Andreas Stapfer, Ausbildungsleiter bei Rentokil, im Gespräch über das Schädlingsbekämpfungsthema Fliegen.

Reinigung aktuell: Fliegen haben bekanntlich ein sehr großes Keimübertragungspotenzial. Welche Bereiche sind davon besonders betroffen?
Andreas Stapfer: Hauptsächlich natürlich Gastronomie und Lebensmittelbereiche, da wo vorrangig offene Lebensmittel sind. An diesen Plätzen ist die Gefahr der Keimübertragung durch Fliegen am größten. Aber natürlich hinterlässt die Fliege überall, wo sie landet, und auf jeder Oberfläche, auf der sie sitzt, Verkeimungen.
Reinigung aktuell: Aber zum Beispiel in einer Wohnhausanlage wird wegen Fliegen kaum der Schädlingsbekämpfer gerufen, oder?
Andreas Stapfer: Das ist eher die Ausnahme. Es mag schon vorkommen, zum Beispiel wenn es sich um überwinternde Fliegen handelt, die sich im Herbst verkriechen. Im Frühjahr, wenn es warm wird, werden die Fliegen dann in Scharen wach und fliegen aus. Bei einer derart großen Belastung kann dann schon mal der Schädlingsbekämpfer gerufen werden.
Reinigung aktuell: Wie passiert eine Keimübertragung durch Fliegen?
Andreas Stapfer: Fliegen sind Fluginsekten und landen überall. Wo überall, das möchte man vielleicht gar nicht so genau wissen. Bereits die Fliegenmade, das Jungtier der Fliege, entwickelt sich in einer Futterquelle, oft im Abfall oder in Fäkalien. Dadurch hat sie bereits Verkeimungen am Körper, die sie überall hin mitnimmt und auf ihren Landeplätzen hinterlässt. Das kann auch auf der Haut des Menschen sein, oder eben im Mittagessen.
Auch die Nahrungsaufnahme von beispielsweise Stubenfliegen, die bei uns sehr häufig vorkommen, funktioniert so, dass sie erst einen Teil des Mageninhaltes auf ihr Futter erbrechen, um ihre Mahlzeit vorzuverdauen. Anschließend wird diese aufgesaugt. Eine Gefahr durch ihre Hinterlassenschaften ist dadurch jedenfalls gegeben. Deshalb ist es gerade in der Gastronomie sehr wichtig, eine gute Strategie und gute Fliegenfanggeräte zu haben, damit die Speisen nicht durch Fluginsekten verschmutzt und Gäste nicht verärgert werden.
Für eine zufriedenstellende anhaltende Lösung ist Vorbeugen das Wichtigste.
Reinigung aktuell: Ist, was Verkeimungen betrifft, Fliege gleich Fliege?
Andreas Stapfer: Jedes Fluginsekt kann natürlich Verkeimungen übertragen, je nachdem, wo es vorher gelandet ist und welche Krankheitskeime es aufgenommen hat. Die Stubenfliege ist aber hier schon vorrangiger zu betrachten, weil sie Lebensmittel und Abfälle jeglicher Art von Menschen und Tieren direkt anfliegt. Eine Wespe beispielsweise hat eine andere Lebensweise und verhält sich anders, daher ist bei Fliegen, die in unmittelbarer Nähe des Menschen vorkommen, das Hygienethema und die Keim- und Krankheitsübertragung schon hervorzuheben.
Reinigung aktuell: Also egal ob Stubenfliege oder Fruchtfliege?
Andreas Stapfer: Na ja, die Fruchtfliege ist natürlich in Obst zu finden, in gärenden Lebensmitteln und alkoholischen Getränken, zum Beispiel bei schlecht ausgewaschenen offenen Flaschen. Da mag die Keimübertragung etwas geringer sein als bei anderen Fliegenarten, wie bei einer Stubenfliege, die möglicherweise direkt von der Biotonne kommt oder von den diversen Hinterlassenschaften von Tieren. Es macht schon einen Unterschied. Aber natürlich kann eine Fruchtfliege genauso Verkeimungen am Körper haben, je nachdem, wo sie vorher war.
Reinigung aktuell: Worauf sollte ein Gastronomiebetrieb bezüglich Fliegen besonders achten? Wann ist es Zeit, den Schädlingsbekämpfer zu rufen?
Andreas Stapfer: Die erste Botschaft heißt: Vorbeugen. Und das kann jeder machen. Dazu braucht man noch keinen Schädlingsbekämpfer. Türen und Tore geschlossen halten, Fliegengitter anbringen, das macht schon Sinn. Auch das Personal schulen, Türen nicht zu lange unnötigerweise offen lassen. Das sind wichtige Tipps, die bei Einhaltung sehr viel bewirken können. Und natürlich Hygiene, Reinigung, Lebensmittelreste möglichst gleich entsorgen. Können Lebensmittelreste, die es zu entsorgen gilt, nicht sofort entsorgt werden, sollten sie solange in einem gekühlten Bereich aufbewahrt werden. Bestenfalls gibt es einen Kühlbereich oder Kühlcontainer. Die gibt es auch in kleineren Versionen, es muss nicht gleich eine ganze Kühlhalle sein.
