um eine erhöhte Wirksamkeit auch bei bestehenden Resistenzen zu ermöglichen.“ Hintergrund sei, dass Bettwanzen unterschiedliche Resistenzmechanismen entwickeln können – zum Beispiel Zielort-Resistenzen oder metabolische Resistenzen. Diese würden sich durch eine Art „Überschwemmungseffekt“ mit Pyrethroiden zumindest teilweise überwinden lassen. Besonders interessant sei jedoch die neue Formulierungstechnologie von k-Othrine Partix: „In klassischen Pyrethroidprodukten liegen die Pyrethroide in Form winziger Kristalle von etwa zwei Mikrometern vor. Nach dem Aufsprühen auf glatten Oberflächen wie Glas, Fliesen oder Metall verteilen diese sich gleichmäßig auf der Oberfläche. Auf porösen Oberflächen gibt es dagegen ein Problem: Gerade in Schlafzimmern haben wir es mit vielen porösen Materialien zu tun – Textilien, Tapeten, Holz. Bei diesen versickern die Kristalle in mikroskopisch große Ritzen und Spalten. Trotz ausreichender ausgebrachter Wirkstoffmenge verfehlt der Produkteinsatz so seine Wirkung.“

K-Othrine Partix setzt genau hier an: Der Wirkstoff Deltamethrin wird in ein natürliches Polymer eingebettet, wodurch das Kristallpartikel eine Größe von etwa 20 Mikrometern enthält – also zehnmal so groß wie üblich. Diese Polymerteilchen bleiben stabil auf der Oberfläche liegen und verbessern somit die Bioverfügbarkeit. Wenn eine Bettwanze über die behandelte Oberfläche läuft, ist die Wahrscheinlichkeit eines direkten Kontakts mit dem Wirkstoff deutlich erhöht, da die größeren Partikel schlechter in die Ritzen und Spalten eindringen. Durch die somit verbesserte Verfügbarkeit ist insgesamt eine geringere Wirkstoffausbringung ohne Wirkverluste möglich. „Das Produkt ist somit effizienter und ökologischer als andere“, betont Christian Lubos. Das zeige: „Die Zukunft in der Bekämpfung liegt nicht nur in der Suche nach völlig neuen Substanzen, sondern auch in intelligenten Formulierungen und Anwendungsstrategien, die die Arbeit mit vorhandenen Wirkstoffen optimieren und resistenzbedingte Schwächen kompensieren.“

Wirksamstes Frühwarnsystem ist geschultes Personal

Gibt es Frühwarnsysteme oder vorbeugende Maßnahmen gegen Bettwanzen in Beherbergungsbetrieben? Lubos: Gerade in Beherbergungsbetrieben sei die Gefahr groß, dass Bettwanzen eingeschleppt werden. Das geschehe zum einen durch Gäste, die Bettwanzen unbewusst im Gepäck mitbringen. Zum anderen spiele auch die Wäscherei eine Rolle: „In Hotels werden große Mengen an Bettwäsche und Handtüchern gesammelt, gewaschen und über Servicewagen wieder verteilt. Dabei können Bettwanzen oder ihre Eier von einem Zimmer in ein anderes verschleppt werden. Genau das macht das Thema so komplex.“ Frühwarnsysteme und vorbeugende Maßnahmen seien daher entscheidend: „Hotels brauchen klare Konzepte, um einen Befall möglichst frühzeitig zu erkennen und schnell zu reagieren. Das bedeutet: regelmäßiges Monitoring, also eine systematische Kontrolle der Zimmer und typischen Versteckplätze. Manche Betriebe arbeiten mit Klebefallen oder speziellen Detektionsgeräten, entscheidend bleibt aber immer auch die geschulte Wahrnehmung der Mitarbeiter.“

Als zentralen Punkt nennt Lubos daher die Schulung des Personals: „Vor allem das Housekeeping und die Reinigungskräfte sind diejenigen, die Bettwanzen am ehesten entdecken können – vorausgesetzt, sie wissen, worauf sie achten müssen.“ Das große Problem: In diesem Bereich gebe es eine hohe Personalfluktuation. Daher genüge es nicht, einmalig eine Schulung anzubieten. Hotels müssten kontinuierlich nachschulen und sicherstellen, dass neue Mitarbeiter von Anfang an für das Thema sensibilisiert werden. „Kurzum: Ein wirksames Frühwarnsystem besteht nicht nur aus technischen Hilfsmitteln, sondern vor allem aus geschultem Personal, klaren Routinen und einer schnellen Reaktionskette. Nur so lässt sich verhindern, dass ein eingeschleppter Einzelfall zum massiven Befall wird.“

(*) https://www.topagrar.com/acker/news/iva-deutschland-gehen-die-pflanzenschutzmittel-aus-20010694.html
(**) https://www.presseportal.de/pm/16070/5950702

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