Reinigung aktuell: Welche modernen Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
Andreas Stapfer: Fliegenfangfallen sind als eine Reduktionsmaßnahmen anzusehen und für Lebensmittelbetriebe unerlässlich. Eine Bekämpfungsmaßnahme wäre zum Beispiel, eine Raumvernebelung mit Kurzzeitpräparaten zu machen, denn Fliegen können überall sitzen, auch an der Decke.
Reinigung aktuell: Das geht dann nur außerbetrieblich…
Andreas Stapfer: Ja, das geht leider nur außerbetrieblich. Darum ist vorbeugen für den Kunden schon sehr wichtig, denn sonst kann es sein, dass, beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, die Produktion für eine Behandlung durch den Schädlingsbekämpfer zu unterbrechen ist.

Reinigung aktuell: Und vorbeugen geht nur physikalisch?
Andreas Stapfer: Es gibt verschiedene Produkte und Fliegenfallen, die man sich besorgen oder auch mieten kann, beispielsweise UV-LED-Fliegenfallen, Fliegensäcke oder Granulate usw. Damit bewirkt man eine gewisse Reduktion. Für eine zufriedenstellende anhaltende Lösung ist aber Vorbeugen das Wichtigste, also geschlossene und gut abschließende Türen und Tore, Fliegengitter, Hygiene, geschlossene Behälter, Bereiche kühlen.
Reinigung aktuell: Thema LED-UV-Technologie: Wer hat das entwickelt und wie funktioniert es?
Andreas Stapfer: Die Lumnia UV-LED-Fliegenfalle, die Rentokil am Markt hat, ist ein Eigenprodukt von Rentokil. Im Gegensatz zu den bisher allgemein verwendeten Geräten zeigt sie eine verbesserte Lockwirkung. In unserer hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung wurde diese getestet und auf Wirksamkeit geprüft, und wir können mit Stolz sagen: Sie ist die beste am Markt. In unserer Lumnia-Fliegenfallen-Familie gibt es für jede Anwendung ein passendes Gerät. Sogar die Farbe kann man sich beim Modell Compact aussuchen. Je nach Gegebenheit kann man die Fluginsektenfalle entweder an der Wand montieren, bei Eindringstellen, beispielsweise einer Tür, sodass man die eindringenden Fliegen relativ rasch wegfangen kann. Es gibt auch Deckengeräte für Insekten, die bereits weit in den Raum hinein gekommen sind. Aber besser ist, man bringt das Gerät sinnvollerweise gleich bei der Tür an.
Je nach Raumgröße und Anforderungen gibt es Lumnia auch in verschiedenen Varianten. Es gibt sie mit zwei Röhren, mit drei Röhren, je nachdem, wie groß der Betrieb ist. Auch das Thema Nachhaltigkeit hat uns bei der Entwicklung der Lumnia-Serie beschäftigt. Deswegen haben wir unsere Fluginsektenfallen auf LED umgestellt. Die alten Röhren werden sowieso bald aus Umweltgründen verschwunden sein. Die LED-Technologie hat zudem Vorteile wie den geringen Stromverbrauch, der jährliche Röhrentausch fällt weg, da sie länger UV-Licht abgeben und nicht so schnell kaputt gehen.
Reinigung aktuell: Woran wird im Bereich Fliegenbekämpfung noch weitergetüftelt, was kann noch verbessert werden?
Andreas Stapfer: Die Zukunft bringt unter anderem smarte Kameras, die im Fliegengerät verbaut sind und eine schnellere online-basierende Auswertung des Befalles ermöglichen. Durch eine KI können dann zusätzlich auch die verschiedenen Spezies erkannt werden. Damit kann schneller und bedarfsorientierter agiert werden. Das ist ein großer Vorteil für den Kunden, da Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können.
Reinigung aktuell: Also Monitoring?
Andreas Stapfer: Genau! Je nach Befall und Bedarf wird man zukünftig schneller und besser reagieren können. Derzeit folgt man einem gewissen Serviceinterval, um die Klebefolien je nachdem, wie die Befallsstärke ist, monatlich, alle zwei Monate, einmal im Quartal zu wechseln. Durch neue Technologien, auch in der Kameratechnik, der künstlichen Intelligenz, durch Monitoring und vorbeugende Maßnahmen können wir unseren Kunden ein noch besseres, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Service bieten und bei einem Schädlingsbefall in Echtzeit reagieren. Damit werden die Schäden für den Kunden durch Schädlinge minimiert. Hier ist Rentokil der Vorreiter am Markt, denn bereits durch unsere derzeitigen digitalen Systeme ist der Kunde rund um die Uhr geschützt. Die Zukunft bringt aber noch viel mehr!